Castingshows
verfasst von OLJO-Team

Andreas Kümmert ist Sieger von The Voice 2013

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Rauschebart Dickerchen (Typ ‚Nerd‘) vom Dorf holt sich den Titel:
Wie langweiligerweise nicht anders zu erwarten war, ist der 27jährige Sänger Andreas Kümmert aus Gemünden in Franken Sieger der Pro7/Sat1 Musikcastingshow The Voice of Germany 2013. Er gewann am Freitag Abend mit 45% der Votingstimmen ungefährdet das The Voice 2013 Finale.
Schon mindestens seit dem Halbfinale gab es kaum noch Zweifel daran, dass der vorwiegend Rocksongs/Poprock-Songs zum Besten gebende Interpret das Ding holen würde. Nun ist es also Gewissheit. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Andreas Kümmert einer der seltsam aussehendsten Sieger einer deutschen Musikcastingshow überhaupt ist. Das ist bemerkenswert, denn selbst ‚Engelsstimme‘ Susan Boyle, die ja auch recht ungewöhnlich aussah, hatte ‚damals‘ ihre Castingshow in England ja nicht gewinnen können.

Jetzt haben wir also einen übergewichtigen, untersetzten, kopfkahlen, immer sehr unscheinbare Klamotten tragenden und oft recht verkniffen wirkenden Zottelbartträger als von der ‚Masse‘ (genauer gesagt von den Zuschauer der Sender Pro7/Sat1) am ‚besten‘ bewertete Sänger einer Musikcastingshow. Diesen Sieg hat er mit Sicherheit zum größten Teil seinen guten stimmlichen Fähigkeiten und zum deutlich geringeren Teil seiner Bescheidenheit ausstrahlenden Persönlichkeit zu verdanken. Mit dem ‚Lachen‘ z.B. hat er es ja so rein gar nicht. Nun denn.
So in etwa soll es ja eigentlich bei einer Castingshow im Gesangsbereich auch sein, dass eben derjenige/diejenige mit den am besten ankommenden stimmlichen Leistungen gewinnt. Trotzdem ist es vielleicht doch etwas ungewöhnlich, dass so jemand eine so überaus hohe Beliebtheit erreichen konnte. Kümmerts Sieg steht im krassen Widerspruch z.B. zu dem was uns Castingshow-Kaiser Dieter Bohlen ständig als Tatsache vorbetet, nämlich, dass bei einem Castingshowteilnehmer bzw. Sieger das ‚Gesamtpaket‘ (und zwar aus stimmlichen Fähigkeiten, Aussehen, Bühnenperformance, persönlicher Einstellung und persönlichem Background) entscheidend ist. Kaum vorstellbar ist es daher, dass Andreas Kümmert die RTL Show ‚Deutschland Sucht Den Superstar‘ als Gewinner verlassen hätte, denn er hätte es wohl schon gleich gar nicht in die Live-Shows gebracht. (Wobei anzumerken ist, dass mindestens zweimal Sänger DSDS gewonnen haben, die aus dem Rockbereich stammten). Das Musikgenre in dem Kümmert sich bewegt ist demnach nicht als hinderlich für einen Casting-Sieg einzustufen, obwohl Rocksongs in den Single Charts kaum gefragt sind.
Kümmert ist zwar ein Rockinterpret, aber es ist kein Zufall, dass Simple Man, die Debütsingle von The Voice 2013 Sieger Andreas Kümmert, nur ein Rocksong auf Sparflamme ist. Es handelt sich bei ‚Simple Man‘ um eine soulige Pop-Rock Mid-Tempo Ballade. Allzu Rockig durfte es dann halt doch nicht sein…Der Song fühlt sich an, wie ein Joe Cocker Revival. Bissl zu simple finden wir…

The Voice 2012: Das Sieger Voting

Andreas Kümmert?

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Interessant ist, dass in diesem Jahr die beiden wichtigsten deutschen Musikcastingshows Teilnehmer gewonnen haben, die ‚vom Dorf‚ stammen. Beatrice Egli aus einem Dorf in der Schweiz und Kümmert aus einem Dorf in Nordbayern.

