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verfasst von OLJO-Team

Musikstreaming Studie: Nicht nur die Happy Few kassieren!

Musikstreaming Studie: Nicht nur die Happy Few kassieren!
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Eine neue Studie zum Musikstreaming (Quelle siehe am Ende des Artikels) förderte einige neue Tatsachen zu Tage, die sehr interessant sind. Die Untersuchung bezieht sich, was aktuelle Daten betrifft, auf das Jahr 2023.

Umsatz mit Musikstreaming in Deutschland 2023:

Laut den verlautbarten Zahlen erreichte der Umsatz in Deutschland, der mit Musik-Streaming erzielt werden konnte im Jahr 2023 die Summe von insgesamt 1511 Mio €.

Erstmals wurde auch bekannt gegeben wieviele Künstler/innen (ob im Vollberuf, Neben-Erwerb, oder als Amateur) die 1,5 MRD € Umsatz mit ihren Musiktiteln erzeugt haben. Es waren kaum vorstellbare 5,4 Mio Künstler/innen + Amateure weltweit, die im Jahr 2023 stolze 71,7 Mio Musiktitel in Deutschland im Angebot hatten, die mind. 1mal angehört wurden.

Davon sind übrigens nur 29,91 Mio Musikstücke bei der GEMA gemeldet (das sind 41,7% von allen, einzusehen auf der GEMA Website).
Es gilt zu beachten, dass bei den großen Streamingdiensten, die den Markt beherrschen, praktisch ein Komplettangebot der WELTWEIT veröffentlichten Musik abrufbar ist. Info: Ein Großteil der im Ausland veröffentlichten Titel sind in Deutschland irrelevant.

Wieviele Acts in/aus Deutschland veröffentlichen Musik?

Halbwegs gut ersichtlich werden in den Studiendaten die Künstlerzahlen für Deutschland nur in Musikgenres, die deutschsprachig sind.

Im Bereich
HipHop/Rap deutschsprachig meldet die Studie für 2023 23.000 Künstler/innen, die mind. 1 Stream ausliefern konnten. Darunter befinden sich auch bis zu ca. 10% Österreicher/innen und Schweizer/innen.
Pop deutschsprachig, ausser AustroPop: 26.000,
Schlager: 28.000,
Rock deutschsprachig: 11.000,
Volkstümliche Musik: 11.000.

deutschsprachiges Ausland:
Austro-Pop: 131 (kann deutsch, oder englischsprachig sein).
Schweiz HipHop/Rap: 208
Schweiz Schlager: 333.

zusammen sind das geschätzt ungefähr 90.000 Acts in Deutschland mit deutschsprachigem Content (99.000 wenn man österreichische und schweizer Acts inkludiert). Die deutschen Acts aus dieser Liste generierten 2023 mit ihren Musiktiteln 288,2 Mio € des Streaming-Umsatzes in Deutschland (19% des Gesamtumsatzes, bei aber nur knapp 2% der 5,4 Mio Künstler mit Songstreams in DE).

Da der Gesamtumsatz deutscher Künstler beim Musikstreaming (deutsch + englischsprachig) 642 Mio € beträgt und wir Studiendaten hinzuziehen können, beläuft sich die Zahl derjenigen deutschen Acts, die 2023 in Deutschland mind. 1 Stream ausgeliefert haben auf etwa

850.000 (davon 0,5 Mio mit weniger als 1€ Umsatz bzw. insges 0,813 Mio mit weniger als 500€ Umsatz).

Zusatzinfo: Bei der GEMA gemeldet sind 98.155 Mitglieder (NUR Texter, Komponisten, Label aus dem In- UND Ausland usw., keine ‚Acts‘, die nicht selbst Urheber sind). 

Zum Vergleich: im Jahr 2002 gelang es insgesamt 63.685 Künstlern (national + international) auf mehr als 1€ Umsatz zu kommen. (bei insgesamt 1,2 Mrd € Umsatz zu damaligen Preisen).

