Musikmarkt USA 2010 Jahresstatistik: Absatzkrise hält an!

Wie von uns bereits vorab in verschiedenen Meldungen unseres Blogs vermutet bestätigen die offiziellen Jahresverkaufszahlen der Musikindustrie der USA für das Jahr 2010 ein Anhalten der schon seit Jahren schwelenden Absatzkrise beim Verkauf von Tonträgern. Eine echte Entspannung ist nicht in Sicht.
 

Die klassische CD:
Insbesondere der Absatz von Album CDs befand sich auch 2010 in Amerika quasi im freien Fall. Im Jahr 2010 wurden in den USA nur noch 240 Mio Album CDs verkauft. Im Vorjahr (2009) waren das noch 298 Mio. Der prozentuale Rückgang beträgt gigantische 19,5%. Der Album CD Absatz in den USA ist damit nur noch doppelt so hoch wie der in Deutschland und das bei einer 4mal so großen Bevölkerung.
 

Der digitale Bereich:
Kaum Entlastung für die schwindenden Album CD Verkaufszahlen kam 2010 aus dem digitalen Bereich. Der Verkauf von Album Downloads stieg nur um 10 Mio Stück von 76 Mio auf 86 Mio. Das Wachstum betrug lediglich 13%, ein unerwartet niedriger Wert. Im Jahr 2010 erhöhte sich der Anteil digitaler Alben am gesamten Albumabsatz in den USA auf 26,5% (2009 waren es erst 20,3%).
 

Recht übel sah es beim Verkauf von Einzel Downloads (Single Tracks) aus. Hier betrug das Wachstum im Jahr 2010 im Vergleich zu 2009 nur mickrige 0,8%. Der Absatz wuchs von 1160 Mio (2009) auf 1170 Mio (2010). Eine saftige Preiserhöhung der Industrie, die zum Jahresende 2010 glatte 30% erreicht hat, ist als Hauptursache für das Nullwachstum beim Verkauf von Einzeldownloads in den USA anzusehen.
 

Der Gesamtumsatz (CD+digital) in US$:
Den wertmäßigen Umsatz, den die Musikindustrie der USA mit dem Tonträgerverkauf (Album CDs, digitale Singles und Alben) im Jahr 2010 erzielte, schätzen wir auf 4,8 Mrd US$ (umgerechnet ca 3,7 Mrd € / Deutschland zum Vergleich: ca. 1,5 Mrd € in 2010), 2009 betrug der Umsatz in den USA ca 4,9 Mrd US$.
52,5% (2009: 63%) davon wurden durch den Verkauf von Album CDs erzielt, jetzt schon 30% (2009: 23%) kam durch den Verkauf von einzelnen Tracks zustande und 17,5% (2009: 14%) macht der Anteil verkaufter digitaler Alben aus.
Der Anteil des digitalen Sektors beim erzielten Umsatz erreichte 2010 damit fast den Pari Stand mit dem klassischen CD Verkauf.
Wichtig: Trotz des Nullwachstums beim Gesamtumsatz in 2010 könnten die amerikanischen Musikunternehmen vor allem durch die saftige Preiserhöhung bei Einzeldownloads eine kleine Steigerung ihres im Inland erzielten Nettogewinns aus dem Tonträgerverkauf erzielt haben. Hinzu kommen auf jeden Fall aber steigende Einnahmen und Gewinne aus dem nationeln und internationalem Lizensierungsgeschaft (z.B. Werbeinnahmen durch Werbung vor Musikvideos usw.)
 

Einzelheiten des US Albummarktes 2010:
Nur noch gerade mal 13 Alben konnten im Jahr 2010 die magische Schwelle von 1 Mio verkauften Einheiten = Platin (Album CDs + Album Downloads) überschreiten. 2009 schafften das immerhin noch 22 Alben.
Meisterverkauftes Album in den USA im Jahr 2010: Eminem mit Recovery (3,4 Mio) .
Weniger Album Million-Seller als 2010 gab es in den USA seit an die 40 Jahren nicht.
 
