Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Musik Streaming: Spotify macht den Gratis Laden dicht. Es hat sich ausgestreamt

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Interessantes tut sich in Schweden im Bereich der Musik Streamingdienste:
Der in Schweden durch Medienpushing extrem populär gewordene Radio On-Demand Streamingdienst Spotify tritt ab dem 1. Mai auf die Notbremse. Kostenloses Musikhören gehört demnächst, wie erwartet, in Schweden zur Vergangenheit. Wie der Eigner von Spotify in einer schmallippigen Mitteilung im Spotify Blog veröffentlichte wird ab dem 1.Mai das ‚kostenlose‘ Hören von Musikstücken bei Spotify weitgehend verhindert. In den Kommentaren zu der Mitteilung wird vielfach davon gesprochen, dass Spotify sozusagen den Laden ‚dicht‘ macht. Ab Mai werden nur noch 10h für jeden Gratis Nutzer als kostenlose Hörzeit zur Verfügung stehen. Kein Lied darf öfter als 5 Mal im Monat von einem Gratisnutzer angehört werden. Das ist natürlich erst der Anfang, der erste Schrtitt hin zum Abgriff der Gratis Nutzer, die zum Kauf eines Premium Abos gedrängt werden sollen. Böse Zungen würden behaupten: Angefixt, ausgetrickst, Abo-Falle…. Endgültiges Ziel dürfte sein Spotify komplett in ein Bezahlmodell umzuwandeln. Ein Premium Account kostet bei Spotify derzeit teure 10 bis 12€ im Monat (je nach Land).
 
Info: Was ist ein Musik Streaming Dienst?
Derartige Streamingdienste sind im Grunde nichts weiteres als Radio-On-Demand mit ein paar Zusatzfeatures. Man könnte auch sagen: Youtube mit Musik aber ohne Videos. Grundidee ist: Man kann sich sozusagen seine eigene ‚Radiosendung‘ mit Lieblingstiteln zusammenstellen, oder einfach von einem Generator zufällig ausgewählte Titel abspielen, oder sich ganze Alben anhören. Mehr oder weniger nichts anderes passiert im Radio, oder eben bei Youtube. Wichtig dabei: keines der Musikstücke, die über einen Streamingdienst angehört werden können, gehen in die dauerhafte Verfügungsgewalt des Nutzers über. Kündigt man seinen Account beim Streamingdienst (oder geht der Pleite, was ja auch eine Option ist) gehen alle Favoritenlisten und Abspiellisten natürlich unwiederbringlich verloren. Youtube und Radio sind beide ohne Accounts nutzbar.
Einen vom Musik Inhalt her weitgehend gleichwertigen Dienst, wie der von Spotify, bietet der deutsche Musikdownload Shop Musicload in Deutschland schon seit Jahren ohne großen Erfolg an. Musicload Streaming ist sogar noch günstiger, als das des schwedischen Anbieters und kostet 8,95€ bis 8,65€ pro Monat mit unlimitierten Zugriff auf angeblich 5,5 Mio Musikstücke. Das Musicload Streaming ist aber auf einen Coumputer bezogen und ist z.B. auf Handys nicht nutzbar.
Spotify behauptet mit seinem Premium Dienst Zugriff auf 7 Mio Musikstücke zu gewähren (manchmal wird auch von 8 Mio gesprochen). Unabhängig verifizierbar sind sowohl die Musicload, wie auch die Spotify Daten nicht. Beweise für die Anzahl der tatsächlich vorhandenen Musikstücke fehlen.