Wer kann mit Musikstreaming seinen Lebensunterhalt finanzieren?

Die Studie förderte zu Tage, dass in Deutschland 13.181 Acts (0,24% aller in-und ausländischen Acts) einen Umsatz mit Streaming machten, der 2023 oberhalb des steuerfreien Betrages von 10.900 € im Jahr lag. Das hört sich nicht nach viel an, aber
Wichtig zur Einordnung: im Jahr 2002 waren es lediglich 5.758 Acts, die mit dem Tonträgerverkauf den damalig geltenden steuerfreien Betrag (7.235€, in heutigen Preisen 10.900 €) überschritten haben.
Es sind heute also mindestens 130% mehr Acts, die zumindest mehr verdienen, als der steuerfreie Betrag. Bei einer erheblichen Anzahl dieser Acts kann man davon ausgehen, dass zuzüglich weiterer Einnahmen (physischer/digitaler Tonträgerverkauf, Livekonzerte, Radioabspielungen) der Lebensunterhalt durch Machen und Vorführen von Musik bestreitbar ist.

2023 lag der Anteil deutscher Acts mit mehr als 10.900€ Umsatz bei 36,5% (= 4800 Acts). Für 2002 kann der Anteil deutscher Acts grob auf 35% geschätzt werden (2000 Acts).. 

Musikstreaming Großverdiener: Die 50 „Happy Few“: 

Wer von den vielleicht bis zu 300.000 deutschen Streaming-Acts kann denn überhaupt richtig ordentlich Umsatz mit seinen Musiktiteln erzielen? Wieviele machen richtig Asche?

Fakt ist laut Studie, dass im Jahr 2023 insgesamt 50 Musikacts mehr als 2 Mio € Umsatz mit Musikstreaming gemacht haben. Davon waren immerhin 30 deutsche Acts. Das ist die Crème-de-la-Crème des deutschen Musikmarktes. 30 einheimische Acts. Das ist die Spitze des Eisbergs!

Der erfolgreichste deutsche Act kam 2023 auf 6,86 Mio € Umsatz mit Streaming (Platz 2 in den Top 50). Der erfolgreichste ausländische Act kam auf 8,175 Mio € (Platz 1 der Top 50).

Die Top 50 Musikacts erzielten 2023 genau 167,05 Mio Musikstreaming-Umsatz (11,06% des Gesamtumsatzes). Weitere 107 Musikacts kamen 2023 auf einen Umsatz von 1 Mio € bis 2 Mio € mit zusammen etwa 150 Mio € Umsatz (9,9% Anteil).
Grob kann man sagen dass die ‚Happy Milion+ Gang‘ gerade mal 157 Acts umfasst. Wahrscheinlich sind rund die Hälfte (ca. 80) davon deutsche Acts.

Insgesamt haben deutsche Acts am 1511 Mio € umfassenden Streamingumsatz einen Umsatz-Anteil von etwa 42,5%. Seit 2019 konnte dieser Anteil nicht mehr gesteigert werden, d.h. ist mehr oder weniger gleich geblieben.
Gleichzeitig ist seit 2019 im immer noch relevanten Bereich des Umsatzes mit physischen Tonträgern der Umsatzanteil deutscher Acts von 62% (2019) auf ca. 47% (2023) zurückgegangen.

Umsatz mit physischen Tonträgern:

Musikgenres bei denen 2023 der Umsatz mit physischen Tonträgern fast gleich hoch, oder höher war, als der Umsatz mit Musik-Streaming, (ab einem Mindestumsatz je Genre von 25 Mio €):
Schlager 45% physisch
Metal 60% physisch
Rock Deutschsprachig 42% physisch

Musikgenres mit einem Streamingumsatz-Anteil von nahe 90% bis über 90%, gestaffelt nach Umsatzhöhe, (Mindestumsatz je Genre über 25 Mio €):
HipHop / Rap deutschsprachig 90%
Electronic / Dance 95%
HipHop / Rap International 90%
(unbekannt) 100% macht übrigens 48 Mio Umsatz…
Urban/Soul/R&B 88%
Musik für Kinder 85%
Techno / House 98%
Weltmusik 90%
Soundtrack/Filmmusik 85%.

