Neues Chartregelement der Musikindustrie: beginnt jetzt der große Beschiss?

Früher als befürchtet gilt ab dem 01.01.14 ein neues Chartregelement der Musikindustrie bei der Berechnung der eigenen Haupt-Musikcharts (Single Top 100 + Alben Top 100).
Wichtigste Änderung: ab sofort wird das ‚per Abo bezahlte‘, also nicht werbefinanzierte on-demand Streaming‘ in die Charts ‚irgendwie‘ mit implementiert.


Die offiziellen Verkaufscharts sind somit aufgegeben worden und durch ein inoffizielles Datenwirrwarr ersetzt.
Das finden wir höchst fragwürdig, zumal es dafür noch gar keinen Anlass gibt.


On-Demand Audio Streams werden bei Media Control, dem Unternehmen, dass die Charts im Auftrag und mit den Regelwerk der Musikindustrie ermittelt, folgendermaßen ‚bewertet‘, wir zitieren:

Anzahl Premium-Nutzer multipliziert mit ‚Durchschnittlicher Wert eines Premium-Abos‘
geteilt durch
Anzahl der durch Premium-Nutzer getätigten Streams.

Das ergibt dann folgendes: 1 Mio Deutsche haben z.B. ein Streaming Abo für einen Preis von im Schnitt 10€ im Monat,
geteilt durch von uns mal getippte 2000 Mio Streams dieser 1 Mio Nutzer im betreffenden Monat. Ergebnis: 0,005€ pro Stream (genauer gesagt im Grunde pro Click…), denn:

gezählt werden Streams ab einer Dauer von 31 Sekunden. Das ist nicht akzeptabel, da zu kurz!.
Gezählt werden dürften nur weitgehend komplett geleistete Streams eines Songs. Alles andere muss man als verdummenden Humbug abtun.

Besonders wichtig ist daher auch zu beachten, dass ‚Anzahl der durch Premium-Nutzer getätigten Streams‘ gilt und nicht die jeweilige tatsächliche Dauer der Streams eines Abo-Kunden in Minuten/Sekunden…

Der ‚Wert‘ eines solchen ‚Streams‘ (der aber, wie gesagt nicht mal im Ansatz komplett geleistet werden muss) entspricht, wie oben erwähnt bei 2000 Mio Streams im Monat 0,005€. 258 ‚Streams‘ entsprechen dann dem Preis eines Standard-Downloads von 1,29€ bei iTunes und Amazon. Top Titel in Deutschland kommen derzeit auf etwa 0,5 Mio Streams durch Premium-Nutzer pro Woche. Das entspricht 1937 Downloads zum Preis von 1,29€.
Allerdings weiss niemand genau wieviele Abokunden es in Deutschland gibt und wie viele Songs sie pro Woche streamen. Sind es 2 Mio Abonnenten, die 1200 Mio Songs pro Woche (=1h Stunde Nutzung am Tag) streamen würde ein top Titel dann schon auf 6456 Download-Äquivalente á 1,29€ kommen. Das wäre bereits schon sehr chartrelevant!

Wie sich die Musikindustrie ab jetzt ihre eigenen Charts zimmern kann, wie sie will = Beschiss ohne Ende ist möglich!
Uns sofort ins Aug fallende Hauptproblem ist, dass eben nicht unterschieden wird, wie denn der Click auf den Stream eines Songs überhaupt ausgelöst wird. Durch Positionierung von kaum erkenntlichen Werbeblöcken, die den Nutzer zum Click animieren, kann die Musikindustrie (oder andere, die Geld für Werbung ausgeben) in den Interfaces der Streamingdienste kinderleicht steuern, wer sich was wie oft anhört bzw. zumindest clickt und teilweise anhört…. Das ist vollkommen inakzeptabel.
Problem ist auch, dass diese Dienste sehr zentralistisch sind, eine Gleichschaltung ist daher sehr leicht möglich. Ein Traum für jeden Musikmanager von Universal & Co.
Fest steht unserer Meinung nach: Streams die durch Click auf eine Werbefläche ausgelöst werden, dürfen in gar keinem Fall gezählt werden! Aus einem schnell gemachten click einen ‚Hit‘ konstruieren zu wollen ist Quatsch mit Soße!

