Eurovision 2011
verfasst von OLJO-Team

ESC 2011: TV Einschaltquoten in Italien saumässig, in Frankreich und Österreich mittel, in Irland hoch

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Einen totalen Reinfall erlebte das italienische Fernsehen RAI mit der Rückkehr Italiens zum Eurovision Song Contest. Der zweite Platz von Raphael Gualazzi fand in Italien quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Nur ganze 1,2 Mio Italiener wollten das ESC 2011 Finale im Fernsehen anschauen, das ergab eine Einschaltquote von äusserst mageren 7%. Beim jungen Publikum (unter 30 Jahren) lag die Quote gar unter 5%. Diese Werte wären für große Sender in Italien, wie RAI einer ist, ein Grund eine Sendung abzusetzen.
Es war schon im Vorfeld beobachtet worden, dass sich in Italien krass gesagt ‚kein Mensch‘ für den Eurovision Song Contest interessiert. Diese Musikveranstaltung ist auf der Appeninhalbinsel im Bewusstsein der Menschen als sehenswerter Event nicht mehr vorhanden. Auch die Nachberichterstattung in der italienischen Presse fiel trotz des zweiten Platzes, den Italien ergattern konnte, extrem ärmlich aus. Lieblos hingeklatschte Fünf- bis Zehnzeiler waren das äusserste der Gefühle. Das Desinteresse könnte kaum größer sein.

 
Deutlich besser, als in Italien aber auch nicht wirklich gut waren die Einschaltquoten des ESC Finales am Samstagabend in Frankreich. France 3, der ESC Sender in unserem Nachbarland, verbuchte zwar mit im Schnitt 4,9 Mio Zuschauern den Tagessieg, lag aber mit 26,7 % Marktanteil (auch Einschaltquote genannt) nur sehr knapp vor der Konkurrenz. Der Marktanteil beim jungen Publikum (unter 30) unterschritt deutlich 20%.

 
Ähnlich gut, wie in Deutschland waren die offiziellen Eurovision Einschaltquoten in Spanien. Ein Wert von 39,7% (5,963 Mio Zuschauer) konnte erreicht werden. In der Spitze (während der Punktevergabe) stieg der Marktanteil bis auf 50% an. Wie hoch die Quote beim ‚jungen Publikum‘ war ist leider unbekannt, man darf aber vermuten, dass die Quote beim jungen Publikum in Spanien sehr deutlich unter 40% gelegen haben muss.

 
In Irland schraubten Jedward die Einschaltquote des Eurovisionsfinales auf ein 15 Jahres Hoch. 1,2 Mio der 4,7 Mio Iren sahen im Schnitt das Finale, was einer Einschaltquote von phänomenalen 71% entsprach. Insgesamt zappten sich 2,2 Mio Iren in die Show rein.

 
In Ungarn hingegen war das ESC 2011 Finale kein Straßenfeger. Immerhin jedoch erreichte der Marktanteil 20%.

 
Die griechischen Fernsehzuschauer bewiesen auch im Jahr 2011 ihre Liebe zum Song Contest. Mit einer Quote von 73% wurde ein gewohnt hoher Marktanteil in Griechenland erreicht.
In Portugal sah es dagegen gänzlich anders aus. Nur bei 19,6% aller am Samstag Abend in Portugal eingeschalteten TV Geräte flimmerte das ESC Finale über den Bildschirm.
Kein Wunder, dass in den portugiesischen iTunes Charts kaum ein Song aus dem Finale aufgetaucht ist. In Griechenland schafften dagegen mehr als ein Dutzend ESC Teilnehmersongs den Sprung in die dortigen iTunes Top 100.

 
In Österreich gab es Quoten, die die ORF Oberen wohl zufriedenstellen dürften. Nach drei Jahren Pause zeigte der ESC 2011, dass im Alpenland mit dem Song Contest höchste Reichweiten möglich sind. Gemeldet wird für Österreich eine TV Einschaltquote von 37% (0,9 Mio Zuschauer im Schnitt). Etwas geringer also, als in Deutschland. In der Spitze wurde in Österreich während der Sendung durch ‚Reinzapper‘ eine Zuschauerzahl von 1,12 Mio gemessen, was 50% Marktanteil zu diesem Zeitpunkt bedeutete. Während der Punktevergabe wuchs der Marktanteil gar auf 61% (bei durchschnittlich 1,1 Mio Zusehern).