Umsatzanteil nach Musik-Genres, nur Streaming:

HipHop Rap (international + deutsch): 385 Mio €, davon 190 Mio Deutschrap.
Pop (international + deutsch): 360 Mio €, davon 60 Mio € deutschsprachiger Pop.
Dance/Electro/Techno/House: 230 Mio €.
Rock/Metal/Punk (international + deutsch): 229 Mio €, davon 25 Mio € Rock deutsch.
Urban/R&B/Soul/Reggae: 47 Mio €.
Schlager: 33 Mio €.
Musik für Kinder: 28 Mio €.
Klassik: 20 Mio €.
Meditation: 19 Mio €.
Explizit weihnachtliche Musik: 13 Mio €.
Folk/Weltmusik: 11 Mio €.
Country: 10 Mio €.
K-Pop: 7 Mio €.
Französisch: 3 Mio €.
Instrumental: 2,5 Mio €.
Volkstümliche Musik 2,5 Mio €.
andere Genres, oder Genre nicht eingeordnet: 111 Mio €.

Gesamt: 1511 Mio €. (davon 41% durch Acts aus Deutschland)

Der Aufstieg des Rap:

Über die Hälfte (55% – 60%) des Umsatzes mit deutschsprachiger Musik entstammte im Jahr 2023 dem Genre HipHop/Rap, Untergenre Deutschrap. Zu beachten ist, dass nicht selten Songs im Bereich Pop eingeordnet werden, bei denen es sich eigentlich um Deutschrap Titel handelt.
Der Marktanteil von Hip/Hop Rap insgesamt (deutsch + international) ist seit 2002 von damals 4% auf heute mind. 23% angestiegen (Musikstreaming Marktanteil 2023: 25,5%).
Der Marktanteil von Schlager + Volksmusik z.B. sank von 5% (2002) auf heute 3,5% (Streamingmarktanteil 2,4%). Geschuldet u.a. einem starken Rückgang bei Volksmusik. 

Umsatz mit Konzerten mit Unterhaltungsmusik

Laut einer Gemastudie gab es 2023 in Deutschland genau 218.000 Konzerte/Live Veranstaltungen, deren Inhalt Unterhaltungsmusik war (also klassische Musik nicht beinhaltet hat). Die Gesamtbesucherzahl lag bei 62 Mio Personen. Der erzielte Umsatz wurde nicht bekanntgegeben. Der durchschnittliche Endverbraucher Ticketpreis lag 2023 bei geschätzt ca 60€ brutto. Der erzielte Netto-Umsatz abzüglich Steuern und Ticket-Gebühren dürfte 2023 daher 3,3 Mrd Euro knapp überstiegen haben. Laut Deutschlandfunk Nova landet im Schnitt knapp ein Drittel des Ticketnettopreises als Gage bei den vorführenden Interpreten. 2023 waren das daher um die 900 Mio € an Gage (entspricht den Interpreten-Einnahmen aus ca. maximal 775 MRD Streams). Dazu kommen dann noch GEMA Ausschüttungen von ca. 150 Mio € für die Musikurheber, die je nach GEMA Standing des Mitglieds zwischen 1% bis über 10% des Ticketnettopreises erreichen können.

Nice-to-know? Der Titel Hulapalu des Österreichers Andreas Gabalier erzielte im Jahr 2023 die höchsten Gema-Einnahmen in der Sparte Live-Unterhaltungsmusik. (es folgen Atemlos Durch Die Nacht, Ein Kompliment, Regenbogenfarben und Proud Mary)

Weitere wichtige Daten zum Thema Musikstreaming:

Vergütung je Stream:

Pro 100 Abonnenten-Streams gab es 2023 in Deutschland 0,915€ Umsatzvergütung.
Pro 100 werbefinanzierte ‚Free‘-Streams waren es 2023 0,022€ Umsatzvergütung.