Genauso schlimm: Dadurch, dass auch ‚bei weitem nicht komplett geleistete‘ Streams gezählt werden, kommt es zu dem unakzeptablen Zustand, dass auch Streams, die ‚dem User gar nicht gefallen haben‚, die also deutlich vorzeitig beendet werden (warum sollte man sonst das Hören beenden) als vollwertig gezählt werden. Das kann nicht sein, vollkommen unakzeptabel.
Und: ist ein Song-Stream, der durch Abspielen einer vom Abonnenten erstellten Liste ‚meine derzeitigen Lieblings-Hits‘ wirklich wertbar?

Auch ungut: Tatsächlich müssten die Streaming-Anbieter wochengenaue Datenmeldungen abgeben (da glauben wir nicht so ganz dran, dass das so laufen wird). Das ergibt dann eine ständig sich verändernde Bewertungshöhe des einzelnen Streams. Im Sommer, wenn viele im Urlaub sind, ist plötzlich ein Stream ein Drittel mehr wert…

Werden die Charts noch langweiliger?
Noch ein großes Problem haben wir ausgemacht: die Analyse von Streaming Song Charts unsererseits hat in den letzten Jahren ergeben, dass es einen extrem starken Nivellierungseffekt gibt. Die Nummer 1 kommt kaum über die dreifache Zahl von Streams, wie eine Nummer 50. In den Verkaufscharts: im Schnitt verkauft die Nummer 1 etwa 10 mal soviel, wie die Nummer 50. Schon bald wird sich zeigen, dass viele besonders beliebte Songs sich durch den Nivellierungseffekt noch länger in den Top 100 der Musikindustrie Charts halten werden. Das wird sich als uninteressant erweisen.

Album Streams? Gibt es das überhaupt?
Ganz undurchsichtig wird es dann bei den Bewertungen von Album Streams. Hier gibt sich die Musikindustrie in ihrem ‚Neuem Chartregelement 2014‘ sehr schmalzüngig: laut Chartregelwerk gilt, wir zitieren: ‚Album-Äquivalente zählen für die entsprechenden Album-Charts‘.
Aha! Album Äquivalente…was soll das denn sein? hm? Hier zeigt sich das entscheidende Problem der Streaming Services im Bereich Alben. Album Streams gibt es nämlich gar keine (bzw. fast keine), sondern quasi nur Song Streams. Welche Songstreams gehen denn dann in die Wertung ‚Album Äquivalent‘ und welche in die Song-Only Wertung, oder wird gleich mal alles doppelt gezählt? Nach Gutdünken, oder was? Kann es ja wohl nicht sein.

Insgesamt sehen wir fast keine Vorteile in der Implementierung von Streaming.

Einziger Vorteil ist vielleicht, dass der Geschmack jüngerer Leute unter 30, die derzeit wohl noch die Mehrheit der Nutzer von Streaming Diensten ausmachen, etwas ‚verbessert‘ in den Musikindustrie Charts zur Geltung kommen wird. Aber mehr so im Bereich wohl ab Platz 30. Das interessiert nur kaum jemanden was ab Platz 30 passiert…Zudem dürften ‚die Jüngeren‘ auch bei den Streaming Diensten schon in nicht allzuferner Zukunft zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten.

