ESC 2014
verfasst von OLJO-Team

ESC 2014: Abstimmungsverhalten der deutschen Jury in der Kritik

ESC 2014: Abstimmungsverhalten der deutschen Jury in der Kritik
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Erhebliche Kritik zog in den vergangenen Tagen die Abstimmungsentscheidungen der 5 deutschen Jurymitglieder im Finale des ESC 2014 auf sich. Oft wird den Jurymitgliedern gar eine homophobe bzw. transphobe Grundeinstellung unterstellt, weil die Jury den ESC Siegertitel nur auf Platz 11 verortete. Dem schliessen wir uns nicht an, wenngleich wir verstehen können, dass man als Kritiker auf die Idee kommen kann, gewissen Züge von absichtlicher Abwertung aus dem Platz 11 hineinzuinterpretieren. Wir können aber auch verstehen, dass man den österreichischen Beitrag vom Musikalischen her als ‚mittel‘ einstuft. Das haben wir nämlich auch gemacht. Wir hätten Platz 7 vergeben.

Wir stellen andere Fragen.

Hauptfrage bleibt, warum alle 5 deutsche Jurymitglieder in dem Bereich in dem es drauf ankam (erste Zehn) zu praktisch fast deckungsgleichen Ranglisten kommen konnten. Nach gesundem Menschenverstand ist das nicht möglich. Die Abweichungen sind grad in den vorderen Platzierungen so marginal, dass man die als Unterscheidungsmerkmal nicht werten kann. Es muss daher im Vorfeld so etwas Ähnliches, wie eine Absprache der Jurymitglieder gegeben haben. Wir vermuten, dass es in der Jury Meinungsführer gegeben haben muss, die das Abstimmungsverhalten anderer Jurymitglieder beeinflusst haben. Trotzdem ist die Ähnlichkeit der Ranglisteneinordnungen so hoch, dass selbst das nicht ausreicht, um begründen zu können, warum die Ranglisten der deutschen Juristas im oberen Bereich tendenziell so ähnlich waren.

Abstimmungsergebnis der deutschen ESC 2014 Jury

Interssante Information:

Mitglieder der deutschen ESC 2014 Jury waren:

Konrad Sommermeyer (arbeitet für die Firma Universal Music Publishing)
Madeline Juno (Popsängerin, hat Vertrag bei Universal Music)
Sido (Rapper, hat Vertrag bei Universal Music)
Andreas Bourani (Popsänger, hat Vertrag bei Universal Music)
Jennifer Weist (Leadsängerin der Rock-Band Jennifer Rostock, Warner Music)
Es fällt sofort ins Auge, dass 4 der 5 Jurymitglieder beruflich direkt mit dem Musikkonzern Universal Music zu tun haben. Gag an der Sache ist, dass zufällig die beiden ESC Beiträge, die diese Jury auf Platz 1 (Dänemark, Basim) und Platz 2 (The Common Linnets, Niederlande) gesetzt haben ebenfalls bei Universal Music unter Vertrag stehen. Ob das wirklich reiner Zufall war? Kann sein, muss aber nicht…
Wir wollen gerne darauf hinweisen, dass es unakzeptabel ist, dass 4 der 5 Jurymitglieder aus dem Dunstkreis nur eines Musik-Konzerns stammen. Wobei: auch Jennifer Weist, die mit Warner Music zu tun hat, ist anscheinend zu einer ziemlich deckungsgleichen Rangliste im Vergleich zu den 4 Juristas mit Universal Music Connection gekommen.

Kleiner Nachtrag:
Wenn es nach der deutschen Jury gegangen wäre, dann hätte Conchita Wurst das ESC 2014 Finale nicht erreicht. Die deutsche Jury vergab für Conchita im Halbfinale den letzten Platz. Nur die Juries aus Russland, Weissrussland und Aserbaidschan sahen das genauso, wie die deutsche Jury. Im Finale, oh Wunder, gab es von der Jury nicht den Letzten, sondern plötzlich einen mittleren Platz…hm seltsam, seltsam….

Noch interessanter ist:

Wir vergleichen mal mit den Top Ergebnissen der britischen Jury (UK)

Juror 1: Platz 1 Österreich, Platz 2 Finnland
Juror 2: Platz 1 Niederlande, Platz 2 Malta
Juror 3: Platz 1 Spanien, Platz 2 Malta
Juror 4: Platz 1 Finnland, Platz 2 Österreich
Juror 5: Platz 1 Schweden, Platz 2 San Marino
Gesamtes Tableau des UK Votingergebnisse des ESC 2014 Finales hier
Die Abweichungen sind hoch und z.T. sehr extrem, was unserer Meinung nach ein sehr viel realistischeres Bild ist, als bei der deutschen Jury. 5 unterschiedliche Nummer 1 Songs…
Die Musik-Geschmäcker je nach Person sind eben hoch unterschiedlich. Das ist viel glaubhafter!
Schlechteste Einstufung der UK Jurymitglieder für Österreich war Rang 9 (insgesamt: 1, 8, 9, 2, 4. Gesamt: Rang 3). Die UK Jury-Einstufungen für Deutschland: (18, 21, 16, 9, 8. Gesamt: Rang 16. Beim Televoting gab es im UK für Deutschland gar nur einen ganz schwachen Platz 20)

Auch am Rande interessant:
Das ESC 2014 Jurymitglied Madeline Juno hat bereits am 11. Mai 2014 über ihren offiziellen Facebook Account ein selbstverfasstes Statement herausgegeben, in dem sie bestreitet irgendwelche Anflüge von Homophobie hätten ihre Platzierungseinstufung des Conchita Wurst Songs beeinflusst. Sie stellte fest, dass ihr der Wurst Song vom Musikalischen her einfach nur mittelmäßig gefiel und sie daher nur eine mittelmäßig Platzierung vergeben konnte. Das ist alles glaubhaft von Madeline dargestellt.
Madeline hatte den Beitrag Österreichs zusammen mit einem anderen Jurymitglied am schlechtesten (Rang 13) bewertet. Das ist Fakt, hat aber leider einige ‚Kritiker‘ zu übertriebenen Schlussfolgerungen getrieben. Verständlich, dass sich Madeline darüber geärgert hat.
Trotzdem! Die 3 anderen stimmten im Grunde im Grunde übereinstimmend mit Madeline mit 9, 11 und 12. Die Abweichungen sind nur marginal. Im Schnitt kam dann ein Gesamtjury-Platz 11 dabei heraus.
Auch wenn alles oben erforschte nur reine Zufälle gewesen sind, was man keinesfalls ausschliessen darf, bleibt dennoch insgesamt ein schaler Nachgeschmack.

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