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Gönn Dir: erstaunlich erstaunlich – but not the real No 1

So so so, da hat sich ein gewisser Tim aus Köln, alias Twenty4Tim auf Platz 1 der Chartermittlung der deutschen Musikindustrie platzieren können. Amüsant!
Diese Platzierung werten wir als ‚recht erstaunlich bis slapstickmäßig‘. Man könnte sogar auf die natürlich ‚verstrahlt strohdumme‚ Idee kommen, das dabei nen Rechner Kapriolen geschlagen hat. Aber wir wissen ja, diese Musikindustriecharts hat den höchstmöglichen Informationsgehalt, den eine Chart je gehabt hat und je haben wird. Gut ok, ’sie‘ geben nicht bekannt wie genau ihre Chartpositionen zusammengeklöppelt werden, aber is ja egal, stimmt 100%ig.

Haken an der Sache ist, dass der Song ‚Gönn Dir‘ natürlich nicht der beliebteste Song der Woche als Nummer 1 in Deutschland war, soweit man das unabhängig überblicken kann und mit gesundem Menschenverstand einordnen kann.

Es begibt sich aber zum einen so, dass ‚Gönn Dir‘ aus nicht nachvollziehbaren Gründen bei iTunes Deutschland einige wenige Tage lang anscheinend hohe Verkaufszahlen als Tages Nr 1 hat erreichen können. Zudem ist es so, dass ‚Gönn Dir‘ bei Youtube Deutschland Platz 1 hat erreichen können und das mit etwas über 3 Mio Plays. Dazu muss man wissen, dass bei der Chartermittlung der deutschen Musikindustrie nur ca 600 Youtubeplays einem verkauften Download entsprechen. 3 Mio entsprechen demnach 5000 ‚virtuellen Downloads‘.
Ungünstigerweise für den Song erwies sich dessen Erfolg bei Spotify, dem Marktführer was auch die Chartermittlung betrifft, in Deutschland mit Wochenplatz 25 (bei 1,4 Mio Plays) als denn doch sehr, sehr weit, um nicht zu sagen meilenweit von Platz 1 entfernt. (Die Nummer 1 hatte fast 5mal mehr Plays als ‚Gönn Dir‘. Wir wiederholen: 5 mal mehr für ‚Bamba‘!)
Noch weitaus schlechter performte ‚Gönn Dir‘ bei Apple Music mit Rang 91 am Donnerstag, dem letzten Tag der Chartwoche. Bei Amazon Music ist der Song auf Wochen Rang 42 verortet. Beides jetzt nun auch arg weit von der 1 entfernt.

Gönn Dir:
Youtube Wochen Nr 1
iTunes Wochen Nr 1
Spotify Wochen 25
Apple Music 91
Amazon Music 42

Aus diesen Daten ne Wochen Nr 1 zu fabrizieren, das ist mindestens erstaunlich, aber wenig nachvollziehbar…

Summe geteilt durch 5 ergäbe nur 34. Gewichtet nach Playaufkommen und Verkaufszahlen ergibt sich Rang 7.

Gemäß unseren Ermittlungen, bei denen Yoputube-Plays genauso bewertet werden, wie Audiostreams, ergibt sich für ‚Gönn Dir‘, wie oben erwähnt, ein Wochenrang 7 (was eine sehr gute Platzierung darstellt). Der Rückstand zur Nr 1 beträgt sehr hohe 26400 Download-Äquivalente. Rechnet man mit 600 YT Plays = 1 Virtuellen Download vergrössert sich der Abstand gar auf 32000 virtuelle Downloads (bei nur 21000 von Gönn Dir erzielten virtuellen Downloads).

Wir stellen uns nun die einfache Frage: Woher kommen besagte mind. 32000 ‚Virtuelle Downloads‘, die immerhin fast genau 150% der von uns ermittelten Wertungspunktezahl entsprechen?