Repertoireaufteilung:
Von den 326 Mio im Jahr 2010 in den USA verkauften Alben (2009 waren es noch 374 Mio) sind 139 Mio sogenannte Katalogalben, also altes Repertoire (Alben wurden spätestens vor 18 Monaten veröffentlicht). 187 Mio sind aktuelle Alben, die innerhalb der letzten 18 Monate auf den Markt kamen. Der Anteil der aktuellen Alben am Gesamtabsatz erreichte 57% (Vorjahr 56%).
 

Die Musik Moloch Liste:
Bedeutendster Musikkonzern der USA bleibt Universal Music mit 31,4% Marktanteil, gefolgt von Sony Music mit 27,4%. Platz 3 belegt die Warner Music Group, die auf 19,8% Martkanteil kam. Die schwächelnde EMI ergatterte 9,6%. Die restlichen 11,6% teilen sich zahlreiche von den 4 Großen unabhängigen amerikanischen und ausländischen Musiklabel/Musikverlage.
Glaskugelgucker sehen die Konzerne Warner und EMI schon in nicht allzuferner Zukunft zusammengehen. Da waren es nur noch 3, wird man, wenn das so kommen sollte, dann sagen können.

Die von der Industrie vielfach beschworene und gern bejammerte Zusammenhang zwischen illegalem Download bzw illegalem P2P Tausch und dem Rückgang der Absatzzahlen für Tonträger konnte für 2010 von der Industrie nicht mit Zahlen belegt werden. Allgemein wird sogar von einem nicht unbeträchtlichen Rückgang der illegalen Aktivitäten amerikanischer Internetnutzer ausgegangen.
Viel stärker zu Buche schlägt stattdessen immer mehr, dass Einzelhandelsunternehmen in den USA deutlich weniger Regalfläche für CDs zur Verfügung stellen. Viele Geschäfte, die früher noch CDs verkauft haben, führen heutzutage gar keine mehr, oder haben CD Regale in unattraktive Ladenzonen (in die ‚hinterste Ecke‘) verbannt.
Wichtigstes Unternehmen für den Verkauf von Album CDs im Einzelhandel der USA ist auch 2010 die landesweite Kette Target.
Wichtigstes Unternehmen für den Online Verkauf von Album CDs ist Amazon USA.
 
Apple baut Martposition in den USA auch 2010 weiter aus:
Apple ist mit seinem iTunes Shop weiterhin mit einem Marktanteil von geschätzten 70% größtes Unternehmen beim Verkauf von Musik in digitaler Form. Mit 1,5 Mrd US$ Umsatz (geschätzt) ist Apple mit iTunes USA größtes Unternehmen für den Vertrieb von Musik in den USA. Gut 30% des in den USA mit Tonträgern erzielten Umsatzes wurden 2010 von Apple erzielt (2009 erreichte Apple einen Umsatzanteil von 25% am US Gesamtmarkt).

OLJO-Team

View Comments

  • Ja, bei Konzerten läuft es natürlich auch für Altstars super, die seit Jahren keine neuen Hits mehr hatten (weil ihnen nix mehr einfällt?). Die Fans (die dann oft in einem Alter und Status sind, um sich auch immense Ticketpreise leisten zu können) gehen oft ja gerade in die Konzerte, um die Hits von früher zu hören.
    Mit dem aktuellen Erfolg von Rocksongs - nu ja, Trends kommen und gehen... im Moment sind eben andere Sachen in Mode, in ein paar Jahren hören dann vielleicht alle wieder Rock...

  • Ja, dieses Rock-Problem gibt es aber auch anderswo. Auch in UK ist Rock praktisch völlig aus den Singlecharts verschwunden, während es dort vor ein paar Jahren noch massig Hits gab. Im Moment ist dieser Dance/Pop/RnB-Mischmasch aus UK/USA so dermaßen dominant, dass kaum noch was anderes eine Chance hat...
    Da sind die Charts bei uns ja sogar noch vergleichsweise abwechslungsreich, weil wir eben auch schonmal Sachen aus anderen Ecken Europas bekommen.
    Bei den Alben sieht es natürlich auch wieder anders aus, da läuft Rock recht gut und die ganzen Dance-Sachen kauft dort keiner.