Wir kommen somit zu dem Schluss, dass sich die Media Control Charts (Top 100 Alben und Top 100 Singles) nicht mehr mit dem Titel ‚Offizielle Verkaufschart‘ brüsten können. Good Bye!
Es handelt sich nur noch um ein inoffizielles Datenmischmasch (nicht mal á la Billboard, da dort auch Gratisstreams Video + Audio mit drin sind, bei Media Control jedoch nicht…). Schlagsahne kann man mit Sauerkraut nicht mischen. Das schmeckt nicht.
Die Entwertung des Tonträgerkaufes durch Implementierung von On-Demand-Streaming sollte sich möglichst auch ab sofort in den Preisen für Tonträger in Deutschland wiederspiegeln. Die müssen nämlich gesenkt werden…
Wie nennt man eine solche Media Control Musikindustrie Nummer 1 ab jetzt? Meistverkaufter Song fällt jedenfalls endgültig flach.

OLJO-Team

View Comments

  • @Deutschi: Die Charts und Jahrescharts basieren ja eigentlich schon jetzt bloß auf Punkten und nicht auf Verkäufen. Die Punkte werden dann übers Jahr zusammengezählt. Die Streamingergebnisse werden dann ab sofort in die wöchentlichen Punkte einberechnet sodass die Ermittlung der Jahrescharts eigentlich genau so aussieht wie früher würde ich sagen.

    Unter dem Gesichtspunkt, dass der Umsatz für die Plattenfirmen für jeden Stream gleich ist ist natürlich die Regel, nur Premiumstreams zuzulassen, merkwürdig...

    Was die reduzierten Songs sind kann man geteilter Meinung sein. Meiner Meinung nach gibt es da keine perfekte Regelung. Einerseits stimme ich euch zu, dass es blöd ist, wenn ein Song sehr häufig verkauft wird und dann in den Charts weiter unten landet. Andererseits wäre es aber auch nicht toll, wenn durch Reduzierung bestimmter Songs diese direkt in die Top 10/Top 20 katapultiert würden..

    • Hi Charter
      der Umsatz, der z.B. durch Gratis-Videostreams erzielt wird, ist sogar signifikant höher, als durch Audio Streams.
      Wir halten die geltende Umsatzregelung im Sinne des Verbrauchers für unsinnvoll. Es würde sich nämlich ein für den Konsumenten vorteilhafter Preisdruck ergeben, anstatt des derzeiten Polypols mit Preisabsprachen.

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Die Kinocharts gehen in Deutschland nach Zuschauerzahlen und nicht nach Umsatz. OK, auch wieder anders wie wonaders. Verkauft jetzt zb Ellie Goulding 40.000 Downloads für 0,69 hat sie keine Chance gegen zb 30000 Downloads von Hey Brother für 1,29, das geht so nicht.

    Das geht so nicht. Und das diese Sesselpupser es nicht mal für nötig halten die Downloadzahlen bekanntzugeben ist das allerletzte. In Uk weiss man ganz genau: timber hat 139.000 Downloads verkauft und ist auf der 1.
    Zudem hat Amazon seine Preise erhöht - von Preissenkungen nix zu spüren.

    • Hi Erik
      soweit wir wissen hat Amazon lange Zeit 'draufgezahlt', um Martkanteile zu gewinnen. Das hat wohl auch geklappt.

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Nun denn: nach der neuen Faktenlage müsste eine Nr. 1 der Musikindustrie nun 'die umsatzstärkste und meistgestreamte Single der Woche' genannt werden! Also eine ziemlich umständliche Bezeichnung! Aber warum startet ihr nicht einfach ein Voting, aber bitte mit mehr als drei oder vier Auswahlmöglichkeiten! die Gewinnerbezeichnung übermittelt ihr dann an MC mit der Bitte um Umsetzung! Ganz einfach.
    Spätere Anpassungen der Berechnung des Streamingeinflusses auf die Singlecharts wird natürlich nur für künfige Chartermittlungen wirksam werden. Ist aber dem Regelwerk ganz klar zu entnehmen! Und klar ist auch: eine Jahresendchart kann künftig nur noch auf einer anderen Basis ermittelt werden. Wahrscheinlich wie bei den RTL-Sendungen nach Punkten :-(
    Schöne Grüße
    Deutschi

