Liebe OLJO Blog Besucher,
wir haben uns einmal die Mühe gemacht, die Votingscores des diesjährigen Eurovision Song Contest mit der jeweiligen Größe des Musikmarktes der Abstimmungsländer in Beziehung zu setzen. Die jeweilige Punktzahlen, die von einem Land vergeben wurde, sind mit der Größe des Musikmarktes dieses Landes multipliziert worden. Das Ergebnis ist nicht so richtig erstaunlich, da hier zwei Länder, nämlich England und Deutschland entscheidend sind. Allein diese beiden Länder konzentrieren 52% der Musik Verkäufe Europas auf sich. Nach Gewichtung der Musikmärkte wären daher Jedward mit Abstand als Sieger hervorgegangen. Aserbaidschan wäre nur auf einem mittleren Platz gelandet. Lena wäre nicht Zehnte, sondern nur 13. geworden, da sie aus England keine Stimmen erhalten hat. (Deutschland war für Lena ja nicht stimmberechtigt).
2 || Moldawien / Zdob si Zdub – So Lucky | Punkte: 3647
3 || Italien / Raphael Gualazzi – Madness of Love | Punkte: 3611
4 || Dänemark / A Friend In London – New Tomorrow | Punkte: 3359
5 || Österreich / Nadine Beiler – The Secret Is Love | Punkte: 2769
6 || Bosnien und Herzegovina / Dino Merlin – Love in Rewind | Punkte: 2603
7 || Griechenland / Loucas Yiorkas – Watch My Dance | Punkte: 2403
8 || Schweden / Eric Saade – Popular | Punkte: 2343
9 || Schweiz / Anna Rossinelli – In Love for a While | Punkte: 2241
10 || Aserbaidschan / Ell & Nikki – Running Scared | Punkte: 1808
11 || Litauen / Evelina Sasenko – C’est ma vie | Punkte: 1749
12 || Island / Sjonni’s Friends – Coming Home | Punkte: 1591
13 || Deutschland / Lena – Taken by a Stranger | Punkte: 1410
14 || Rumänien / Hotel FM – Change | Punkte: 1168
15 || Spanien / Lucia Perez – Que me quiten lo bailao | Punkte: 1130
16 || Ukraine / Mika Newton – Angel | Punkte: 1003
17 || Russland / Alexej Vorobyov – Get You | Punkte: 964
18 || Großbritannien / Blue – I Can | Punkte: 885
19 || Finnland / Paradise Oskar – Da Da Dam | Punkte: 857
20 || Frankreich / Amaury Vassili – Sognu | Punkte: 845
21 || Slowenien / Maja Keuc – No One | Punkte: 680
22 || Serbien / Nina – Caroban | Punkte: 672
23 || Ungarn / Kati Wolf – What About My Dreams? | Punkte: 629
24 || Georgien / Eldrine – One More Day | Punkte: 579
25 || Estland / Getter Jaani – Rockefeller Street | Punkte: 255
Die Größe des Musikmarktes haben wir zu 50% aus der Größe des Single Marktes (Downloads + CD Singles) und zu 50% aus der Größe des Albummarktes (Downloads + Album CDs) errechnet. In Osteuropa spielt der Singlemarkt keine Rolle, da hier weder Musik Downloads noch CD Singles in größerer Zahl verkauft werden. Die größte osteuropäischen Albummärkte haben Russland und Polen.
Die oben aufgeführte Liste hat jedoch nur eingeschränkt mit dem zu erwarteten Charterfolg eines Titels in Europa zu tun. Dort spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle. Vor allem ist festzuhalten, dass die von den Ländern verteilten Scores nicht repräsentativ für den Geschmack der genuinen Musikkäufer in Europa sind. Vor allem bei Einzeldownloads treten in erster Linie eher junge Käufer in Erscheinung. ‚Ältere‘ Käufer (oder wohlhabendere), die eher zu Album CDs, oder Album Downloads greifen haben einen teilweise erheblich abweichenden Geschmack. Noch dazu muss man festhalten, dass bis 98%-99% aller beim ESC Voting Abstimmenden sich keinen Tonträger kaufen werden bzw kaufen können, nicht mal den für den sie abgestimmt haben.
Wer aber verkauft im Moment in Europa tatsächlich am Besten?
Derzeit (also heute!) laut iTunes Daten die kommerziell am erfolgreichsten ESC 2011 Teilnehmer im Einzelverkauf sind:
1 Blue
2 Jedward
3 Lena Meyer-Landrut
4 Ell & Nikki
5 Eric Saade
Hier spielen Käufe im jeweiligen Heimatland, oder Käufe in den wichtigsten Märkten England und Deutschland die größte Rolle!
Insgesamt bewegen sich die Verkaufszahlen auf einem extrem niedrigen Niveau. Sie sind um ein Mehrfaches geringer, als in den beiden Vorjahren. Man kann feststellen, dass der Siegersong in den westlichen Hauptmärkten nur schwach ankommt. Kaum feststellbares Käuferinteresse gibt es in Italien und Frankreich.
Wie schon von uns im Vorfeld erwartet, ist kaum chartfähiges Material beim diesjährigen ESC durchgekommen. Auch die Einschaltquoten (besonders des jungen Publikums) scheinen nicht sonderlich hoch gewesen zu sein.
Das ist natürlich eine interessante Betrachtungsweise. Gespannt bin ich auf die detaillierten Jury- und Votingergebnisse. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Zahlen da einige Male differieren. Z.B. der zweite Platz von Italien ist mir ein Rätsel (der war z.B. bei Google sehr weit hinten), könnte mir vorstellen, dass der v.a. viele Jurypunkte bekam. Dass Lena nicht „objektiv“ bewertet wurde, da bin ich mir sicher, aber auch hier die Frage, ob und wie stark evtl. Unterschiede vorhanden sind.
Ich hab mir jetzt auch nochmal ein paar Zahlen angeschaut und bin zu dem Schluss gekommen, dass Aserbaidschan ein „schwacher“ Sieger ist, verglichen mit Alexander Rybak (2009) sowieso aber auch gegenüber Dima Bilan (2008) oder Lena:
Nur 3mal zwölf Punkte bei 42 Möglichkeiten (vier andere Länder bekamen auch 3mal 12, Italien 4mal, Bosnien und Herzegowina sogar 5mal!), Lena 9mal von 38 (Dänemark noch 5mal, andere 4mal und weniger). 221 Punkte sind 43.8% der maximal möglichen (Schnitt 5.26 = „guter 6. Platz“), 246 Punkte 53.9% (Schnitt 6.47 = „zwischen 4. und 5. Platz“) Lena hatte 76 Punkte Vorsprung, Aserbaidschan nur 32 (bei drei Teilnehmern mehr).