Verteilung der Musiktreaming Umsätze 2023 je ACT:

97,7% (5,28 Mio) der 5,4 Mio in Deutschland auf Streams kommenden Musikacts erzielten 2023 einen Umsatz der geringer ausfiel, als 500€ im Jahr (davon 3,7 Mio = 68,4% sogar mit weniger als 1 € Umsatz und 0,96 Mio (17,8%) mit 1€ bis 10€ Umsatz).

Mehr als 10€ Umsatz, aber weniger als 500€ erzielten 620.000 Acts (11,5% aller).

Etwa 109.500 Acts (2,027% aller Acts) gelang es zwischen 501€ bis 9.999€ Jahres-Umsatz zu generieren.
9300 Acts (0,1728% aller Acts ) schafften es im Jahr 2023 auf 10.000€ bis 34.999€ Jahres-Umsatz.

5400 Acts (0,1%) lagen mit ihren Umsätzen oberhalb von 35.000€ jährlich (davon 2217 mit mehr als 100.000 € Jahresumsatz).

Info: ab 2024 wird Spotify sämtliche Songs, die in einem Kalender-Jahr weniger als 1000 Streams erzielen keine Umsatzbeteiligung mehr auszahlen. Bei neu veröffentlichten Songs entfällt für die ersten 1000 Streams die Vergütung komplett. Dabei muss der Act zusätzlich eine Mindestanzahl verschiedener Hörer haben (deren Mindest-Höhe aber seitens Spotify geheimgehalten wird). Das bedeutet, dass selbst bei deutlich mehr als 1000 Streams eines Songs im Jahr eine Vergütung nicht gesichert ist.

Dutzende von Millionen Songs werden daher künftig von Spotify nicht mehr vergütet werden. Die so von Spotify eingesparten 40 Mio US$ werden per Gieskanne an die anderen Streams gleichmäßig verteilt.

Verteilung der Musiktreaming Umsätze 2023 je SONG in Deutschland:

ABSOLUTES SPITZENREPERTOIRE – Die Tausend Mega Hits

0,00165% (von den 71,7 Mio in DE verfügbaren gestreamten Songs) ( = 1191 Songs) vereinten 2023 beim Streaming geschätzt ca. 19% des Umsatzes auf sich ( = 30,2 Mio Streams je Musiktitel)

ERWEITERTES TOP-REPERTOIRE oberster Longtail

0,0276% (19.766 Songs) mit schätzungsweise ca. 27% des Umsatzes ( = ca. 2,4 Mio. Streams je Musiktitel),

OBERER bis mittlerer LONGTAIL .

0,211% (151.590 Songs) mit schätzungsweise ca. 27% des Umsatzes ( = ca. 0,32 Mio. Streams je Musiktitel),

UNTERSTER LONGTAIL .

1,1% (0,8 Mio Songs) erzielten 15% des Umsatzes ( = 33.000 Streams je Musiktitel im Jahr 2023).

Gering relevant (1.000 bis 10.000 Streams).

4,3% aller Musiktitel (3,1 Mio Songs) kamen im Durchschnitt auf 4500 Streams im Jahr (zusammen 7,8% des Umsatzes).

Fast ohne Relevanz (100 bis 1.000 Streams).

13% (9,3 Mio Songs) aller Musiktitel kamen im Durchschnitt auf ca. 500 Streams (2,5% Umsatzanteil)

OHNE RELEVANZ: 81% aller verfügbaren Musiktitel (58 Mio Titel!) kamen im Jahr 2023 auf durchschnittlich nur ca. 60 Streams je Song im Jahr in Deutschland (=weniger als 1€ Umsatz, Umsatzanteil 1,7%). Davon stammen etwa 89% von Acts aus dem Ausland.

