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Preiserhöhungsorgie bei Downloadshops führt zu Absatzeinbruch

Kräftige Preiserhöhungen der bislang in Deutschland marktführenden Musikdownload-Shops iTunes und Musicload im Bereich Einzeldownloads führen bei beiden Anbietern zu erheblichen Absatzrückgängen sowohl bei Einzel-Downloads, als auch bei den nicht im Preis erhöhten Album Downloads.
In der Spitze verteuerten sich Einzeldownloads um 30%. Einige Titel werden mittlerweile zu einem sagenhaft hohen Stückpreis von bis zu 2,19€ verkauft.

Die von den Musikkonzernen durchgedrückten höheren Preise verursachten eine erhebliche Kundenabwanderung von diesen beiden Anbietern zu anderen Martkteilnehmern. Insbesondere der neue Downloadshop des Online-Händlers Amazon Deutschland konnte eine große Zahl von Neukunden gewinnen. Aber auch andere Shops, die noch immer zum Festpreis von 0,99€ je Titel verkaufen sahen einen Kundenzulauf.

Amazon, dessen MP3 Musik Downloadshop im April 2009 in den Markt eintrat, bietet derzeit Musiktitel grundsätzlich günstiger an, als alle anderen deutschen Händler. Teilweise unterschreiten Preise für Einzeldownloads den Höchstpreis der anderen Shops um 50%.
Auch ganze Alben sind z. Zt. bei Amazon um im Schnitt immerhin 45-55% günstiger als der vergleichbare Durchschnittspreis von iTunes und Musicload.
Diese sehr niedrigen Preise dürften aber nur eine relativ kurzfristige Erscheinung sein, um den Amazon-Shop bekannt zu machen. Über kurz oder lang werden bei Amazon die Preise ganz sicher steigen.

Unverständlich bleibt, warum gewagt wurde die Preise für Musik Downloads überhaupt so exorbitant anzuheben. Das Marktumfeld ist nämlich, besonders in Deutschland, für Preiserhöhungen gar nicht geeignet gewesen. Die Erhöhungen wirken wie Gift auf das erwachende Kaufinteresse deutscher Musikfans, gerade in einer Zeit der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit.
Unerklärlicherweise hat sich die deutsche Musikindustrie nach den Preiserhöhungen gerichtet, die in den USA und England bei den dort jeweils führenden Musikshops iTunes und Amazon durchgedrückt wurden. In den USA ist allerdings die Nachfrage nach Musikdownloads pro Kopf um das 7fache, in Großbritannien um das 3,5fache höher, als in Deutschland. Höhere Nachfrage kann dort Preissteigerungen eventuell sogar als gerechtfertigt, wenigstens aber als durchsetzbar, erscheinen lassen.
Beachtenswert bleibt, dass in den USA und Großbritannien selbst die teuersten Einzeldownloads umgerechnet immer noch billiger als 0,99€ sind. Dies macht umso deutlicher, wie schädlich und kontraproduktiv Preiserhöhungen in Deutschland sind. Die Nachfrage in Deutschland ist noch nicht entwickelt genug, um derart hohe Preise verlangen zu können. Die Musikindustrie hingegen bleibt wie Pattex an altem Denken kleben und versucht kurzfristig höhere Gewinne zu realisieren. Gerade das unreflektierte Kurzfrist Gewinndenken war jedoch einer der Auslöser der gegenwärtigen allgemeinen Krise. Es verwundert nicht wirklich, dass gerade die Musikindustrie weiterhin dem ‚rausholen was geht‘ und dem ‚Melk-Kuh Kunde‘-Gedanken verhaften bleibt.
Wichtig zu wissen in diesem Zusammenhang ist, dass die großen Musikindustriekonzerne, aber auch viele unabhängige Label, einen nicht unerheblichen Schuldenberg, teilweise in Milliarden-Höhe, vor sich herschieben. Die Banken scheinen auch bei dieser Industrie die Daumenschrauben anzuziehen…

Quellen: eigene Ermittlungen, Artikel beim News-Branchendienst heise.de

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