Gespannt sind wir auf Kümmerts erstes echtes Interview. Bislang hat er Derartiges rundweg verweigert. Eigen PR in Form von Interviews mit Journalisten lehnt er, wie man hört, mit Vorliebe ab. Das kann ja heiter werden. Wichtige deutsche Massenmedien vermeldeten denn auch seinen Sieg eher auf den hinteren Seiten. Bei Bild Online gelangte er heute nicht auf die Startseite und wird igrendwo mal kurz erwähnt. Auf Spiegel online können wir überhaupt keine Meldung zum The Voice Sieger finden (stattdessen berichtet Spiegel online lieber mit gleich 2 Artikeln über die ägyptische Talentshow ‚Arabs Got Talent‘). Nur der Online-Auftritt des Boulvard-Blattes Express bringt Kümmert prominent auf der ersten Seite. Bei welt.de wird er im nicht prominenten Teil der Startseite (aber immerhin auf der Startseite) mit einem recht ausführlichen Artikel erwähnt. Die meisten Journalisten äussern sich in ihren Artikeln mit doch einer ordentlichen Prise Häme (O-Ton: Provinzler, Kugelbauch, Nerd usw.).

Wird nun Andreas Kümmert endlich der große Castingsieger-Reisser im Tonträger-Geschäft werden? Das ist denn doch eher unwahrscheinlich. Auch sein kurzer Massen-Ruhm wird rasch verblassen. Sein Debütalbum wird noch gut laufen und dann wird es auch um ihn deutlich ruhiger werden. Tatsache wird aber sein, dass er ‚vom Singen‘ auf Jahre hinaus wird leben können (in erster Linie durch Live Auftritte nicht unbedingt durch hohe Tonträgerverkäufe). Genau das wollte er ja, nämlich mit Liveauftritten seinen Lebensunterhalt verdienen. Man darf aber annehmen, dass das auch schon vor seiner The Voice Teilnahme der Fall gewesen ist. Nur jetzt wird er eben das Mehrfache von dem verdienen, was ohne einen Castingsieg herausgesprungen wäre. Auch wird man gespannt sein, inwieweit Universal den Kümmert verbiegen wird. Wir können uns vorstellen, dass eher früher, als später zwischen den Universal ‚Besserwissern‘ und Kümmert Dissonanzen entstehen werden. So lange, wie Kümmert aber genug Geld in die Kasse spielt, wird das Universal erstmal egal sein. Eins sollte aber sonnenklar sein: freiwillig (also ohne Castingshow) hätte Andreas Kümmert bei Universal im Leben keinen Vertrag bekommen, selbst wenn sein Bart bis zu den Knien reichte.

Aktuelle Verkaufszahlen Prognose für die Single ‚Simple Man‘:

Bis jetzt läuft es ganz gut mit dem ‚Geld in die Kasse spülen‘:
Andreas Kümmerts Debütsingle ‚Simple Man‘ kommt heute, am Tag nach dem The Voice 2013 Finale, auf erklecklich hohe Verkaufszahlen. Das wichtige ‚Triple‘ verfehlt er aber.
Bei iTunes Deutschland und Amazon MP 3 belegt Kümmert jeweils Rang 1, bei Musicload jedoch reicht es zur Stunde ’nur‘ für Rang 2.
Unsere bundesweite Verkaufszahlen Hochrechnung für ‚Simple Man‘ für heute (21.12.2013): 7.500 bis 7.700 verkaufte Downloads.
Das sind 1.000 Stück mehr, als am Samstag der vergangenen Woche.
Am Freitag (20.12.13) kam Andreas Kümmert auf geschätzt ca. 4.600 verkaufte Downloads (knappe Tages Nr 1 durch starke Verkäufe am Abend).

Auf Grund von Werbemaßnahmen und sicher auch erhöhter Radiorelevanz wird der Chartverlauf für Simple Man in dieser Woche günstiger sein, als in der vergangenen Chartwoche, in der der Andreas Kümmert Song in nur 7 Tagen von 1 auf die 8 abstürzte.
Zur Stunde kann nicht gesagt werden, ob Simple Man in der laufenden Chartwoche am Ende der erste Platz winken wird. Auf Grund der Erfahrungen mit dem traditionellem Verkaufs-Verlauf von Castingshow-Siegersongs gehen wir davon aus, dass es knapp zugehen werden wird (Kümmert, oder Pitbull ist die Frage). Vorteil für Kümmert wird sein, dass am Ende der laufenden Chartwoche gemeinhin eher absatzschwache Tage liegen. An Heiligabend z.B. erreichen die Verkaufszahlen für Downloads deutlich weniger als 50% eines durchschnittlichen Tages. Daher hat derjenige schon etwas Vorteile, der zu Beginn der Chartwoche gute Werte erzielen kann. Das ist bei ‚Simple Man‘ der Fall. Es steht etwa 60:40, dass Kümmert die 1 schafft (meistverkaufter Download wohlgemerkt!).
In den sogenannten offiziellen deutschen Single Charts, die bekanntlich weitgehend nach erzieltem Umsatz von Downloads + Single CDs errechnet werden, liegt diese Wahrscheinlichkeit nur bei etwa Fifty:Fifty, da es ja von Simple Man am Montag wohl noch keine Single CD in den Geschäften bzw. Online zu kaufen geben wird.