 
Schwedens ‚Spotify reloaded‘ in Deutschland:
Mit dem genau gleichen Geschäftsmodell, wie Spotify, quasi einer Kopie also, trat in Deutschland der u.a. von einem großen Medienunternehmen und von man könnte sagen ‚Heuschrecken‘ mitfinanzierte Dienst Simfy schon vor über einem Jahr auf den Markt. Seltsamerweise war die GEMA nicht bereit sich mit der Firma Spotify über Vergütungsmodalitäten zu einigen. Mit der Simfy GmbH mit Sitz in Köln klappte das aber anscheinend. Man muss vermuten, dass Simfy bereit ist der GEMA höhere Vergütungen pro gestreamten Song zu überweisen, als es Spotify wollte. In letzter Zeit ist ausserdem eine bedeutende Ausweitung der Werbeaktivitäten von Simfy zu beobachten.
Sehr hoch wahrscheinlich ist daher, dass Simfy schon bald von Gratis denn auch nichts mehr wissen will. Aber erstmal wird natürlich mit ‚alles Gratis‘ gelockt. Trick 17. Auch Simfy will natürlich möglichst viele Gratisnutzer schnell zu Premium Zahlkunden machen, warum sonst macht man eine teuere Werbekampagne? Das Simfy Musikabo wird dann mindestens 10€ im Monat kosten. Wer glaubt dauerhaft technisch einwandfreien Gratis Zugriff auf Millionen Songs zu bekommen, der wird sich wahrscheinlich schon bald wundern. Gratis Zugriff bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man Werbung präsentiert bekommt. Mit den Werbeeinnahmen will Simfy, genau wie Spotify, Lizenzgebühren an die Musikindustrie und die GEMA finanzieren und noch dazu Gewinn generieren. Von einem tatsächlich erzielten Gewinn hat man bei Simfy aber noch nie etwas gelesen. Die deutsche Musikindustrie unterstützt das Simfy Projekt offensichtlich relativ breit. Alle großen Musik Konzerne (Universal, Sony, Warner, EMI) sitzen Hand-in-Hand mit im Boot.

 
Streamingdienste sind unserer Einschätzung nach nur etwas für echte Heavy Musiknutzer/käufer, die absolut keinen Wert darauf legen Musikstücke unabhängig vom Umfeld eines bestimmten Anbieters ‚besitzen‘ zu wollen. Mit ‚besitzen‘ meinen wir die weitgehend uneingeschränkte Verfügungsgewalt. Laut Copyrightgesetzt kann man als Käufer kein Musikstück ‚besitzen‘. Stattdessen wird nur die Nutzung des Musikstückes (d.h. das Hören, Brennen und Kopieren) meist unbegrenzt vom Copyrightinhaber des Werkes erlaubt.
Für die große Mehrzahl von Musikkunden, die in den allermeisten Fällen nur gelegentlich Musik kaufen, lohnen sich Streamingdienste in der Bezahlversion in keinem Fall. Für solche Fälle reicht es unserer Ansicht nach vollkommen aus ein Online Radio einzuschalten. Das geht auch mit einem Handy per App. Dafür zahlt man ja schliesslich u.a. seine 8€ im Monat GEZ Abgaben für Radio.
Sollte man nun einen Streamingdienst nutzen, wenn er werbefinanziert kostenlos ist? Das kann man natürlich. Aber man sieht am Beispiel Spotify, dass auf Dauer keineswegs geplant ist Musik in großer Breite kostenlos anzubieten. Auch meinen wir, dass es ganz sicher nicht vorteilhaft ist, sich bei seinem Musikkonsum auf einen einzelnen Anbieter zu konzentrieren. Sowas wird nur zu gerne irgendwann mal ausgenutzt. Wir denken da vor allem an Preiserhöhungen, die jederzeit möglich sind und auch saftig ausfallen könnten.