Knapp 70% Umsatzanteil in den umsatzstärksten Segmenten (insgesamt 67%) haben mittlerweile sogenannte Katalogtitel (d.h. Songs deren Erstveröffentlichung 18 Monate, oder länger zurückliegt). 2002 lag der Marktanteil solcher Titel bei nur rund 25%.

2023 erschienen pro Monat in Deutschland 1,2 Mio Musiktitel neu. Sage und schreibe waren es im Jahr 2023 insgesamt 14,5 Mio. Davon stammten mehr als 90% von Acts, die weniger als 1000€ Jahresumsatz machten und zu fast ebenso 90% von Acts aus dem Ausland.

55.768 Acts konnten seit 2018 bis Ende 2023 bzw. z.T. auch vor 2018 eine Album-Chartplatzierung in deutschsprachigen Ländern erreichen. Diese Chart-Acts haben ihre Veröffentlichungsfrequenz seit 2002 drastisch erhöht (1,9 Titel pro Jahr 2005 auf 6,7 Titel 2023)

Heavy User Bedeutung:

31% der Musikstreaming Nutzer in Deutschland, die auf Grund ihres Streamingaufkommens als ‚heavy User‘ einzuordnen sind erzeugen 69% aller Umsätze (es handelt sich dabei meist um jüngere Leute). Die Heavy User erzeugen pro Kopf 5mal mehr Streams im Jahr, als die 69% ‚Normaluser‘.

Zusatzinfos:

eine gewisse Zahl deutscher Acts (einige hundert bis einige Tausend), insbesondere die in ihren Genres Bekannteren, erzielen mit Musikstreaming natürlich auch im Ausland nennenswerte Umsätze, die gelegentlich sogar die Inlandseinnahmen übersteigen. Als Beispiele: Rammstein, Robin Schulz, Modern Talking, Felix Jaehn, SNAP, Alphaville usw. Im nicht-deutschsprachigen Ausland sind allerdings deutschsprachige Titel bis auf sehr wenige Ausnahmen (Rammstein zb) doch wohl recht wenig gefragt.

Grundsätzlich kann man sagen, dass etwa 12% zusätzlich zu den in Deutschland generierten Einnahmen durch Streaming in Österreich, der Schweiz und Luxemburg anfallen. (trifft auf jeden Fall auf fast alle der deutschen Top Acts zu).
Es bleibt aber leider unbekannt, wie hoch denn die Umsätze deutscher Musikschaffender im Ausland insgesamt ausfallen. Bei bekannten deutschen Rockbands, zahlreichen deutschen Acts aus der Dance Szene, aber auch bei Acts z.B. der Metal-Szene dürften die Einnahmen im nicht-deutschsprachigen Ausland mitunter sehr beträchtlich sein. Große Hits in Deutschland, finden auch im nicht-deutschsprachigen Ausland  zumindest ein marginales Interesse, dass durchaus an die 5% des in Deutschland erzielten Umsatzes heranreichen kann (unsere Schätzung).  Übrigens trifft das auf englischsprachige Titel deutscher Acts verstärkt zu.

Die Auslandseinnahmen müssen natürlich den Inlandseinnahmen noch hinzugerechnet werden. 

Unterschied zwischen Umsatz und tatsächlichen Einnahmen der Acts:

Natürlich ist es so, dass der erzielte Umsatz mit Musikstreaming nicht gleichbedeutend ist mit einer entsprechenden Geldüberweisung auf das Konto der tatsächlich Musikschaffenden.