Unser knappes Fazit zur diesjährigen The Voice Staffel:
Die Vorauswahl mit den an die 60 Kandidaten kann man ja wohl total in die Tonne treten. Passt uns nicht so etwas anschauen zu sollen. Die Liveshow Phase empfanden wir als zu langatmig. Battles/Duelle..whatever.. finden wir einfach nur ‚blöde‘. Jury? Vollkommen überflüssig. Kaum kritikfähig bzw. -willig. Gab immer nur dieselbe Leier zu hören. Braucht man nicht…
Am Ende gab es einen absehbaren Sieg mit Ansage, wobei uns der Gewinner leider nicht sonderlich gefällt. Zweiter wurde einer, der meist Country-Songs singt. Nee, ne. Dritte wurde ne glatzköpfige Sängerin. Doll. Irgendwie alles also mit einem ‚Kauz‘-Faktor versehen. Die Zuschauer (und natürlich auch die The Voice Leute) wollten das so. Man will sich an Seltsamigkeit ergötzen, scheints.
Anzumerken ist, dass die Gesangsleistungen der The Voice Teilnehmer insgesamt, gerade auch in der Live Phase, in der Mehrheit der Fälle annehmbar bis gut waren. Tragisch für die Nicht-Sieger 2013 ist, dass auch sie, wie alle solche ‚gescheiterten‘ Teilnehmer vor ihnen, weitestgehend in der Versenkung verschwinden werden. Das ist eine ganz schöne ‚Talentverschwendung‘.
Der Sieg von Andreas Kümmert geht in Ordnung, wenn man die rein stimmliche Leistung als Maßstab hat. Doch: Bühnen/Kamerapräsenz: schwach bis ungenügend – Ausstrahlung: für uns nicht ausreichend sympathisch, sondern verkniffen – Aussehen: Andreas Kümmert ist nicht mit dem Adjektiv ‚gutaussehend‘ beschreibbar.
Insgesamt ergibt das für uns einen unstimmigen Gesamteindruck. Bei ‚Rocksängern‘ ist ‚Unstimmigkeit‘ allerdings nicht unbedingt ein stark hindernder Nachteil, sondern kann womöglich sogar zum Vorteil gereichen…

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18 Comments
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Ronny
Ronny
23. Dezember 2013 22:38

Ich finde Eure Haltung in diesem Fall sehr seltam. Vielleicht gefällt Euch der Kümmert nicht, aber es ist der mit ABSTAND talentierteste Sänger, der jemals so eine Show gewonnen hat. Der Mann ist eine Sensation! Seine Bühnenpräsenz ist ÜBERRAGEND. Ich will keinen der rumdanced und gespielte Aktionen vorträgt. Kümmert kommt und begeistert mit Stimme und ganz besonderer Ausstrahlung. Wen stört die Optik? Nur gut, dass Mick Jagger, Elton John, Phil Collins oder die Beatles niemals in Casting Shows auftreten mussten, sonst hättet Ihr da vermutlich auch was zu kritteln gehabt.
Andreas Kümmert könnte, wie viele Talente – zum Megastar werden – wenn die Plattenfirma es wirklich wollte. Dazu muss man aber richtig Gas geben, investieren und vor allem: viele gute Songs produzieren. Und viel Zeit investieren. Künstler wie Andreas Kümmert brauchen viel Zeit und werden nicht an Nummer 1 Hits gemessen. Wann hatte Elton John seinen letzten Nummer 1 Hit? ODer Joe Cocker? Oder Phil Collins? Oder Madonna? Oder Oder Oder…Man könnte so einen Mann richtig aufbauen. Aber das ist heute einfach nicht mehr gefragt. Dance Hits und schnelles Geld sind wichtiger. Das ist im Ausland anders – deren Casting Sieger werden teilweise gut vermarktet. Aber nicht hier…

Peter
Peter
23. Dezember 2013 18:33

Hi @Dean,
nach den Angaben in einem einschlägigen Artikel, mußte 7US sich vertraglich verpflichten das „gemeinsame“(mit Kümmert) Album aus dem Markt zu nehmen.
http://www.sevenus.de/7music/news/398-andreas-kuemmert-gewinnt-bunt-statt-braun-award
Diese Formulierung scheint nicht darauf hinzudeuten, dass die Veröffentlichungsrechte immer noch bei 7US liegen. Sie dürften eher an den Sender (+Universal?) übergegangen sein und 7 US könnte eine Abfindung oder eine kleine Beteiligung erhalten haben.

