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verfasst von OLJO-Team

TV Quotenabsturz für Bundesvision Songcontest 2011. Berlin mit Tim Bendzko gewinnt wie erwartet.

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Mit einem starken Zuseherrückgang zu kämpfen hat die von Pro 7 ‚Allzweckwaffe‘ Stefan Raab im Jahr 2005 ins Leben gerufene Musiksendung Bundesvision Song Contest. Gegenüber 2010 verlor die Sendung im sogenannten werberelevanten Zuschauersegment in diesem Jahr glatte 25% Marktanteil.

 
Den Sieg davongetragen hat bei der gestern in Köln veranstalteten Sendung der für Berlin gestartete und auch aus Berlin kommende Sänger Tim Bendzko (26). Schon im Vorfeld galt sein Sieg mit seiner neuen Single, dem balladenhaften Popsong Wenn Worte Meine Sprache Wären, als relativ sicher.
Es gab auch einige Überraschungen. Positiv: die für Sachsen gestartete Band Kraftklub und der Bremer Flo Mega. Negativ: Da fällt einem als erstes das total enttäuschende Abschneiden der für Hessen gestarteten Band Juli ein. Der fast schon peinliche Bühnenauftritt der Juli Frontsängerin (‚das rote Kleid‘), der so gar nicht zu den bisherigen Bühnenperfomances der Band passte, war wohl mitausschlaggebend für das Juli Fiasko in diesem Jahr. Immerhin sind Juli Sieger der ersten Ausgabe des Bundesvision Song Contest gewesen.

 
In den deutschen Charts wirkt sich die Bundesvision Sendung auch in diesem Jahr zumindest aus Tagessicht beträchtlich aus.
Der Siegersong Wenn Worte Meine Sprache Wären kann bei iTunes Deutschland heute knapp Platz 2 erreichen (ganz eng geht’s zu mit Moves Like Jagger). Platz 1 verteidigt aber weiterhin und das seit bald 2 Wochen der Dance Hit Turn This Club Around von RIO. Der Vorsprung Rios vor Tim Bendzko ist aber mit 10-12% eigentlich nur gering. (Hinweis: Tim Bendzko hat zwar eine zweite Version seines Hits in die iTunes Top 100 gebracht, aber auch mehrere andere Versionen des RIO Hits laufen recht passabel).
Kommerziell erfolgreich bleibt auch Glasperlenspiel aus Baden-Württemberg mit dem Titel Echt. Der beliebteste Download des Songs kann von gestern 31 auf heute 7 zulegen (Absatzwachstum bei iTunes erreicht 130%). Eine zweite, gleiche Version liegt auf Platz 41. Zusammengenommen bedeutet das bei iTunes Platz 4!
Mit denn doch deutlichem Abstand dahinter auf der 26, 36 und 75 rangiert Bosse mit Anna Loos und Frankfurt Oder (zusammen macht das in etwa Rang 11).
Beim kaufenden Publikum ebenfalls auf größeres Interesse stösst Kraftklub aus Sachen mit Ich Will Nicht Nach Berlin. Der Titel knackt heute die iTunes Top 20 (aktuelle Platzierung 30.09.11/15:15 Uhr): Rang 16.
Heute bei iTunes fünftbester verkaufter Song des diesjährigen Bundesvision Song Contests ist der Dance Song Unsere Liebe Ist Aus Gold von Frida Gold aus Nordrhein-Westfalen (Platz 24).
Achtungserfolge erzielen Thees Uhlmann (‚Zum Laichen Und Sterben..‘ auf 38 und 64) und Flo Mega (‚Zurück‘ auf Platz 37 und 99).
Relativ schwach schneidet die neue Single von Andreas Bourani ab. Eisberg erreicht heute bei iTunes nur Platz 49 und Platz 80.
Jennifer Rostock aus Mecklenburg-Vorpommern erreicht mit Ich Kann Nicht Mehr Platz 74.
Juli landen deutlich abgeschlagen mit Du Lügst so Schön auf Rang 93.
Zuguterletzt Flimmerfrühstück mit Tu’s Nicht Ohne Liebe auf Rang 98.
Insgesamt schafften es heute 11 der 16 Bundesvision Song Contest 2011 Teilnehmerlieder in die wichtigen iTunes Charts.

