Castingshows
verfasst von OLJO-Team

RTL Talentshow Rising Star: King of Flop?

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Mit engelshafter Geduld haben wir nun die erste Phase der neuen RTL Gesangstalenteshow Rising Star glücklich überstanden. Oder, naja, so glücklich eigentlich nicht. Die Show ‚mit der Wand‘ entpuppte sich als wenig begeisternde fast schon uninteressante Talentschau auf maximal mittleren Niveau. Es gibt in Deutschland scheints gar nicht genug singen könnende Talente, um die fast 50 Startplätze bei Rising Star mit ‚gutem Material‘ füllen zu können. Lediglich eine knappe Handvoll an Talenten kann man als ‚gut genug für eine Abendunterhaltung‘ einstufen. Die RTL Talentscouts haben versagt. Man fragt sich sowieso wer bei RTL die ‚Talente‘ wo eigentlich aufgetan hat.
Die Idee der Show, Zuschauer per kostenfreiem Voting in Echtzeit über das Weiterkommen eines Talents ‚entscheiden‘ zu lassen könnte man ja noch gut finden (muss man aber nicht unbedingt). Tatsache ist, dass die Zuschauer in vielen Fällen gar nicht die Entscheidung über das Weiterkommen eines Kandidaten gefällt haben, sondern die Prominenten Jury das übernommen hat. Besonderheit der ersten Phase von Rising Star ist, dass die 4 Mitglieder der Jury jeweils 5% Stimmgewicht hatten. ‚75%-Punkte‘ mussten erreicht werden. Bestes Ergebnis war wohl an die 94 Prozentpunkte, schlechtestes um die 38 Prozentpunkte. Möglich wären maximal 120 Prozentpunkte.

Haken an der Show war bis jetzt denn auch nicht so sehr das Voting, sondern andere Elemente, die scheinbar unzureichend recherchiert und vorgetestet waren. Uns fällt da ‚der Stimm-Balken‘ ein.
In der allerersten Show scheint der Balken noch halbwegs ‚in Echtzeit‘ gelaufen sein. Es hagelte jedoch Proteste darüber, dass bei manchen Kandidaten bereits vor ihrem ersten gesungenen Ton an die 10% Stimmen aufgelaufen waren. Die Proteste waren für uns unverständlich. Es ist doch klar, wenn ein Kandidat und seine Lebenssituation per Einspielfilm minutenlang vorgestellt wird, er bei Gefallen sofort bei Abstimmungsbeginn ne Menge Stimmen auf sein Konto bekommt.
Der unserer Meinung nach ‚Echtzeit‘-Balken wurde seitens RTL flugs abgeschafft. In den nachfolgenden Shows dümpelt der Balken langsam aufwärts, so als ob jemand einen Regler hochschiebt.

Nächstes ‚Problem‘: die Jury!
Die Jury bestehend aus der früher mal erfolgreichen Pop-Soul Sängerin Joy Denalane dem früher mal erfolgreichen Sänger Sasha, dem Rapper Gentleman und der ehemals weltweit erfolgreichen US Sängerin Anastacia dampften die Platitüden raus, dass es nur so qualmte. O-Ton ‚Ich finde du lebst Musik, aber du bist nicht gut genug für Rising Star‘, oder ‚Du hast mir echt gut gefallen und so, aber es hat für mich trotzdem nicht gereicht‘. Unterschied zu anderen Castingshows: Null. Besonders unangenehm war, dass die vorwiegend englisch sprechenden Anastacia zunächst nicht simultanübersetzt wurde. Wer des Englischen nicht mächtig war konnte direkt auf Durchzug schalten, oder eben umschalten…
Sasha und Anastacia empfinden wir als die beiden ‚besseren‘ Juroren. Joy Denalane kam uns oft sauertöpfisch rüber, Gentleman haben wir des öfteren als von oben herab und mit Platitüden herumschwadronierend erlebt.

und noch nen Problem:
Eine schwere Sympathie-Schlappe erlitt Rising Star durch Äusserungen von Kandidaten nach ihrem Auftritt live im RTL. Sie gaben an überredet worden zu sein einen in die Sendeabfolge angeblich dramaturgisch besser passendes Lied, als den vom Kandidaten zunächst angedachten Song singen zu müssen. RTL gab darauf bekannt, dass ’niemand der Rising Star Kandidaten ein Lied singen MUSS‘. Der Kandidat hätte alleiniges Entscheidungsrecht was er vorträgt, wird aber ‚beraten‘. Die Beratung kann man sich gut vorstellen (so in etwa: ‚Du also DEN Song willst du singen? Jetzt mal ehrlich: Glaubst du, dass der die richtige Wahl ist? Wir würden dir da ganz dringend von abraten und glaub uns, wir haben Ahnung von der Materie‘) Welcher Kandidat liesse sich davon nicht beeinflussen?

aber es bleibt da noch das Hauptproblem:
Megaproblem bei Rising Star ist, dass nicht genug ‚gut singen könnende Kandidaten‘ ausfindig gemacht und zur Teilnahme an der neuen RTL Show ‚überredet‘ werden konnten. Ähnliches gilt ja auch bei The Voice und DSDS. Es gibt schlichtweg zu wenig Potential aus dem so viele Castingshows schöpfen könnten. Folge ist, dass Rising Star wenn man es genau nimmt eine simple Karaoke Show mit gelegentlichen Lichtblicken ist. ‚Die Wand‘ ist überflüssiger Schnick-Schnack und wie das Voting von der Technik her abläuft ist im Grunde auch Banane. Es ist jedoch unserer Meinung nach nicht notwendig Votings nur über eine Datenkraken-App zuzulassen (wer kein Smartphone hat kann ja nicht mitstimmen). Gratis Telefonvoting wär ja auch gegangen, geht ja in den USA bei allen Castingshows 🙂