 
Quoten für die Schweiz liegen noch keine vor, man kann aber annehmen, dass sie recht ähnlich zu denen in Österreich waren, vielleicht etwas geringer.
In der Schweiz ist übrigens ein Streit darüber losgegangen, warum man denn nun ausgerechnet Letzter wurde. Der Komponist des schweizerischen ESC Beitrags ‚In Love For A While‘ (Interpretin: Anna Rossinelli) meint als Ursache unzulängliche Promo des schweizer Fernsehsenders SF ausgemacht zu haben. Der Komponist verstieg sich sogar dann noch darauf, dass ‚die hohen Preise‘ in der Schweiz mit ein Grund für den letzten Platz der Schweiz gewesen seien.
Wir sagen dazu: Nein, alles Falsch. Es ist einzig und allein die Autobahn Mautgebühr Schuld 😉
Viele Schweizer wurmt es komischerweise besonders, dass Österreich aus Deutschland die absolute Höchstpunktzahl erhielt, aus dem ja so freundschaftlich verbundenem Deutschland für die Schweiz aber nur ein ‚Anna sieht ja nett aus, aber Punkte musst ihr Euch woanders holen‘ bekam.

 
Sehr deutlich wird bei den oben genannten TV Quoten, wie stark die Korrelation zwischen Einschaltquote und Verkaufserfolg der ESC Songs in den Charts ist. Ausnahme ist hierbei Spanien. Trotz einer guten Quote finden die Eurovision Songs im Land des Flamenco quasi keine Käufer. Nur 3 (Jedward 31, Ell & Nikki 35 , Lucia Perez 39) sind im Moment überhaupt noch in den Top 40 der spanischen Tunes Charts. Lena liegt auf 114. Marktführer in Spanien ist jedoch nicht iTunes, sondern ein Mobilfunkanbieter, der keine Verkaufscharts veröffentlicht.

 
Hinweis: sämtliche hier zitierten Werte sind garantiert offizielle Daten!

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10 Comments
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JLuecking
JLuecking
18. Mai 2011 18:09

Sehr guter Artikel. Danke…

JLuecking
JLuecking
18. Mai 2011 17:23

Liebes Oljo-Team,

danke für die Antwort. Jetzt habe ich noch mal bei einem Schweizer Blogger (Windmaschinchen, http://eurovision-windmachine.blogspot.com/) nachgeschaut und da finde ich eine positive Reaktion auf die Stadt Düsseldorf und die zwei schönen ESC-Wochen. Und auch eine interessante Bewertung der Auftritte und Platzierungen.

Viele Grüße
Joachim

Erik
Erik
18. Mai 2011 16:39

Lieber Joachim,

die Rockability Live Version das beste was du je im Fernsehen live gesehen hast…. hmmmmmmmmmmmmmm da gabs aber tausende bessere Performances, alleine die Satelite Version beim bambi war wohl tausendmal besser als das. Nur weil ein paar tausende Leute Fähnchen in der Luft schwenken macht das keine Knüller Performance.

Schau dir mal ne Bruce Springsteen Live Show im Internet an… oder Robbie Williams Live in Knebworth.

Lieben Gruss

Erik

JLuecking
JLuecking
18. Mai 2011 15:26

Hallo Oljo-Team,

gibt es eigentlich Pressestimmen oder Reaktionen aus dem Ausland über das ESC Finale, was man nachlesen kann? Wir gehen ja davon aus, dass wir im Ausland einen guten Eindruck hinterlassen haben, aber ist es tatsächlich so? Ich persönlich fand die LED-Wand gigantisch und selbst am Fernseher höchst beeindruckend. Auch wenn sie – vor allen in den Halbfinals – manchmal vom Künstler abgelenkt hat. Aber die Rockabilly Version von Satellite war das beste, was ich je im Fernsehen live gesehen habe. Was sagt das Ausland?

Viele Grüße
Joachim

pasi
pasi
17. Mai 2011 21:59

Also ö reich hatte doch viel besser quoten:

http://escdaily.com/articles/19138

Die erste Stunde waren nur 37% aber schon um 22 Uhr waren es 50% bis es am Ende dann 65% waren.

Und von solchen Quoten ist D land noch entfernt 65% bzw schon 50% hat man ja nicht geschafft..

FrankS
FrankS
17. Mai 2011 19:54

@chris

mei, diesen bullshit, den mal irgendwer in die Welt gesetzt hat, muss man doch nun nicht auch noch NACH dem ESC weiterverbreiten, oder? Zum einen steht in den Statuten zum ESC, dass ein Song genau dann als Cover eingestuft wird, sobald 5 oder mehr Noten AM STÜCK mit bereits bekannten Werken überein stimmen (im Fall von „Herz an Herz“ sind es nur 4, kannst nachzählen^^). Und zum anderen kam die Plagiatsklage von einem Produzenten aus Schweden, die aber seitens der EBU ebenfalls verneint wurde. Aber natürlich haben die Leute alle keine Ahnung 😉

chris
chris
17. Mai 2011 19:31

Von vielen unbemerkt hat Blümchen übrigends am Samstag ihr Comeback feieren können! Der Song „New Tomorrow“ hat eindeutig die gleiche Melodie wie „Herz an Herz“ von Blümchen oder besser gesagt Paso Doble (1985) von denen das Lied im Original stammt. Ich bin der Meinung man MUSS den Titel unbedingt disqualifizieren. Der ESC ist immer noch ein Komponistenwettbewerb.