 
Ein etwas anderes Bild liefern die ebenfalls wichtigen Amazon MP3 Top 100:
Hier führt Glasperlenspiel (Platz 4, 163 und 284) etwas überraschend klar vor Tim Bendzko (Platz 7,136 und 340).
Bosse (mit Anna Loos) findet man auf Rang 23, 38 und 1331.
Kraftklub erobert bei Amazon Platz 22.
Frida Gold aus NRW findet man auf Platz 40 und 56.
Fest deckungsgleich zu iTunes: Thees Uhlmann bei Amazon MP3 auf 44 und 78.
Flo Mega mit ‚Zurück‘ auch bei Amazon MP3 knapp hinter Thees auf 58, 69 und 253.
Insgesamt scheinen die Bundesvision Song Contest Lieder bei iTunes vom Publikum eher gekauft zu werden, als bei Amazon MP3

 
Musicload als dritter großer Musikdownloadshop in Deutschland liefert heute folgende Ergebnisse:
(Hierbei ist zu bedenken, dass sich bei Musicload Verkaufsveränderungen auf Grund anderer Berechnung der Tagescharts meist erst nach bis zu 72h auswirken)
Bei Musicload befindet sich heute noch klein einziger der Buvisoco Songs in den Top 20. Mit Rang 21,64 und 84 liegen wie bei Amazon MP3 auch bei Musicload Glasperlenspiel vorne.
Mit Rang 32 liegen hier Frida Gold noch vor Tim Bendzko (Platz 41).
Weitere Bundesvision Song Contest 2011 Titel in den heutigen Musicload Top 100:
70 Juli
73 Jennifer Rostock
81 und 88 Andreas Bourani
Mit Platz 91 läuft Frankfurt Oder von Bosse im Shopvergleich bei Musicload ausnehmend schlecht.

 
Zur Quotenkrise des Bundesvision Song Contests:
Trotz eines über dem Pro 7 Senderdurchschnitts liegendem Marktanteil von 12,8% beim sogenannten werberelevanten Publikum ist der 25%ige Rückgang des Marktanteils gegenüber dem Vorjahr (17%) ein Alarmzeichen. Wundern tut uns das aber nicht. Ehrlich gesagt mussten wir im Verlauf der Sendung gegen unheimliche Müdigkeit ankämpfen.
Der Bundesvision Song Contest ist halt eben leider keine Leistungsschau der deutschen Musikszene, sondern ein Marketingvehikel, um in erster Linie neue Singles von Künstlern des Musikmolochs Universal Music zu pushen. 50% aller Teilnehmer (insgesamt also 8) des diesjährigen Buvisoco haben denn auch einen Plattenvertrag ausgerechnet bei Universal Music. 3 sind bei Warner Music und 2 bei Sony Music unter Vertrag (Tim Bendzko ist bei Sony). 3 sind von mehr oder weniger unabhängigen Labels nach Köln entsendet worden. Dass ausgerechnet der Video-Sperrweltmeister Universal Music der Hort der Kreativität in der deutschen Musikszene ist, darf man mal kurz bezweifeln. 50% für einen einzigen Konzern ist eindeutig viel zu viel.
Und überhaupt: Wer wählt eigentlich die Teilnehmersongs der einzelnen Bundesländer aus? Macht das Raab in Eigenregie bzw in Kooperation mit Universal, oder wie? Nach welchen nachvollziehbaren Kriterien läuft das ab? Man darf ja nun nicht vergessen, dass Raabs eigene Plattenfirma mit Universal Music kooperiert. Das stinkt ein bissl…Nächstes Jahr mal einfach ohne Universal, hmm?…
Auffallend ist zum Beispiel, dass kein einziger Künstler des Musikkonzerns EMI am Bundesvision Song Contest teilnehmen durfte. Gibt es bei EMI etwa keine deutschen Talente? Keine Repäsentanz gab es zudem für die sehr erfolgreichen deutschen Dance Musiklabel. Kann ja wohl nicht sein, dass die einfach mal unter den Tisch fallen, weil Tanzmusik dem persönlichem Geschmack einiger Leute bei den Veranstaltern des BuViSoCo missfällt. Eine ganze Musikrichtung (die aktuell im In- UND Ausland sehr erfolgreich ist) quasi auszublenden ist nicht professionell, finden wir. Der private Geschmack von z.B. Stefan Raab und die Promoziele von Universal Music interessieren uns denn doch eher weniger…Viel Schatten, wenig Licht…und nächste Woche schauen wir mal wer vom BuViSoCo 2011 dann noch in den Top 100 vertreten ist…