    • Hi Guy Incognito
      Frage ist warum Rockfans so wenig Tracks kaufen. Immerhin machen Tracks in den USA 30% des gesamten Umsatzes mit Tonträgern aus (vor 3 Jahren waren es noch weniger als 10%). Auch bei modernerem Alternativ Rock sieht es an der Spitze nicht rosig aus. Das hat wohl schon auch was mit der promotionellen Ausrichtung der Plattenfirmen zu tun. Es wird unserer Ansicht nach besonders bei Hitpromotion verstärkt auf Einzelpersonen gesetzt. Allerdings müssen wir einschränkend sagen, dass Rock- und Alternativtitel in der 'zweiten Reihe' (also ausserhalb der Top 100) noch halbwegs zufriedenstellend positioniert sind. Heute zb sind 44 entsprechend gelabelte Songs in den iTunes USA Top 300, davon ist aber ausgerechnet die Nummer 1 (OneRepublic) unzutreffenderweise mit 'rock' belabelt. In Deutschland sind heute im Vergleich 62 Rock & Alternativ Titel in den iTunes Deutschland Track Top 300, in England 68, in Frankreich 53.
      Nicht zu vergessen ist aber, dass Rock/Alternativ Acts den US Konzertmarkt weitgehend beherrschen und daraus hohe Einnahmen beziehen. Ein großer Teil der erfolreichsten Konzerttouren sind aber 2010 von Bands gewesen, die keinen einzigen Top 40 Hit in den Trackcharts hatten UND auch nicht unbedingt die großen Albumverkäufer waren.

      LG
      Dean
      OLJO-Team

  • Horror meldung aus USA

    Taylor Swift ist auf 1 in den USA, ABER mit nur 52.000 Stück ist das die schlechteste Album Nummer 1 ever, genauer genommen seit 1991.
    Die Absatzzahlen sinken immer mehr!

  • Die immer kleineren Regalflächen in den Geschäften sind vermutlich nicht Ursache, sondern eher Folge der sinkenden Absätze. Wenn immer weniger CDs verkauft werden, müssen die Läden natürlich auch die entsprechenden Verkaufsflächen verringern, um weiter wirtschaftlich arbeiten zu können. Das führt natürlich auch zu einem immer kleineren Sortiment, was die potenziellen Konsumenten wiederum von weiteren Käufen abhalten könnte. Eine teuflische Abwärtsspirale... :)
    .
    .
    Die eigentliche Ursache für die immer weiter abrutschenden Albumverkäufe sind meiner Meinung nach inzwischen nicht mehr die illegalen Downloads (die aber natürlich fast allein für den Absturz in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts verantwortlich waren), sondern die legalen. Immer mehr Leute kaufen statt dem ganzen Album jetzt eben nur noch die paar Songs, die ihnen besonders gefallen.

    • Hu Guy Incognito
      Du hast in allem natürlich Recht. Was uns aufgefallen ist: es gibt in den USA (und auch anderswo) vielleicht auch ein gewisses Repertoire Problem. In den iTunes Track Charts waren gestern zum Beispiel gerade mal nur noch 6 Alternativ Rocktitel in den Top 100. Kein einziger klassischer Rocktitel ist da zu finden.. und das im Rockland USA. Rock und Alternativ Rock laufen zwar noch als Alben leidlich gut, aber auch in diesem Genre gab es 2010 in den USA, so vermuten wir, einen deutlichen Rückgang der CD Verkaufszahlen. Alles in den Medien wirklich wahrnehmbare wird von einem R&B / Hip Hop / Pop / Elektro Misch-Masch beherrscht. Bei jeden dieser Misch-Masch Songs hat übertrieben gesagt jeder die Hände mit im Spiel und abgekupfert wird sowieso auf Teufel komm raus. Autotune scheint zudem unverzichtbar. Der Trend ist, dass es einfach keinen neuen Trend gibt, und das steigert die Nachfrage vor allem der wichtigen Gelegenheitskäufer im Albumbereich sicher auch nicht.

      LG
      Dean
      OLJO-TEAM

  • So wer diesen Beitrag gelesen hat und mit seiner Musik Erfolgreich sein will sollte immer an eine Sache denken.. Musikindustrie = Wirtschaft

    Nix mehr und nix Weniger :)

  • So wie die US-Top10 momentan aussehen, wundert mich das nicht. Viel schlechter geht's ja kaum.

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