Was uns noch aufgefallen ist:
Wir stellten bei der Kandidatenauswahl und bei den Kandidatenvorstellungen so ein paar Tendenzen fest:
1. der Anteil von Gesangstalenten mit sogenannten Migrationshintergrund erscheint uns deutlich niedriger, als bei DSDS
2. die gezeigten privaten Lebensumstände der Kandidaten hinterliessen bei uns den Eindruck, dass es sich vorwiegend um ausgewählte Talente aus der Mittel- und oberen Mittelschicht handelt.
3. viele Kandidaten wirken wie verkleidet und sind genau die eine Spur übertrieben gestylt, die den Unterschied macht zwischen grad noch echt und ‚unecht‘.
4. ab 30-35 wirds bei Rising Star richtig schwer.
5. beste und auffälligste Kandidaten sind Afro-amerikanische US-Bürger. (man sollte mehr Amerikaner singen lassen, gell?)

Das bitterböse Rising Star Einschaltquoten Debakel:
Schwer unter die Räder gekommen ist Rising Star was das Zuschauerinteresse betrifft. In dem für das sich durch Werbung finanzierende RTL besonders relevanten Zuschauersegments der 14-49jährigen halbierte sich die Zuschauerzahl fast. Es ging von 14,2% Marktanteil in der ersten Sendung auf katastrophale 10,0% abwärts. Beim Marktanteil der Zuschauer ab 3 Jahre wurden am Ende der ersten Phase von Rising Star nur noch verheerende 6% eingefahren. Selbst die hahnebüchendsden Scripted Reality Ausdünstungen des RTL Nachmittagsprogramms erreichen deutlich höhere Werte.
Die Showsensation (RTL Sprech) ist ne Sensation, allerdings im negativen Sinne. Die Zuschauer sind massenhaft stiften gegegangen. Verzweifelte Maßnahmen RTLs zu retten was noch zu retten ist haben bis jetzt nicht gefruchtet.

Fazit:
Rising Star ist eine leider durch fehlende gute Talente schwach aufgestellte Show. Gut ist, dass auf Grund der App jeder Smartphonebesitzer nur einmal pro Phone abstimmen kann. Finger-wundwählen is nich. Nachteil ist: wer kein Smartphone hat, oder die RTLinside Schnüffelapp nicht auf seinem Handy haben will hat keine alternative Möglichkeit eine Stimme abzugeben. Die Wand: äh ja – forget it…Der Moderator: geht so. Halt ‚was mit Bart‘. Total trendy.
Der Quotenverfall weisst ganz klar darauf hin, dass die Zuschauer Rising Star weder für innovativ, noch für trendy noch für spannend halten. Es herrscht sogar eher sowas wie eine Art Anti-Hype. Lobeshmynen auf die Show, die nicht von RTL-Leuten selbst verfasst sind, findet man praktisch nirgendwo.

Wie wird es weitergehen?
Das Beispiel Rising Star USA hat gezeigt, dass dort die Quoten nach der ersten Phase über die ‚Hot Seat‘ (Duelle) Phase dem Halbfinale und dem Finale immer weiter gefallen sind. Man muss kein Hellseher sein, um ähnliches auch für die deutsche Ausgabe von Rising Star verhersagen zu können. Fakt ist: bei RTL sind die Quoten schon nach der ersten Showphase da im Keller, wo sie in den USA erst im Finale waren.
Es gibt zwar noch die Wahrscheinlichkeit einer Trendumkehr, aber allzugroß ist die nicht.

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Wondergirl
Wondergirl
14. September 2014 15:21

Der Samstag brachte katastrophale Quoten von 5,9% und RTL beendet das Disaster wahrscheinlich vorzeitig.
http://www.dwdl.de/nachrichten/47618/rtl_zieht_bei_rising_star_die_notbremse/

angel
angel
14. September 2014 01:16

hallo oljo…
Mathematik ist auch nicht eure Stärke…. „möglich wären maximal 120 Prozentpunkte“….
Wenn es um Prozente wie hier als Stimmanteile geht.. dann sind IMMER max. 100 Prozent (nämlich Zustimmung aller) möglich.
Die Jury vergibt max. 4×5 Prozent – bleiben noch 80 Prozent übrig, die die Anrufer verteilen können….
Nochmal: 80 Prozent (die über die Anrufe bestimmt werden), plus 20 Prozent über die Jury ergibt 100 Prozent Zustimmung.
Falls ihrs nicht glaubt, dann schaut euch nochmal den Stimmbalken an – der kann garnicht über 100 % gehen, war ja bei den erreichten 94 % praktisch schon fast oben.
Was die Auswahl der Talente angeht, natürlich sind da auch ein paar weniger Gute dabei… schliesslich soll ja garnicht bei allen die Wand hochgehen. (Betrifft übrigens alle Casting-Shows) Das wäre erstens langweilig und würde zweitens nicht ins Konzept der Show passen.
Und wieso wird es ab 30-35 bei Rising Star richtig schwer ?
Latonis ist 33 und die Älteste heute ist 75 – auch bei den anderen weitergekommenen waren doch noch einige „Ältere“ dabei.
Schauen wir mal, wie sich das noch alles weiter entwickelt.
Grüße
angel