 
Info: Alle angegebenen Daten von heute 30.09.2011 / Stand 15.30 Uhr

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Erik
Erik
20. Oktober 2011 12:39

Nach 2 wochen? Benzko platz 19 bei iTunes – die Top sehr USA lastig. Platz 1 USA Rihanna Platz 2 Taio Cruz (eigentlich Uk Sound aber USA) Platz 3 Maroon5 (USA)

Prinz Rowan
Prinz Rowan
7. Oktober 2011 15:32

@Oljo
Tja, NRW war an dem Tag wohl nicht so warm. Wir hatten gut 20 Grad und haben den Abend im Kurzarmoutfit daussen genossen.

Bei uns gibt es Radio Regenbogen, SWR 3 und RPR 1. Die Regenbogen sind im Wiederholungsverein, jedenfalls habe ich morgens und abends praktisch die gleichen Titel. SWR quasselt wie gestört, wer nicht gehirngeschädigt ist, sollte umschalten, bevor es dazu kommt. Und RPR 1 ist nicht immer optimal empfangbar.

Das die Auswahl universallastig ist, kann am Klüngel liegen. Man müßte allerdings auch mal die letzten drei bis vier BuViSoCo’s analysieren, da die Abweichung bei nur 16 Teilnehmern durchaus noch im Zufallsbereich liegt. Erst wenn sich die Abweichung von 50% Teilnahme zu 30% im Normalmarkt in den älteren Folgen auch nachweisen läßt, wäre das wirklich auffällig.

Wobei es mir allerdings auch so scheint, dass der deutschsprachige Pop stark von Universal hofiert wird. Da beruht nicht auf einer Markanalyse, sondern nur auf de persönlichen Kaufverhalten.

boukha
boukha
4. Oktober 2011 17:45

Das J. Rostock einfach eins der bekanntesten und stärksten Gitarren-Riffs – eben sunday bloody sunday – kurzerhand zweckentfremdet haben ist eine Wiederholungstat: siehe Das Ding TV / Jennifer Rostock klauen bei Oasis / auf youtube
Die Zeile „ich kann nicht mehr“ spielt wahrscheinlich auf die versiegende kreative Kraft der Band und die daraus resultierende Frustration der Sängerin an, die ständig auf die Playbacks weltbekannter Rockbands singt und dabei so tun muss als wäre es jeweils ein originäres Stück.

Guy Incognito
Guy Incognito
3. Oktober 2011 13:09

Wenn da nur unbekannte Newcomer antreten würden, dann würde keine Sau das gucken, und der Contest würde umgehend eingestellt. Vielleicht ungerecht, ist aber so. Daher ist die Mischung so eigentlich perfekt, dass man einige Bekannte Acts dabei hat, die wichtigsten Newcomer des Jahres (und da waren diesmal wirklich fast alle dabei, da kann man ihnen keinen Vorwurf machen!) und ein paar No Name-Acts, die sich so mal der Öffentlichkeit präsentieren können.

Und mit der Verteilung auf die Plattenlabels… ist nunmal so, dass Universal der mit Abstand größte Major ist, und mit Sony auch eigentlich als einziges richtig spürbar in neue deutsche Künstler investiert. EMI war nicht dabei, ja… aber die haben in letzter Zeit halt auch keinen einzigen deutschen Newcomer hoch in die (Single-)Charts gebracht. Anscheinend wurde die Nachwuchsförderung dort weitestgehend eingestellt. Wen sollen sie dann hinschicken?