    • Hi Deutschi
      genauso sieht es aus. Leider wird das in den Medien nicht entsprechend behandelt werden. Da wird dann dreist rumgelogen. Wobei ja schon jetzt die MC Charts durchaus fragliche Veranstaltungen sind, da ja die beliebten günstigen Download Hits in extremen Maße benachteiligt werden. Bei streamingdiensten wird aber plötzlich der Durchschnitt genommen...seltsam seltsam. Nun ergibt es sich, dass alle die erfolgreich bei Youtube streamen draussen vor der Tür stehen (und wir wissen ja wer NICHT bei youtube streamt, gell...)

      ausserdem ist Deine vorgeschlagene Bezeichnung schonmal falsch. Die 'Nummer 1' wird bis auf weiteres des Öfteren nicht auch der meistgestreamte Song sein (weit mehr als 50% aller Musik enthaltenden Streams laufen sowieso bei Gratisdiensten, die aber trotzdem Geld abwerfen, und nicht zu knapp...). Daher ist die Bezeichnung der MC Musikindustrie Nummer 1 eine ganz schwierige Sache. Wir werden hier ab jetzt nur noch Zitate aus den MC Downloadcharts erlauben, denen man allerdings recht schwer habhaft wird...

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Liebes Oljo-Team,
    jetzt muss ich mich doch mal aus meiner kreativen Kommentarpause zurückmelden. Das ihr MC nicht leiden könnt, haben wir jetzt - glaube ich - alle ganz genau verstanden. Aber bei allem berechtigtem oder unberechtigtem Unmut, sollte man doch bei den Fakten bleiben und wenn man das Regelwerk zitiert, sollte man dies auch richtig tun! Das heißt vor allen Dingen: richtig und alles lesen!

    Der Punkt 3.3.6. behandelt Streaming UND Downloads! Die hier angesprochenen Album-Äquivalente behandeln lediglich die Einberechnung der Album-DOWNLOADS! Streaming wird hier erst im DRITTEN ABSATZ behandelt. Dort heißt es, dass diese nur für die Singles berücksichtigt werden. Genauso werden dabei werbefinanzierte Streams und nicht-interaktive Streams für die Chartermittlung NICHT GEWERTET!
    Darüber hinaus wird der Wert der Rechnung zur Streameinbeziehung alle halbe Jahre überprüft und bei Bedarf angepasst. Weiterhin gelten auch für die Streaming-Dienste die Teilnahmevoraussetzungen unter Ziffer 2.1.! Von Zusammenzimmern und Betrugs-Tür-und Tor-Öffnung seitens MC kann ich daher nichts erkennen. Was ich auch unterschreibe ist, dass die Wertung eines Streams nicht schon nach 31 sec erfolgen kann! Richtig wäre hier eine Wertung erst ab 90 sec, was ja auch eure Einschätzung ist!

    Im Übrigen, wo steht was von Verkaufscharts? Schon in der Überschrift heißt es lediglich: "Ermittlung der offiziellen deutschen Charts"! Von Verkauf steht da nichts. Somit ist eine Einbeziehung von Streaming nicht zu kritisieren. Das ändert natürlich nichts daran, dass die verkauften Tonträger nach Umsatz in die Chartermittlung einfließen.

    Weiter sollte man auch die Punkte 4.1. bis 4.3. beachten. Zur Abrundung des Ganzen, sollte man sich auch die Charthistorie unter Punkt 19 anschauen. Wie man hier sieht (Chart gibt es mittlerwelie seit Ende 1953!) reagierte MC im Laufe der Zeit lediglich auf Entwicklungen, Trends, neue Arten von Tonträgern sowie deren sich ändernde Erwerbs- und Nutzungsform! Sogar der Begriff 'offiziell' wird hier nur in Anführungsstrichen geführt!! Das sollte euch doch eigentlich beruhigen! FALSCH ist es daher aus meiner Sicht zu suggerieren, MC würde uns ihre Charts aufdoktrinieren; denn es ist genau umgekehrt!
    Danke für die Aufmerksamkeit!
    Schöne Grüße
    Deutschi