 
Am Ende bleibt dann noch eine simple Frage: Die Musikindustrie unterstützt per Lizensierung Kostenlos-Musikangebote, erhöht aber gleichzeitig die Preise für Song Downloads teilweise sogar drastisch. So ganz logisch passt das wirklich nicht zusammen. Wenn es anscheinend eh keinen Unterschied macht, ob man über einen Song die Nutzungsgewalt hat oder nicht, dann könnte, ja müsste man die Song Downloadpreise drastisch senken, oder nicht? Durch den so erreichbaren viel größeren Kundenkreis könnte man auch gut Umsatz machen. So müsste man keine Abo Fallen, die sich vordergründig mit dem beliebten Wort Gratis schmücken, ins Netz stellen. Wir meinen: Belohnt werden müssen die, die Musik tatsächlich noch kaufen, doch nicht die, die eh nur illegal downgeloadet haben, jetzt bei Spotify, oder Simfy rumturnen, und sowieso keinen Gedanken daran verschweden je für Musik zahlen zu wollen…
Ganz zu schweigen davon, dass die Industrie ständig davon schwadroniert, dass Musik nicht ‚entwertet‘ werden soll. Lizenzen gerade für diese Entwertung werden aber verteilt. Jedoch nicht an alle natürlich. Simfy darf, Spotify anscheinend nicht…und Youtube? Ist im Grunde auch nichts anderes…

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nope
nope
17. November 2012 09:20

Ich höre wirklich viel Musik, so richtig viel, aber Spotify mag ich nicht wirklich. Dabei bin ich etwas altmodisch, denn ich liebe es in den Musikladen zu gehen und umherzuschmöckern. Es tut mir leid, aber ich halte es nicht für gut, dass die Menschen alles nur noch digital machen.

Inzwischen kann man sich von einer Xbox mit Kinect Maß nehmen lassen und passende Klamotten bestellen, Musik so viel man will online hören, Filme über VOD schauen und sich bei Amazon alles bestellen wovon man träumt. Sogar Lebensmittel kann man sich Wöchentlich bestellen und eigentlich braucht man nicht mehr außer Haus, toll oder?

Videotheken, Musikläden und Büchereien sterben aus, Menschen werden immer weniger Kontakt miteinander haben und dadurch Psychische Störungen bekommen (im übrigen Merkt man das jetzt schon). Dann sitzen wir alle Zuhause herum und starren in unsere iPads, juhu.

Fazit: Ich hoffe Spotify geht unter.

Guy Incognito
Guy Incognito
17. April 2011 14:33

Soweit ich weiß konnte man auch vorher nur 20 Stunden pro Monat gratis bei Spotify hören… da macht es für mich dann auch keinen soo großen Unterschied aus, weil es sich vorher schon nicht als kostenlose Permanent-Beschallung geeignet hat.
Und dass man damit Geld verdienen will ist ja wohl klar, oder meint ihr Musik kann immer überall nach Wunsch kostenlos verfügbar sein, und das am besten auch noch ohne Werbung?
Viel interessanter als die Streamingdienste fände ich ein Modell wie in Südkorea… dort kann man für einen monatlichen Abopreis von ca. 10-15€ jeden Monat 40-50 Songs downloaden (und dann auch für immer behalten). Südkorea hat dadurch die weltweit höchsten Download-Verkaufszahlen und als einziges Land der Welt einen konstant wachsenden Musikmarkt.

Elisa
Elisa
17. April 2011 07:36

Ich schließe mich der im Text erwähnten Möglichkeit mit dem Online Radio an. Ich nutze Streaming-dienste überhaupt nicht mehr da ich damit schlechte Erfahrungen gemacht habe und am Ende bezahlt man für etwas was man auch kostenlos und vielleicht sogar noch besser bekommen könnte. Ich nutze seit rund eineme Jahr Internetradio und bin vollkommen zufrieden. Die Musikauswahl ist dort sehr gut und man hört gute Moderationen was aber auch nicht immer ist da ein Internetradio ja auch viele Musikstrecken am Tag hat und das auch mal ganz schön sein kann wenn man einfach mal seine Ruhe vom GElabere bekommt was man im normalen Radio ja nicht hat. Normales Radio nervt mich sowieso an weshalb meine MUsik ausschließlich aus dem Internet kommt. Ich habe mir auch schon überlegt irgedndwann ein Wlan-Radio zu kaufen damit ich im gesamten Haus Internetradio hören kann. Außerdem gibt es ja schon die Möglichkeit von Autoradios die auch ein Internetradio eingebaut haben. Mal schauen was da noch so kommt.

Liebe Grüße Elisa.