Wie schon in den Vorjahren abwärts gehend, aber gefühlte noch weitere 40 Stufen tiefer in den Keller abgestiegen ist die diesjährige Echo Preisverleihung. Die ’schwarze‘ Messe der deutschen Musikindustrie wurde sterbenslangweilig von einer herumschreienden Moderatorin Ina Müller präsentiert. Der junge Comoderator, dessen Name uns mal grad entfallen ist, konnte die Chose auch nicht mehr retten. Frau Müllers Moderation war wirklich ein Grund zum Umschalten.
Pflichtkleidungsfarbe des Abends in Berlin war auf jeden Fall schwarz, ‚deep black for everybody‘ sozusagen. So langweilig wie diese Farbe war denn auch im Großen und Ganzen unserer Meinung nach die viel zu lange Show. Es fehlten die Farbtupfer, Glitzer und Überraschungen.
Einer der wenigen Höhepunkte des Abends war, neben dem Auftritt von Topstar Adele, die von Herbert Grönemeyer geäusserte Meinung, dass deutsche Radiostationen endlich mal etwas mehr wagen sollten, anstatt dass alle das gleiche, vorwiegend ausländische Einheits-Repertoire spielen. Er fände es gut, wenn man im deutschen Radio mehr deutsche Newcomer hören könnte.
Dem kann man nur voll und ganz beipflichten.
Den neu ins Leben gerufene Radio Echo gewann dann jedoch bezeichnenderweise natürlich kein deutscher Newcomer, sondern die ‚alten Hasen‘ Silbermond.
Der Kritiker Echo ging an das Album Black Noise des eher unbekannten Pantha Du Prince (der eigentlich Hendrik Weber heisst). Pantha du Prince ist DJ aus Hamburg und macht vorwiegend elektronische Musik im Bereich Minimal, Dark! Ambient und Minimal Techno. Obwohl er schon seit dem Jahr 2002 im Musikbusiness aktiv ist, hat er bis gestern jedenfalls noch keinen nennenswerten Hit in Deutschland landen können. Pantha Du Prince steht seit dem Jahr 2010 beim britischen Label Rough Trade unter Vertrag. Die Bewertungen des Albums durch Kritiker im Ausland (Großbritannien/USA) waren alle sehr gut ausgefallen, was wohl Pantha du Prince den Kritiker Echo gebracht hat.
Black Noise (das dritte Album von Pantha Du Prince) konnte durch die Promotion des Echo in den deutschen Charts schon heute Nacht einen sehr merklichen Sprung nach vorne machen. Bei Amazon MP3 liegt das Album auf Rang 34. Bei iTunes gar auf Platz 9.
Meistgesehenes Musikvideo eines Tracks des Album Black Noise ist Stick To My Side.
Hier Stick To My Side ansehen
Prächtig genutzt hat der Echoauftritt auch der britischen Soul Sängerin Adele, die mit ihrem Album 21 wieder auf Platz 1 der deutschen iTunes Albumcharts zurückkehren konnte. Adele ist somit die heimliche Gewinnerin des Abends. Uns fiel allerdings auf, dass Adele bei ihrer Echo Perforance von ‚Rolling In The Deep‘ so seltsam sauertöpfisch in die Kamera schaute und fast wie ihre eigene Mutter aussah. Passte aber denn halt irgendwie zum Abend…
Wer ‚gewann‘ was?
Bis auf den Radio Echo und den Kritiker Echo wurden alle anderen Echos nach erzieltem Verkaufserfolg gerechnet in Umsatz in Euro (nicht Stückzahlen) verteilt. ‚Nominierungen‘ waren daher vollkommen überflüssig, da schon vor Beginn der Show wochenlang klar war, wer einen Echo bekommt und wer nicht.
Deutsche Echo Preisträger des Jahres 2011 für Erfolge im Jahr 2010 sind:
Unheilig (erfolgreichstes Album)
Unheilig (Gruppe, Rock)
Lena Meyer-Landrut, genannt Lena (Newcomer des Jahres)
Lena Meyer-Landrut (Solo Künstlerin, Pop)
Ich + Ich (Gruppe, Pop)
David Garrett (Solo Künstler, Pop)
Andrea Berg (Schlager)
Amigos (Volksmusik)
Ich + Ich (Live Act des Jahres national)
Silbermond (‚Radio‘ Echo)
Pantha Du Prince (Kritiker Echo)
Rammstein (bestes Video), bei Youtube nicht zu sehen…
Ausländische Preisträger sind:
Take That
Amy MacDonald
Hurts
Israel Kamakawiwo’ole (‚erfolgreichste‘ Single des Jahres 2010 mit Somewhere Over The Rainbow)
Wer gewann warum was?
Obwohl die Echo Preise meist aus den Umsatzdaten ermittelt werden, sind weder diese Daten noch die Stückzahlenverkäufe bekannt gegeben worden, noch ist wirklich 100% klar auf welchen exakten Verkaufs-Zeitraum sich die Ermittlung denn genau bezieht. Aber das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Warum wurde Phil Collins nicht gezeigt bzw. wenigstens erwähnt? Wo hat man ihm den Echo in die Hand gedrückt. Unverschämter geht es kaum.