Laut einer Untersuchung des deutschen Bundestages entfallen 22,4% aller durch kostenpflichtiges Abo-Streaming erzieltem Netto-Umsatz (=Brutto-Umsatz minus 19% Mehrwertsteuer) auf die tatsächlich Musikschaffenden (Interpreten 12,7%, Musikurheber (d.h. Texter, Komponisten, Produzenten, Musiker): 9,7% (manchmal sind Interpreten und Urheber deckungsgleich)),

42,4% gehen laut einer von der GEMA beauftragten Goldmedia-Studie an die Label/Musikkonzerne, 5,3% gehen an sonstige Musikverlage und 30% verbleiben bei den Streamingdiensten sozusagen als ‚Bereitstellungsgebühr‘. Von den 42,4%, die an die Labels gehen, erhalten die tatsächlich Musikschaffenden einen je nach Vertrag festgelegten Anteil. Diese Verträge werden aber generell und auch fallspezifisch geheimgehalten. Künstler, die einen ‚guten Vertrag‘ ausgehandelt haben erhalten einen ordentlich Anteil besagter 42,4%. Musikschaffende, die im Selbstvertrieb sind, oder ein eigenes Label betreiben erhalten natürlich quasi die kompletten 42,4%. Beispiel ist u.a. Topstar Shirin David.

Beispielrechnung Shirin David / aktuelles Album Schlau Aber Blond:

Songs dieses Albums haben allein bei Spotify bis zum 23.02.25 weltweit insgesamt 130,88 Mio Streams generiert. (geschätzt 80% Abostreaming und 20% werbefinanzierte ‚Free‘ Musikstreaming). Davon grob geschätzt ca. 85% in Deutschland.

Bei einer Vergütung von 0,915€ je Abostream und 0,022€ je Freestream erzielte das Album einen Umsatz in Deutschland von 1,3 Mio € bei Spotify. Davon erhält Shirin David (bzw Firmen, die unter ihrer Kontrolle stehen) einen Anteil von 70,1%. Das sind 0,91 Mio €. Hinzu kommen 0,6 Mio € bis 0,7 Mio € an Umsatz durch Streaming bei anderen Musikstreamingdiensten. Die Einnahmen, die im Ausland erzielt wurden, dürften bei etwa geschätzt 0,2 Mio € liegen.

Von den insgesamt gut 1,7 Mio € Gesamteinnahmen entstammen zwei Drittel allein dem Song ‚Bauch Beine Po‘. Shirin jedenfalls als absoluter Top-Act dürfte keinen Grund zum Meckern haben. Läuft bei ihr!

Von diesen 1,7 Mio € muss Shirin aber 10%, 20% vielleicht aber sogar mehr als 30% an die Musikurheber, die an ihren Songs mitgeschrieben haben (z.B The Cratez, Bausa usw.) und auch noch was an BMG Publishing abführen. Auch z.b. Tonstudiomieten, Videodrehs und dergleichen dürften von dieser Summe finanziert werden. Der Gewinn verbleibt zunächst in den Firmen, die Shirin David kontrolliert (das sind mehrere ineinander verschachtelte Unternehmen). Wieviel von den Firmengewinnen sie sich selbst als Gesellschafterin als persönliches Einkommen auszahlen lässt ist unbekannt.

Fazit

Die vielfach wiederholte Behauptung die Musikstreaming Einnahmen seien unter den Acts ungerecht verteilt lässt sich kurzum nicht aufrechterhalten.

Die Tatsache ist eigentlich zwar richtig, dass nur 0,1% der beim Streaming verfügbaren Acts, die Songs haben, die mind. 1 mal gestreamt wurden, wirklich hohe Umsätze erzielen. Dabei darf man natürlich NICHT VERGESSEN, dass mindestens 97% aller beim Streaming verfügbaren Acts schlicht irrelevant sind und nicht als Erwerbskünstler in Deutschland gezählt werden können (sie also in CD und Vinyl Zeiten ALLE fast NULL komma Null Chance auf Veröffentlichung in Deutschland gehabt hätten).