Salem
Salem
3. Oktober 2011 09:36

Ist schon jemandem aufgefallen, dass das Gitarren-Intro von Jennifer Rostocks „Ich kann nicht mehr“ (fast) U2s „Sunday Bloody Sunday“ ist? Die ersten zehn Töne (und der zwölfte) sind völlig identisch (IKNM ist halt in Dm/F und SBS in Bbm/Db), der elfte ist bei IKNM einen Ganzton höher und dann kommt noch ein Akkordwechsel zur Tonika (F), wo es bei SBS der gleiche Akkord bleibt (Gb6).

Ritchie
Ritchie
2. Oktober 2011 20:06

Ich würde mir bei der Sendung mal wünschen, dass nur (unbekannte) Nachwuchskünstler teilnehmen dürfen. Ansonsten ist der Contest so spannend, wie die Wahlen in der ehem. DDR. Ob Peter Fox, Unheilig oder jetzt der Bendzko, der Sieger steht meistens schon vorher fest. Gut, die „Kleinen“ dürfen sich mal im Fernsehen zeigen, spannend ist die Sendung durch die „Stars“ nicht. Der geänderter Abstimmungsmodus hat wieder mal gezeigt, worum es da wirklich geht – Das Geld für die Votings. Oder ist die Filterung nach Bundesland soviel teurer als die neue Fassung??
Der Song von Juli war garnicht mal so schlecht. Leider haben viele Fans (mich inbegriffen) der Band den Stillwechsel zu Elektro-Pop übel genommen.
Was Alin Coen angeht…. Mädsche, Du hast den falschen Song gewählt, viel zu leise. Mit Wolken wäre viel mehr drin gewesen.

Prinz Rowan
Prinz Rowan
2. Oktober 2011 13:32

Die Quoten sollte man durchaus auch im Verhältnis zum Wetter sehen. Ich kann mich zwar nicht an das Wetter zum 2010er BuVisCo erinnern, aber diesmal haben wir das Ding aufgenommen und waren lieber im Garten grillen.
Die Teilnehmer werden übrigens von den Partnerradiostationen ausgewählt und nicht von Stefan Raab. Da im Radio die Songauswahl ja entweder über Schmiergeld oder seltsame Vorgaben der Labels erfolgt, braucht man sich über die Bandauswahl nicht wirklich zu wundern. Im Moment läuft im Radio Gaga,Guetta,Gähn. Dieselben 6-7 Lieder werden andauernd wiederholt. Da habe ich ja schon mit nur einer CD mehr Musikvielfalt.

Warum das Airplay immer noch so stark gewertet wird, ist mir deshalb nicht eingängig. Ich höre alle paar Wochen mal Radio im Auto, aber nach einer Stunde wird es langweilig, weil zum dritten Mal der Favorit des Senders kommt. Meist irgendein Brite oder Ami mit einem gepushten Song, der ohne Push auch irgendwo in den Top 40 versanden würde.

Vielleicht solltet ihr mal den Raab anstiften, einen Vorentscheid zum BuViSoCo anzuregen. Das die Partneradios das machen, wird man kaum ohne erhebliche finanzielle Mittel erzwingen können.

wendehals
wendehals
1. Oktober 2011 15:18

Ihr könnt ja auch mal schauen wie sich die Veranstaltung auf den Absatz der Alben der Teilnehmer ausgewirkt hat. Auf den ersten Blick scheint das auch einen Schub gegeben zu haben. Die Kritik an der Auswahl der Teilnehmer ist nicht unberechtigt. Aber solange ich so ein paar neue Perlen entdecke ist mir die Klüngelei im Hintergrund relativ egal. Klar kann man da viel Kritisieren, aber es ist nun mal leider die Einzige Plattform die es unbekannten deutschen Künstlern ermöglicht sich einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn man von dem Castingquark absieht bei dem es ja auch gar nicht wirklich um Musik geht.