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ESC 2013 Nachbetrachtung: Wem haben die Juries böse mitgespielt?

ESC 2013 Nachbetrachtung: die Jurys und das Telefonvoting. The Loser is?
Eine gestern veröffentlichte Datenauflistung des ESC Veranstalters EBU (European Broadcasting Union) macht zumindest rudimentär ersichtlich, wem die Juries im ESC 2013 Finale besonders böse mitgespielt haben und wem die Länder-Juries besonders wohlwollend behandelt haben.

Schweden war ja soo toll!

Von den Juries im Schnitt am stärksten bevorteilt wurde im ESC 2013 Finale der Beitrag Schwedens. Es ist unglaublich, aber wenn nur das Juryvoting gezählt hätten, wäre der schwedische Beitrag quasi Dritter geworden. Beim Voting der Zuschauer hingegen fiel der schwedische Beitrag fast komplett durch. Im europaweiten Länder-Schnitt gab es nur Rang 18 (von 26). Das ist noch zwei Plätze schlechter als der deutsche Beitrag, der es im Televoting im Länder-Schnitt auf Rang 16 brachte.
Dritter beim Juryvoting im Länderschnitt kann man eigentlich nur werden, wenn man bei einigen Jurys die Höchstwertung, oder Wertung 10 abgeräumt hat. Man braucht Keine Glaskugel, um zu ahnen, die Juries welcher Länder das denn wohl waren. Tipp: Dänemark, Norwegen, Island, Finnland…
Leider aber ist es so, dass die EBU eine länderspezifische statistische Auswertung in diesem Jahr aus der EBU sicher bekannten Gründen geheimhalten wird. Es ist daher in diesem Jahr nicht nachzuvollziehen, wie die Punktevergabe der Länder im Einzelnen zu Stande gekommen ist
Das ist natürlich unakzeptabel.

ESC 2013 Finalbeiträge von Ländern die von den Juries im Vergleich zu den Votingergebnissen erheblich bevorteilt wurden:
Schweden, Moldawien, Frankreich, Georgien
mittlere Vorteile sammelten:
Estland, England und Belgien

Rumänien? oh nööö!

ESC 2013 Finalbeiträge von Ländern die von den Juries im Vergleich zu den Votingergebnissen erheblich benachteiligt wurden:
Extrem starke Benachteiligung: Rumänien
es folgen: Ungarn und Griechenland
mittlere Nachteile ‚geniessen‘ durften:
Weissrussland und Irland

Der Beitrag Deutschlands wurde u.U. leicht benachteiligt. Das könnte den Unterschied gemacht haben zwischen der Vergabe von 0 Punkten, oder 1 bis 3 Punkten. Das lässt sich aber nicht mit letzter Gewissheit sagen.
Fakt ist:
um in einem ESC Finale überhaupt zu den 10 Beiträgen zu gehören, die Punkte eines Landes erhalten, muss man in den allermeisten Fällen mindestens bei Jury, oder Televoting in die Top 10 des Landes gekommen sein. Sicher in den Top 10 ist man gar nur, wenn man sowohl bei der Landesjury, als auch bei den Telefonvotings des Landes Platz 8, oder besser, erreicht hat.
Hauptbenachteiligte in diesem System sind ‚mittelgut bis durchschnittlich‘ ankommende Songs aus Ländern, die zudem traditionell wenig nachbarschaftliche Zuschusterei der Juries (oder/und Zuschauer) erwarten dürfen (da sind zuvorderst die Big 5 zu nennen).
Man kann also bei Juries und im Telefonvoting zusammengenommen in jedem Land auf einem eigentlich ja nicht schlechten Rang 11 landen, geht bei der Punktevergabe aber durch die Bank vollkommen leer aus. Es ist daher ohne weiteres möglich mit 0 Punkten sogar absolut Letzter zu werden, auch wenn man eigentlich Elfter hätte werden ‚müssen‘.
Daher muss festgestellt werden, dass das Punkteverteilreglement der EBU für den ESC eigentlich nur für die besonders gut ankommenden 5 bis 7 Beiträge gemacht ist. Bei allen anderen ist die Platzierung dann doch durchaus mehr von Zufälligkeiten und der üblichen Zuschusterei beeinflusst.

Unser Vorschlag:
Die Punkte müssten auf ein breiteres Feld verteilt werden. Ab Platz 20 der kombinierten Jury/Televotingergebnisses eines Landes sollte es 1 Punkt geben. Platz 1 sollte mit ‚Bonus‘ nur 3mal soviele Punkte bekommen, wie Platz 10.