Peter
Peter
22. Dezember 2013 21:22

@Salem,
vielleicht hat man bei Kümmert im Vorfeld keine Ampeln auf rot gestellt, weil er ein Album mitbrachte, das man nur neu aufputzen mußte. So was ist für den Sender natürlich kostengünstig und es kreiert den Eindruck dass weitestgehend das Publikum entscheidet. Ich glaube allerdings, dass man die Produktion eines weiteren (neuen) Albums davon abhängig macht wieviel der Vorgänger einspielt oder wie man die Markchancen für ein neues Album einschätzt.

Salem
Salem
22. Dezember 2013 18:57

Apropos Album:
Es gab ja schon zwei Alben von Kümmert. Sein zweites Album „The Mad Hatters Neighbour“ wird im Februar neu aufgelegt. Stellt sich die Frage, wie es mit einem wirklich neuen ausschaut: Ist das schon sicher in Planung oder wartet man da ab, wie die Neuauflage läuft?

Marie
Marie
22. Dezember 2013 18:55

warum sollte ich das begründen können? ich habe nur klargestellt, dass mir eure art zu schreiben ein wenig missfällt & nicht die fakten angezweifelt.
aber vermutlich liegt es daran, dass es zu viele casting hypes in geringer zeit gab, was für viele sicherlich sehr nervtötend war.

Peter
Peter
22. Dezember 2013 15:19

@Chris, Meat Loaf, Elton John, Joe Cocker sind in einer musikalisch ziemlich anarchischen Zeit groß geworden als das Musikbusiness noch ganz anders strukturiert war und sich in der Szene viele ungewöhnliche Gestalten tummelte. Das Beispiel Elton John macht allerdings einen grundlegenden Unterschied deutlich. Es drehte sich, besonders bei Männern, eigentlich selten um „Aussehen“ im engeren Sinne, sondern um die Fähigkeit als Persönlichkeit zu faszinieren. Elton John, sehr extrovertiert (man könnte ihn fast als Vorläufer- role model für Gaga sehen ) und schillernd, war ein genialer Vermarkter seiner selbst. und ähnliches gilt z.B. für Freddie Mercury. Auch Mick Jagger war keine klassische Schönheit aber eben hot as hell und cool . Die Liste der eher hässlichen und doch charismatischen Sänger/Musiker ist sogar wirklich sehr lang. Oder nehme als weiters Beispiel den klassischen Bassbariton Thomas Quassthoff. Als Contergangeschädigter ist er körperlich stark deformiert, trotzdem erweist er sich im Gespräch – ich habe von ihm mal ein längeres Feature gesehen – als eine faszinierende Persönlichkeit mit großer Ausstrahlung. Schon nach kurzer Zeit bekam man das „Äußere“ überhaupt nicht mehr mit. Das Problem von Kümmert – gerade als Solokünstler wie er in The Voice präsentiert wurde – ist also nicht sein Äußeres sondern die… Weiterlesen »

chris
chris
22. Dezember 2013 13:08

„wenn man es stimmlich betrachtet, aber vom aussehen her….“
HALLO?? schon mal kapiert worum es bei The Voice geht? UM DIE STIMME! und eben ENDLICH mal NICHT darum „wer sieht am besten aus“ !!!

Meat Loaf, Elton John, Joe Cocker….ihr meint man muss Model sein um einen Markt zu haben?? Wie oberflächlich ist das denn??

Adeles Vogue Cover war die am schlechtesten verkaufte Ausgabe in der Geschichte der Vogue, weil sie keiner sexy findet…ja und?? Sie hat eins der größten jemals in UK produzierten Alben der Geschichte hervorgebracht!

Wenn ihr meint „das Gesamtprodukt“ muss stimmen: Sprich: nur wer dünn, jung, sexy ist „darf“ singen, dann schaut Euch DSDS an, das ist eher Modenschau als alles andere!