    • Hi Deutschi
      wir können MC ausserdem leidlich leiden, machen ja auch nur ihre Arbeit, deren Regeln ja nicht von MC stammen, sondern von der Industrie vorgegeben werden! Wenn man aber den Otto-Normalo Konsument fragen würde, warum Streams für eine als Verkaufschart bekannte Hitparade zählen sollen, würde der sagen 'is nicht'. So siehts aus.
      Unsere Frage, wie nun eine MC Musikindustrie Nummer 1 genannt werden muss hast du leider unbeantwortet gelassen.

      bezüglich deinen weiteren Äusserungen: ganz genauso steht es im Artikel. Im Artikel ist auch aufgeführt, dass die Zählung von Albumstreams nicht möglich ist. Sie daher also nicht gezählt werden können.
      Nachträgliche Anpassungen ergeben dann aber nicht vergleichbare Charts. Eine genaue Jahrechartermittlung wäre z.B. nicht mehr möglich, sondern nur noch eine ungefähre. Nachträgliche Anpassungen kann jederzeit aber auch heissen, dass man doch irgenweine Art von 'Albumstreaming' plötzlich anfängt zu werten.

      Eine echte Chartermittlung gibt es in Deutschland erst etwa seit Ende 70er/ Anfang der 80er Jahre. Vorher war das doch alles nur Schmu...

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Pink!:
    In Australien ist "The Truth About Love" von Pink das Zweite Jahr infolge meistverkauftes Album! Sie ist der erste Musik Act dem dies dort gelingt. Das Album hatte dort bereits nach einer Woche Doppel Platin! Insgesamt steht sie bereits zum 4ten Mal mit einem Album an der Spitze der australischen Jahrescharts! Zudem steht sie zum Sechsten Mal in 7 jahren auf den Plätzen 1 oder 2 in den Album Jahrescharts! Sie war das Ganze Jahr in den Top40 darunter 35 Wochen Top10 und 4 Wochen Nummer Eins 2013!
    Australien bleibt ihr absolutes Non Plus Ultra.
    Ihre Live DVD von einem Konzert in Australien während ihrer Funhouse Tour erhält bis zum Jahr 2013 in Australien 31x Platin!!

  • Ich hab meine Informationen nur aus folgendem Artikel: http://www.mediabiz.de/musik/news/streams-fliessen-kuenftig-in-die-deutschen-singles-charts-ein/342138

    Dort ist vom "Ein-Cent-Bereich" und dort steht auch recht deutlich: "Abrufe von Streams auch in die Album-Hitliste einfließen zu lassen, plant der BVMI derzeit nicht." Wenn in dem offiziellen Regelwerk was anderes steht ist das natürlich merkwürdig, hab da heute noch nicht reingeschaut.
    .
    Ein Bisschen komisch ist ja auch, dass ein Stream automatisch weniger Wert wird, wenn grade bei meinem Service überdurschnittlich viel gestreamt wird. bzw. andersrum mehr Wert, wenn die Anzahl der Gesamtstreams niedrig ist.

    • Hi Charter
      im offiziellen Regelwerk wird auf Alben nicht explizit eingegangen. Allerdings werden 'Album Äquivalente' da schon erwähnt.

      zu den Singles:
      Alle Dienste werden bei Aboerlösen und Streamingzahl erstmal zusammengerechnet und daraus durch Division ermittelt, wie hoch der Wert eines Streams im Durchschnitt ist. Aber es ist trotzdem dann so, dass es Schwankungen geben kann. Wir sehen da vor allem die Sommerferienzeit von Ende Juni bis Anfang September als Problem.
      Insgesamt gilt aber: streamen die gleichen Leute insgesamt mehr Titel verringert sich automatisch die einzelne Bedeutung eines jeden Streams. Das ist natürlich nicht nachvollziehbar.
      Auch ist es so, dass wenn ein Anbieter seine Streamingzahl stark erhöht, der Wert der Streams eines anderen Anbieters, der seine Streams nicht so stark erhöhen konnte sinken hingegen. So ist es auch, dass Leute, die ein Abo weniger intnsiv nutzen von geringerem Belang sind, als z.B. extreme Intensivnutzer, obwohl die Streams desjenigen der weniger intensiv nutzt ja 'mehr Wert' sein müssten.