Zum Beispiel so gäbe es vielleicht mehr Gerechtigkeit im Endergebnis zu bestaunen:

Platz 1: 36 Punkte
Platz 2: 30 Punkte
Platz 3: 27 Punkte
Platz 4: 24 Punkte
Platz 5: 22 Punkte
Platz 6: 20 Punkte
Platz 7: 18 Punkte
Platz 8: 16 Punkte
Platz 9: 14 Punkte
Platz 10: 12 Punkte
Platz 11: 10 Punkte
Platz 12: 9 Punkte
Platz 13: 8 Punkte
Platz 14: 7 Punkte
Platz 15: 6 Punkte
Platz 16: 5 Punkte
Platz 17: 4 Punkte
Platz 18: 3 Punkte
Platz 19: 2 Punkte
Platz 20: 1 Punkte
Platz 21: 0 Punkte
Platz 22: 0 Punkte
Platz 23: 0 Punkte
Platz 24: 0 Punkte
Platz 25: 0 Punkte
Platz 26: 0 Punkte

Auch diese Art der Punkteverteilung hat natürlich Nachteile, denn Beiträge von Ländern, die Landsmänner/-frauen in vielen europäischen Ländern sitzen haben (und die sich natürlich für ihr ‚altes Heimatland‘ die Finger wund wählen), werden so doch etwas durch den Einfluss des Televotings bevorteilt. Daher ist es dringend notwendig die Mehrfachstimmabgabe abzuschaffen. One viewer – one vote per song! Noch besser wäre natürlich eine auf wissenschaftlicher Grundlage durchgeführte Blitz-Meinungsumfrage. Diese Option ist jedoch sehr kostenintensiv.

OLJO-Team

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  • Die ersten 20 mit Punkten zu versehen ist allerdings für die Juries mit viel Arbeit verbunden. Da sind dann die Plätze 10 - 20 Zufallsergebnisse, wo 16-20 1 Punkt und 10-15 2 Punkte besser wäre.

    Insgesamt leidet das Ergebnis des ESC durch die stark unterschiedlichen Bevölkerungszahlen, bei gleicher Punktzahl.
    Bei uns ist es nicht sehr üblich Radio- und Fernsehen anderer Länder zu sehen. Im Ex-Jugoslawien, dem Baltikum, Skandinavien und an der russischen Grenze ist das aber durchaus üblich. Dadurch sind Lieder, die dort punkten natürlich überduchschnittlich erfolgreich, da sie in mehreren Ländern abräumen können. Die Ländersympathie mag es auch geben, aber es ist sicher auch der ähnliche "kulturelle Hintergrund". So wie ich in NRW gerne mal SWR gehört habe, hört der Kollege in Slowenien kroatische Sender, könnte aber auch bosnische und österreichische hören. Da gibt es natürlich Startvorteile.

    Desweiteren sind ganz kleine Länder natürlich anfällig für Televotingmanipulation. Bei Zuschauerzahlen im 100.000 er Bereich, gehe ich von Anrufen im 10.000er Bereich aus. Das sind ein paar tausend Anrufe eine vergleichsweise preiswerte Möglichkeit gute Punkte abzugreifen. Jedenfalls im Vergleich zu sonstigen Promoevents,

    Mir kam es so vor, das Glorious von den Rundfunksendern ziemlich stark geschnitten wurde. Damit sinken natürlich die Chancen in den angrenzenden Staaten gehört zu werden und so ein paar "Grundstimmen" zu bekommen. Das reicht zwar nicht zum Sieg, aber hilft auf dem Weg zur Top 10. Diesmal wäre es allerdings nur Kosmetik, da für Platz 18 schon 22 Punkte mehr benötigt wurden. Die Diskussion in Deutschland tat ein übriges um bei den Juries ein ungutes Gefühl zu erzeugen. Wenn man da nicht zu den Topfavoriten gehört, fliegt man schnell aus den Top 10.

    • Hi Prinz Rowan
      danke für Dein Posting! Du hast natürlich Recht. Am Ende des Tages wird alles iwie eine Krücke bleiben. Wir würden aber empfehlen, dass die Teilnehmersongs nur noch von einheimischen Songschreibern geschrieben werden dürfen. Aserbaidschan dürfte dann echte Probleme bekommen...kein Songeinkauf in Schweden mehr...haha.

      Zu Glorious kann man sagen, dass das Teil ja nichtmal in Deutschland sonderlich gut als Kauf Download gelaufen ist. Der Song wurde bislang nur 47.000 mal in Deuschland verkauft. Das ist nicht viel für einen Song der soviel Promotion hatte.
      Kurz und bündig: 'Wenn's die eigenen Leute nichtmal haben wollen, warum sollten es denn dann ausgerechnet Ausländer wirklich unbedingt haben wollen?'. Im Ausland wurde Glorious etwa 20.000 mal verkauft...
      Nur eine einzige Woche lang wurde mit Rang 10 die Top 10 direkt nach dem Vorentscheid knapp erreicht. In nur 7 Tagen purzelte Glorious in der betreffenden Woche von Tages Platz 3 auf Tages Platz 22. Sowas fällt natürlich Radioredakteuren auch auf. 19 Plätze Verlust in nur einer Woche ist sicher kein Anreiz einen Song wirklich oft zu spielen. Dazu kamen dann noch die kolportierten Ähnlichkeiten zum Vorjahres ESC Siegersong.
      Wirklich aussichtsreich dürfte man als deutscher Teilnehmer beim ESC nur sein, wenn man mindestens Platz 2 oder 3 in den deutschen Charts erreicht.
      Witzig in diesem Zusammenhang ist England: dort traut man sich ja scheinbar nicht mehr den eigenen ESC Beitrag im Vorfeld zu veröffentlichen, weil man Angst vor einem Chartflop im eigenen Land hat...

      LG
      Dean
      OLJO-Team

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OLJO-Team

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