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Youtube: Was verdient man mit einem Musikvideo?

Youtube Cash! Reich durch Youtube?
Wir wollen im nachfolgenden Artikel mal genauer aufzeigen was ein bei Youtube veröffentlichtes Musikvideo (oder auch Videos anderer Themen) möglicherweise dem Eigentümer an Einnahmen bringen kann. Grundlage dafür ist ein heute beim Nachrichtenportal ‚Der Spiegel Online‘ erschienener Artikel. Dort wird eine Schätzung des US-amerikanischen Marketingfachmagazins ‚Ad Week‘ zitiert. Ad Week schätzt die Einnahmen von Video-Eigentümern durch Werbeplatzierungen in oder neben den von Youtube Videos im Jahr 2013 ausgelieferten Clips auf umgerechnet 2,7 Mrd €.

Von Youtube veröffentlichte Statistikdaten weisen 4.320 Mrd geleistete Sehminuten für ein ’nicht genanntes Jahr‘ aus. Wir nehmen an, die Daten beziehen sich auf das Jahr 2013. Bei einer durchschnittlichen Videolänge von 3 Minuten käme man somit auf 1.440 Mrd Videoaufrufe (das sind 400 Mio Views am Tag). Etwa 4% davon entfallen auf Deutschland (0,4% auf Österreich und 0,2% auf die deutschsprachige Schweiz).
Hinweis: Youtube zählt einen ‚View‘ erst ab einer gewissen Mindestsehdauer, die wohl auch abhängig von der Länge des Videos ist.

Youtube Cash Money! Die Wahrheit.

Jetzt kommt der interessante Teil:
Wichtig ist zunächst einmal festzuhalten, dass bei Youtube nur diejenigen Kanalinhaber mit ihren Videos Werbeeinnahmen erzielen können, denen Youtube die Monetarisierung erlaubt (entweder direkt, oder durch das Content ID System). Grob geschätzt kann man daher schon einmal mehr als die Hälfte der Youtube-Videoviews durch den Rost fallen lassen. Ca 45% der Videoviews werden unserer Schätzung nach tatsächlich auch monetarisiert. Das wären 648 Mrd Videoviews, die Werbeinnahmen generieren.
Das weiteren werden wohl nur 55% aller Youtubevideoviews in relevanten Werbemärkten von Industrie- und Schwellenländern erfolgen. Die anderen 45% sind nur in geringem Ausmaß monetarisierbar.
Wir kommen somit auf 356 Mrd Videoviews, die 90% der Werbeeinnahmen erbringen.
Heruntergebrochen auf je 1000 Views bedeutet das für die Videoinhaber (Urheber) eine Werbeinnahme von 7,00€ (gerundet). Da Deutschland bzw. der deutschsprachige Raum insgesamt als ein besonders attraktiver Werbemarkt gilt, kann man ohne weiteres erwarten, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1000 Youtube Videoviews dem Videoinhaber durchschnittlich 8,00€ an Einnahmen einbringen.

Beispiel: Was verdient Marteria mit dem Youtube Musikvideo zu seinem Hit Song ‚Kids‘?

Der Rapper Marteria (genauer gesagt der Inhaber des Videos, der wahrscheinlich, aber nicht zwingend seine Plattenfirma Four Music, oder gar Sony Music als Muttergesellschaft ist) müsste gemäß den oben errechneten 8€ je 1.000 Views für das Musikvideo zum Titel Kids (10 Mio Views) bislang auf Youtube-Werbeeinnahmen von ungefähr 80.000€ gekommen sein (theoretisch).
Es könnten aber auch circa 130.000€ (Premiumkanal), oder nur 50.000€ gewesen sein. Die tatsächlichen Einnahmen schwanken je nach Buchungsvolumen, Buchungskonkurrenz und anderen Faktoren (z.B. Alter der Zielgruppe, Clickhäufigkeit, ‚Premiumkanal, oder nicht‘ usw.).
Besagte 80.000€ als Berechnungsgrundlage entsprechen in etwa den Einnahmen, die 107.000 á 1,29€ verkaufte Musikdownloads einer Plattenfirma direkt zukämen.
Grob kann man sagen 100.000 Views eines Musikvideos bei Youtube ‚entsprechen im Durchschnitt‘ ziemlich genau den Einnahmen, die 1.000 verkaufte Musikdownloads á 1,29€ einbringen (unter der Vorraussetzung, dass der Kanal in dem das Video gezeigt wird von Youtube zur Monetarisierung freigeschaltet ist, oder das betreffende Video per Content ID vom Inhaber monetarisiert wird!).

Was Marteria persönlich von den ‚80.000€‘ sieht, ist nicht feststellbar. Es ist nichtmal bekannt, ob Marteria überhaupt Eigentümer des Marteria genannten Youtube-Kanals ist, oder nicht.