      Es wird also bei den Streaming-Diensten nach Marktanteil bewertet. Ein Stream hat bei der Chartberechnung der Musikindustrie einen relativen Wert, keinen absoluten. Ein Kaufdownload hat hingegen einen absoluten Wert (den Preis). Das kann man nicht kombinieren.

      Ein Cent Bereich geht bei uns von 1,0 bis 1,9. Sollten es 1,9 sein (was sicher schon bald sogar übertroffen wird) ist das schon sehr, sehr chartrelevant. Die konkrete Rechnung würde uns jedoch natürlich interessieren, genau das wird natürlich vorenthalten. Welche Beweise über die Existenz der Kundenabos gibt es denn überhaupt?

      Wir gehen sogar soweit, dass die Musikindustrie mit dem Chartrevirement Kaufdownloads im Grunde für wertlos erklärt hat. Wir bitten dringend darum die Preise für Downloads dann gefälligst auch entsprechend anzupassen...

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • "Atemlos durch die Nacht" steigt in den Singlecharts auf #5, damit dürfte die Singlehitdiskussion nun endgültig beendet sein. Bei den Alben "Farbenspiel" erneut auf #1, dazu das "Best of" auf #5. Da kann man nur den Hut ziehen und Helene Fischer zu diesen Wahnsinnserfolgen beglückwünschen.

  • Hi Charter
    On-Demand Audio-Streams (in geleisteter Hördauer) insgesamt waren schon im Jahr 2012 laut musikindustrie.de nur zu etwa 50% nicht kostenpflichtig.
    Die momentane Situation ist sehr schwer zu überschauen. Ampya z.B. dürfte durch die gigantische Werbekampagne seinen Marktanteil rapide ausgebaut haben. Simfy ist auch ein relativ großer Player. Spotify liegt mit Sicherheit jetzt klar unter 50%. Auch Deezer aus Frankreich z.B. mischt gut mit.
    Premiumabonnenten streamen bei Spotify & Co. pro Kopf weit mehr, als Gratisuser, die sind ja oft 'gedeckelt'.
    Es geht auch nicht so sehr um die momentane Lage, sondern die zukünftige Entwicklung. Allein in diesem Jahr soll das Abo-Streaming um 50% bis 60% wachsen. Vor allem auch durch Handyverträge, die ein solches Abo quasi als Sponsoring enthalten. Übrigens: ein gesonderter konkreter Kauf eines Abos findet da nicht statt, schon allein das ist fragwürdig...

    Der 'Wert' eines Streams wird durch die Zahl der Streams durch Abonnenten bestimmt. Die Zahl der Streams insgesamt ist leider sehr schwer zu schätzen. Die Zahl der Abonnenten jedoch liegt gewiss bei 1 Mio mindestens. Das sind 2 Mio bis 2,5 Mio € als Bewertungsgrundlage pro Woche. Der Single Download-Umsatz liegt pro Woche im Schnitt bei auch nur etwa 2 Mio € + 150.000€ gewichteter Single CD Umsatz. Die Auswirkungen der Streaming Implementation werden auf jeden Fall schon jetzt 'hoch' sein und in wenigen Monaten beträchtlich sein. Sind es dann mal 2 Mio oder dann gar 4 Mio Abonnenten würden Tonträgerverkäufe sogar ins Hintertreffen geraten. Vor allem ab Platz 30....Hauptproblem ist erstmal nicht 'die Spitze' sondern das Mittelfeld.
    Ein Songstream sollte 75% oder mindestens 2 Minuten umfassen, meinen wir. So ähnlich zählt im übrigen auch Youtube.