Hauptargument für unsere Einschätzung ist, dass heute gut 13.000 Acts bis 14.000 Acts allein mit Musikstreaming innerhalb Deutschlands einen Umsatz oberhalb des steuerfreien Betrages machen. Inklusive Auslandsumsatz könnten es sogar an die 15.000 sein.

Im Jahr 2002 haben nur gut 5.700 Acts, die in Deutschland mind. 1€ Umsatz mit Tonträgerverkauf erzielt haben den damals geltenden steuerfreien Betrag überschritten. Es sind heute also fast dreimal mehr. Das ist eine sehr bemerkenswerte Veränderung. Was deutsche Künstler betrifft sind es heute ebenfalls fast 3mal mehr, als noch im Jahr 2002 (dem Aufstieg u.a. des Deutschrap zu verdanken). 

Heutzutage anders ist, dass wohl über 50% aller Streamingeinnahmen an Acts gehen, die gar nicht merklich aktuell aktiv, oder gar nicht mehr (weil z.B. tot) am Musikzirkus teilnehmen, sondern sie (oder ihre Erben) von alten Erfolgen ‚leben‘ (d.h. von Songs, die vor 2020 veröffentlicht wurden).

Insbesondere Newcomer haben unter diesen Verhältnissen demzufolge einen schweren Stand. Sie müssen sich nicht nur gegen aktuell erfolgreiche Acts durchsetzen, sondern müssen sich dazu noch mit einer ganzen Armada von ehemals erfolgreich in den Charts etablierten Songs ‚rumschlagen‘. Das ist hartes Brot und nur sehr wenigen gelingt es nach ganz oben durchzukommen.

Auch die Behauptung vieler Acts sie würden benachteiligt, was die Platzierung ihrer Titel in wichtigen, Streams bringenden Playlists anbetrifft ist im Grunde irreführend. Natürlich wünscht man sich als Act, dass man selbst in einer beliebten Liste zu finden ist. Dafür muss dann aber natürlich jemand anderes raus. Die Zahl der Listenplätze ist begrenzt. Klar ist es ärgerlich, wenn man nicht weiss, wie z.B. Spotify es algorithmisch berechnet, dass der eigene Song keinen Platz in einer vermeintlich wichtigen Liste erhascht. Pech!? 

Was die tatsächliche Umsatzverteilung je Song angeht ließe sich natürlich genüsslich diskutieren. Sind 22,7% als Minimum ein gerechter Anteil der Musikschaffenden am Streaming-Umsatz? Die GEMA kann z.B. jederzeit dafür sorgen, dass dieser Minimum-Anteil wächst.  Aktivitäten, die in diese Richtung gehen gibt es seitens der Gema aber keine.

Was tut sich beim Musikstreaming sonst noch? Sprengt ‚KI‘ bald die Party?

Derzeit agiert die GEMA mit Klagen gegen vermutete Urheberrechtsverletzungen verschiedener KI Anbieter. Die Gema fordert folgerichtig als erste Verwertungsgesellschaft weltweit von einigen KI Anbietern (OpenAI und Suno Inc) per Klage nicht etwa die unverzügliche Einstellung der Urheberrechtsverletzungen, sondern Geldzahlungen in Form von Lizenzbeiträgen (und zwar auch pro Stream) an die GEMA. Die GEMA hat dabei wohl nicht zu unrecht die tieferliegende Sorge, dass der Musikmarkt durch KI Anwendungen möglicherweise ’schnell‘  durch z.B. ‚Flutung‘ mit KI generierten Inhalten ‚kippen‘ könnte. Bereits 2028 rechnet die Gema damit, dass weit mehr als 300 MRD Streams im Jahr weltweit durch reine KI Songs zusammenkommen werden (3 Mrd US$ Umsatz / bei 1$ Umsatz je 100 Streams – unsere Schätzung).

Quellen: Studie zum Musik-Streaming im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Deutschlandfunk Nova Nachrichten Archiv, GEMA Webseite.

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