Youtube und die Single Charts:
Würde man Youtube-Einnahmen chartrelevant machen, wären die Auswirkungen auf die Single Charts z.T. erheblich spürbar. Kids z.B. kam in der heute ablaufenden Chartwoche auf 1,3 Mio Views. Das wären dem effektiven Umsatzwert nach ‚umgerechnet‘ etwa 14.000 Musikdownloads.
Da neuerdings in den Single Charts, die von der Musikindustrie erstellt werden Einnahmen aus dem Audio-On-Demand Streaming berücksichtigt werden, müssten auch Einnahmen aus dem Youtubestreaming entsprechend chartrelevant eingepreist werden…

Mal so nebenbei noch:
Ähnliches, wie bei Musikc Acts, gilt auf der Einnahmenseite z.B. sehr wahrscheinlich auch für Youtube Comedyacts. Beispiel Y-Titty:
Der Youtubechannel des Comedytrios Y-Titty weist im Zeitraum 11.10.2013 bis zum 05.02.2014 z.B. 23 Mio Videoviews auf. Das sind ohne weiteres bei ’normalem durschnittlichem‘ Surf- und Clickverhalten 170.000 € Werbeeinnahmen (kann aber auch mehr (oder weniger) sein, je nachdem z.B. wie oft die Werbung geklickt wurde usw. usf.). Das wären für jeden der 3 Y-Titty Leute ungeheure 15.000€ Bruttoeinkommen PRO MONAT (natürlich abzüglich der Videoproduktionskosten und anderer Kosten, wie Miete und zusätzlichem Personal). Mit 5.000€ pro Monat netto allein durch Youtube-Werbung könnte da aber durchaus jeder der 3 Y-Titty Leute nach Hause gehen. Dazu kommen im Fall von Y-Titty dann noch die Einnahmen aus dem Tonträgerverkauf und möglicherweise Einnahmen aus In-Video Produktplatzierungen.

OLJO-Team

View Comments

  • Hi Dean,
    Objektiv läßt sich für die Rechteinhaber von Videos bei Youtube einiges verdienen. Warum vermeiden dann die deutschen Abteilungen der Major Labels diese Art der Veröffentlichung wie der Teufel das Weihwasser ?
    Von der Promotionseite ist Youtube gegenwärtig nicht zu schlagen . Virale Hypes wie beispielsweise Raabs Doosh-Video mit Lena, das in wenigen Tagen 1 Mio Viewer erzielte, sind mit anderen Plattformen nicht denkbar. Nicht für die Künstler aber für die Major Labels, die zumeist die Rechteinhaber der Videos sind - muß es aber dennoch wirtschaftlich und/oder strategisch einen Sinn machen, wenn sie ihre Videos nicht bei Youtube sondern bei ihren "Haus"-Plattformen wie MyVideo oder Clipfish usw. einstellen. Befürchten die Major Labels, das Youtube, wenn seine Machtstellung im Video-Markt sich noch verstärkt, massiv an der Abschöpfungsschraube drehen wird um seine eigenen Gewinne zu maximieren ? Denn wenn keine Alternativen zu Youtube mehr existieren, müßte man letztlich alle Vergütungen akzeptieren die Youtube dann noch bereit ist zu verteilen. Oder rechnet sich für die Labels die Verwertung über die hauseigenen Plattformen schon jetzt, da man - als Teilhaber - hier die gesamten Erträge einstreicht und nicht wie bei Youtube nur mit etwa 40-50 % unterbeteiligt wird ?

    Dass man Youtube Einnahmen als chartrelevant erklären wird, halte ich für abwegig, Media Control ermittelt die Charts im Auftrag des Verbandes der deutschen Musikindustrie und die wichtigsten Player in diesem Verband favorisieren andere Plattformen für ihre Videos. Sie würden damit den Wert ihrer Plattformen in Windeseile noch weiter marginalsieren. Hinzu kommt, dass die Charts ja den kommerziellen Erfolg bestimmter Acts auf dem deutschen Markt messen sollen (Youtube wird die Zahlen zwar kennen, für die normalen User sind die Geodaten nicht mehr sichtbar. Es wäre also durchaus denkbar, dass die rein deutschen Viewzahlen in vielen Fällen doch deutlich unter den jetzt ausgewiesenen Gesamtzahlen liegt). Außerdem wird man die Möglichkeit ausschließen wollen, dass Fans die Möglichkeit haben ohne finanziellen Aufwand ihre Favoriten zu pushen.