Es müssen entweder 25000 Downloads zusätzlich verkauft worden sein, oder 18 Mio wertungsfähige TikTok Plays zusammengekommen sein. Ersteres ist nicht gänzlich unwahrscheinlich (es müssten aber an den 3 Tagen an denen ‚Gönn Dir‘ auf Platz 1 der deutschen i Tunes Charts stand im Schnitt pro Tag 8300 Stück verkauft worden sein. Das wären jeweils 25mal mehr als eine durchschnittliche Nummer 1 am Tag erzielt. Peak-Zeiten müssten sogar an das 50fache einer ’normalen Nr 1′ herangereicht haben). Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering bis praktisch undenkbar (theoretisch aber möglich). Wären denn 18 Mio wertungsfähige TikTok Plays denkbar? Das ist auszuschliessen. Wie die Twenty4Tim Nummer 1 zu Stande kam, sollte ‚die Musikindustrie‘ mal genauer aufklären. Wir haben ‚bestimmt‘ was Wichtiges übersehen.

Fazit:
Gönn Dir‚ ist der überschaubaren Datenlage nach keineswegs ‚Nummer 1‘ in Deutschland. Es ist im Grunde ja auch lächerlich, dass sich ein Song ‚Nummer 1‘ nennen darf, der bei Spotify Deutschland in der Wochenwertung nur auf Platz 25 gelandet ist (mit sagenhaften 5,4 Mio Plays Rückstand auf die Nr 1…). 1 Mio Rückstand und auch 2 Mio Rückstand OK, aber 5 1/2 Millionen Rückstand? Ernsthaft? Leider gab es auch schon in der Vergangenheit ähnliche Schein-Nummer 1 Songs (meist verursacht durch hochpreisige Fan Single CD Käufe). Bei Twenty4Tim ist die Lage noch undurchsichtiger. Hier stellt sich die Frage, was dafür hat Sorgen können, dass der Wertungsrechner der Musikindustrie Rang 1 ausgeworfen hat.

Der Song ‚Gönn Dir‘

Gestern aktuell nur auf Rang 67 bei Spotify DE…
In der laufenden Woche muss, naja sagen wir es deutlich, mit einem Totalabsturz gerechnet werden. Wird wahrscheinlich sogar schwierig in der Musikindustriewertung die Top 30 zu halten.

OLJO-Team

View Comments

  • Hi,
    bei dem Song verhält es sich genau so wie in ähnlichen Fällen. Es gab CD-Bundles in seinem Shop, von denen anscheinend einige Tausend verkauft wurden. Dies hat zu dem für Platz 1 benötigten Umsatz geführt.

    • Hi
      das ist ja klar, dass es so gewesen sein muss. Allerdings sind die Chartregeln soweit wir wissen so, dass 'private CD Verkaufsaktionen' (also z.B. in Fan-Shops, die kein breites Angebot an verschiedenen Titeln und Künstlern haben) nicht berechtigt sind an der Chartermittlung der gfk teilzunehmen. Diese Regel galt jahrzehntelang vor allem, um Manipulationen zu verhindern, die bei privat betriebenen Shops leichter sind, als bei von Dritten betriebenen großen Shops. Ob aber die Regel, dass nur Anbieter mit breitem Angebot zugelassen sind, noch gilt bzw tatsächlich auch angewendet wird, das scheint fraglich. Wie es aussieht könnte es sein, dass das nicht mehr der Fall ist. Möglicherweise ist es mittlerweile technisch möglich jedweden Verkaufsvorgang der Ermittlung zuzufügen. Allerdings ist es halt so, dass an gfk nur anonymisierte Daten übertragen werden dürfen (Datenschutz). Eine wirklich Prüfung, ob Verkaufsvorgänge an echte Endverbraucher stattgefunden haben ist daher gar nicht möglich bzw nur in Ansätzen. Wir glauben aber nicht, dass Twenty4Tim (bzw dessen Fanshop) Verkäufe gemeldet hat, die nicht durch echte Endverbraucherverursacht wurden. Die haben wohl stattgefunden, nur sind die eben nicht öffentlich einsehbar. Das finden wir natürlich logischerweise 'blöd'. Er hätte die Dinger ja auch z.B. bei Amazon verkaufen können, ohne auf Gewinne verzichten zu müssen. Es muss also ein gewisses Interesse seitens Twenty4Tim gegeben haben die Bundles selbst zu verkaufen, als es über einen Drittanbieter zu machen. Man kann sich auch vorstellen, dass T4T bei Amazon nicht verkaufen wollte vllt weil er das Bezos Geschäftsmodell nicht gut findet. Aber das weiss man nicht. Viele Grüß0e und Danke für deinen Kommentar Dein OLJO-Team

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