    Allergrößtes Problem ist aber, dass Kauf und Nutzung nicht in einer Chart vermischbar sind. Eine Nutzung ist ein lange andauernder Zustand, ein Kauf hingegen eine einmalige Aktion. Logische Folge ist, dass große Hits, die sich immer auch einer längeren Intensiv-Nutzungsdauer erfreuen noch länger als jetzt schon in den Musikindustrie Charts in den Top 100 verbleiben werden. Wie gesagt: eine Nummer 50 im Streaming bringt es auf fast ein Drittel der Streams der Nummer 1.

    Noch einmal eine Rechnung: 1 Stunde Streaming Nutzung pro Tag und Abonnent ist schon im oberen Bereich (2012 machte Abo Streaming 3% der Musiknutzung aus, 3% machte kostenloses Audio Streaming aus). Grob geschätzt wären es also 30 Streams pro Tag und Abonnent. 1 Stream hätte damit einen Wert von etwa 2,5 Cent und nicht von 1 Cent...

    Mit der 31 Sekunden-Wertung ist tatsächlich der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Das kann man ernsthaft nicht bestreiten!

    Im Chartreglement wird von Albumäquivalenten gesprochen, es findet also da auch eine Bewertung und Zählung des Streamings im Albumbereich statt. Wir haben ja aus dem Regelwerk wörtlich zitiert. Es ist aber richtig, dass sich die Musikindustrie für den Albumbereich weiters sonst im Regelwerk im Unkonkreten hält. Eine echte Zählung ist ja eh nicht möglich. Von daher: Man weiss es nicht genau, ist aber von geringem Belang.

  • Ich bin mir nicht sicher ob ich das jetzt komplett richtig verstanden habe. Ist es möglich dass eine vergleichsweise übersichtliche Gruppe von Streaming Premium Nutzern die Charts nun allein dadurch beeinflusst dass sie bestimmte Songs in Dauerschleife laufen lassen. Vielleicht sogar die Songs immer nur 32 Sekunden laufen lässt? Oder sind irgendwelche Maßnahmen bekannt um das zu verhindern?

    • Hi Max
      das ist einer dieser Fragen, die das Chartregelement leider nicht zum Thema hat. Es müssten dann dauerhaft die IPs der Nutzer wohl gespeichert und sogar an Media Control übermittelt werden, was aber den deutschen Datenschutzgesetzen nach mein ich gar nicht erlaubt ist.
      Es könnte daher so ein 32 Sekunden Dauerstreaming durchaus von Erfolg gekrönt werden. 1000 Hardcore Fans könnten da eine gewaltige Anzahl von Streams produzieren. Jeder jeden Tag 30 mal, wären es in einer Woche 210.000 Streams. Damit wäre man schon im Bereich der Streaming Top 30 und bei etwa 800 bis 1.600 Song Download Äquivalenten (reicht dann schon auch schon fast für die Gesamt Top 100). und denk mal an z.B. 10.000 Fans eines Rapacts. Wenn die sich die Finger wund clicken...Prost Mahlzeit..
      Auf jeden Fall ist uns nichts bekannt, was das verbieten würde. Im Chartreglement wird zu diesem Thema natürlich nichts erwähnt.
      Wir müssen aber einräumen, dass wir nicht wissen wie die Streamingdienste auf ihre Streamzahlen kommen. Das ist natürlich geheim. Das wundert dich aber sicher nicht, schätze ich mal...

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Der doch sehr merkwürdige Weg ein Flatbaseangebot so zurechtzurechnen, dass es für die umsatzorientierten Charts nutzbar ist, macht wieder mal eine Sache klar:
    Weg mit dieser umsatzbasierten Chartsuppe. Das ist doch nur noch absurd.

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