    • Hi Peter
      laut Adweek liegt der Anteil der Videoeigentümer an den Youtube Werbeeinnahmen von monetarisierten Videos bei recht hohen 65%. Viel höher wird der Anteil bei Myvideo, Clipfish usw. auch nicht sein. Dort werden aber wohl höhere Preise erzielt. Bei VEVO kassiert die Musikindustrie komplett alles. Das wird für Myvideo und Clipfish und andere sicher bald ein wachsendes Problem darstellen. Betriebswirtschaftlich würde es für Universal, Sony & Co bei einem erfolgreich in Deutschland agierendem VEVO eigentlich gar keinen Sinn mehr machen Videos auch auf anderen Plattformen zeitnah zu veröffentlichen. Hier darf auch nicht ausser acht gelassen werden, dass Videopremieren von den großen Musikkonzernen regelrecht an deutsche Videoportale versteigert werden. Mittlere 4stellige bis sogar niedrige 5stellige Summen werden da wohl noch immer regelmäßig erzielt.

      Youtube hat wohl in Deutschland so um die 400-500 Mio Videoaufrufe á 3mins im Monat. Clipfish hatte offiziell im Jahr 2013 im Schnitt 20 Mio Videoaufrufe im Monat, Myvideo etwa 40 Mio und Tape 15-20 Mio. Je ein paar Millionen haben andere deutsche Videoanbieter (MTV, VIVA) [bei den deutschen Videoanbietern erfolgen jeweils 20%-25% der Aufrufe durch sich nicht in Deutschland befindliche Nicht-deutsche User]. Andere ausländische Videoportale erreichen zusammen möglicherweise 50 Mio Aufrufe im Monat in Deutschland (VEVO,Vimeo, Dailymotion, Muzu und andere). Ausser acht lassen wir mal die Videoaufrufzahlen der Mediatheken von ARD und ZDF, sowie die aller bezahlpflichtigen Videoservices der privaten Fernsehsender. Somit beherrscht Youtube rund 85% des deutschen Free Online Videomarktes. Etwas schwieriger lässt sich ausrechnen, wie hoch der Youtubeanteil im speziellen Sektor 'Musikvideos' ist. Wir halten da einen Youtube Marktanteil von um ebenfalls 85% für die wahrscheinliche Größe. Bei den Werbeinnahmen durch Musikvideos jedoch könnte sich der Marktanteil von Youtube in Deutschland unter 50% oder im günstigsten Fall um die 50% herum bewegen. (die meisten bei der Werbewirtschaft besonders gern gebuchten und gut bezahlten Hit Videos (Premiumvideos) gibt es ja bei Youtube nicht).
      Es ist denkbar, dass bei den derzeitigen Werbepreisen eine zusätzliche Freischaltung der den Löwenanteil des Umsatz bringenden Hit Musikvideos bei Youtube die Werbeeinnahmen der Plattenfirmen auf dem deutschen Markt gar nicht entscheidend steigert. Zudem hoffen die Musikunternehmen (bis auf Warner) mit VEVO alle Einnahmen für sich einzuheimsen. Ein 'Teilen der Einnahmen' mit anderen (auch z.B. mit RTLs Clipfish und Pro7/Sat1s Myvideo) fällt dann flach. Man sieht ja an den neuen TV Werbekampagnen von Myvideo, dass dort Musikvideos kaum noch thematisiert werden. Bewerbung von Musikvideos wurde auf Ampaya (gehört auch zu Pro7/Sat1) verlagert. Bei Ampaya sind die Videos jedoch voll kostenpflichtig (obwohl sie einfach nur von Myvideo aus eingebettet sind).
      Endziel der Musikindustrie ist sowieso mit Sicherheit, dass sie Musikvideos gar nicht mehr 'werbefinanziert kostenlos' anbieten wollen. Selbst Youtube könnte schon bald in einen Bezahlservice (monatliche Gebühr bezahlt Werbefreiheit) umgewandelt werden.

      Youtubeeinnahmen müssten natürlich voll chartrelevant bewertet werden, wenn das bei Audio-streaming auch der Fall ist. Einen Bewertungsunterschied gibt es da nicht. Einziges Problem ist die Datenerlangung (und auch Verifizierung). Die Daten müssten ja von Youtube aus übermittelt werden. Genau das ist aber einer der Streitpunkte zwischen der GEMA und Youtube. ID bezogene Datenübermittlung will Youtube ja gerade nicht. Die Frage ist hier auch ob die Musikindustrie bzw die Rechteinhaber, selbst wenn das seitens Youtube ermöglicht wird, überhaupt Youtube-GEMA Datenermittlungen wollen. Dadurch könnte nämlich der Anteil der Musikkonzerne und bestimmter Rechteinhaber an den GEMA Ausschüttungen sinken. Kann schnell auch 10 Millionen € und mehr ausmachen.

      LG
      Dean
      OLJO-Team

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OLJO-Team

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