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Bertelsmann zieht sich aus Musikgeschäft zurück

Der in Gütersloh bei Bielefeld beheimatete Medienkonzern Bertelsmann, der unter anderem Mehrheitseigner des TV-Konzerns RTL ist, verkauft seinen 1,5 Mrd $-Anteil am bisher mit Sony gemeinsam betriebenen Musikkonzern SonyBMG zu einem unbekannten Preis an seinen japanischen Partner Sony und gibt fast alle Aktivitäten im Musikgeschäft auf. SonyBMG wird in Zukunft als Sony Music Entertainment Inc. mit Sitz in New York firmieren.
Es gibt fortan kein deutsches Unternehmen mehr, dass Einfluss auf das internationale Musikbusiness hat. Auch dürfte die Bertelsmann-Entscheidung negative Auswirkungen auf den deutschen Musikmarkt haben, da es neue deutsche Acts ungleich schwerer haben werden einen Vertrag mit dem nun voll im ausländischen Besitz befindlichen Konzern Sony zu bekommen.
Es ist zu vermuten, dass Sony stattdessen stärker auf Acts mit internationalen Perspektiven setzen wird, da deren Promotionskosten deutlich günstiger sind, als Künstler, die nur den relativ kleinen deutschen Markt im Blick haben.
Als Grund für den Verkauf seiner Anteile gab Bertelsmann an, dass das Musikgeschäft auch auf mittlere Sicht keine Wachstumsbranche mehr sei und daher Bertelsmann an diesem Geschäft keine Interesse mehr habe.
Dazu ist zu sagen, dass insbesondere SonyBMG durch eine verfehlte Politik seiner Manager vor allem in den Bereichen Promotion, Vertrieb, Repertoire und auch Preisgestaltung voll der Krise im Musikmarkt ausgesetzt ist. Dennoch erzielte SonyBMG 2007 einen operativen Gewinn von 180 Millionen Euro bei einem Umsatz von 3 Mrd Euro. Ungünstig für die Gewinnentwicklung bei SonyBMG ist aber auch, dass sich viele eigentlich bei SonyBMG unter Vertrag stehende Künstler dazu entschliessen Verträge mit unabhängigen Tourneeveranstaltern abzuschliessen. Zur Haupteinnahmequlle der meisten Künstler sind nämlich Live-Auftritte geworden. Erfolge in den Musikcharts sind meist nur noch der Transmissionsriemen, um hohe Eintrittspreise bei Konzerten verlangen zu können bzw. um überhaupt ausreichend Karten für eine Konzert-Tour absetzen zu können.

Wie zu hören ist erlitt SonyBMG im ersten Halbjahr 2008 einen erheblichen Umsatzrückgang beim Verkauf von Album CDs und einen sehr schweren Einbruch beim Verkauf der besonders gewinnträchtigen Single CDs (Europa/Japan). Vor allem das Geschäft in Europa läuft wohl unterdurchschnittlich. Wer natürlich mit Preisanhebungen auf sinkendes Konsumenteninteresse reagiert darf sich nicht über noch weiter sinkende Verkäufe wundern. Festzstellen ist auch, dass keine drastischen Aktivitäten festzustellen sind, die das digitale Geschäft anschieben könnten. Hier setzte SonyBMG, wie andere auch, auf die Pirateriebekämpfung, verlor dabei aber wohl die Wünsche vieler Konsumenten, aber auch die wünsche der eigenen Künstler aus den Augen.

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bei-Bertelsmann-spielt-die-Musik-nicht-mehr–/meldung/113862

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