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Killing In the Name: Allzeit Verkaufszahlen Rekord in England. Hasser Song siegt

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Killing In The Name, ein Song der US Band Rage Against The Machine, der von Gegnern (wenn nicht Hassern) der britischen Casting TV Show X Factor UK gekauft wurde, erreichte in der am vergangenen Samstag abgelaufenen Chartwoche für viele Beobachter etwas überraschend Platz 1 der britischen Single Charts. (X Factor ist in England das, was bei uns DSDS ist).

Kerrang! Awards 2008 - Arrivals
Rage Against The Machine im August 2008. (Foto von Dan Kitwood/Getty Images). Content © 2009 Getty Images. All rights reserved.

Mit knapp über 500.000 verkauften Single Tonträgern (zu 100% Musikdownloads) kann für den Rocksong Killing In The Name die höchste Wochen Verkaufszahl eines Musiktitels als Download in der Geschichte Englands vermeldet werden.
Trotz eines großen Vorsprungs bei Downloads war der Sieg von Rage Against The Machine aber nur recht knapp. Joe McElderry verkaufte von seinem X Factor UK 2009 Siegertitel The Climb (‚grottenschlechte‘ Coverversion eines Miley Cyrus Songs) immerhin auch noch etwas über 450.000 Einheiten. Joe McElderry profitierte dabei von der Tatsache, dass sein Song auch als Maxi CD veröffentlicht und gekauft wurde. Geschätzt ca. etwa 75.000 -100.000 Maxi CDs seiner Version von ‚The Climb‘ wurden in Großbritannien verkauft. Die Maxi CD war aber nur an 4 der 7 Tage der Chartwoche erhältlich (Veröffentlichungstermin der Maxi CD war am Mittwoch).
Nach der in Deutschland geltenden Chartberechnungsmethodik, wären nicht Rage Against The Machine sondern Joe McElderry auf Rang 1 notiert…

In England gilt jedoch, anders als in Deutschland, dass die Chartpositionen rein nach dem Stückzahlenverkauf (und nicht wie in Deutschland Verkaufszahl mulitpliziert mit dem Preis) ermittelt werden. Nach nun 4 Jahren ist somit erstmals kein Sieger Song der X Factor Show auf dem begehrten Christmas Nummer 1 Slot in England. In England hat die sogenannte Weihnachts Nummer 1 eine relativ große Bedeutung (vielleicht grob vergleichbar z.B. mit dem Sieg beim Wimbledon Tennisturnier).

Die zunächst als ‚irre Aktion von Spinnern‘ (O-Ton Simon Cowell, Chefjuror von X Factor) belächelte Anti Casting Show Aktion (alles begann mit einem Facebook Account eines Rockfans der laut britischen Zeitungen in der Grafschaft Essex lebt) konnte unheimlich schnell ein derart gigantisches Momentum entwickeln, dass es am Ende sogar gelang den Castingshow König Simon Cowell (der ‚Dieter Bohlen‘ Englands) tatsächlich in die Knie zu zwingen. Die Aktion profitierte freilich von einem sehr großen Medienecho in England. Eine ganze Reihe von einflussreichen britischen Medien hatte ein gewisses Interesse daran, einen Platz 1 für den X Factor UK 2009 Siegertitel zu verhindern. Trotz allem gibt es aber auch eine große Zahl britischer Musikkäufer, die schlicht das Castingshow ‚Unwesen‘ und das dahinterstehende Businessmodell ablehnen und dies mit dem Kauf von ‚Killing In The Name‘ ziemlich eindrucksvoll dokumentiert haben.

Vielleicht wäre so etwas ähnliches auch mal eine gute Aktion in Deutschland, gerade in Anbetracht der empörenden Ereignisse rund um das Popstars 2009 Finale…

Es gibt aber auch einige kritische Beurteilungen des ‚Killing In The Name‘ Sieges. Oft wird vorgetragen, dass Rage Against The Machine mit ‚denselben fragwürdigen Methoden‘ wie X Factor zuvor den Sieg davongetragen haben. Viele kritische britische Blogger meinten auch, dass die Casting Show Hasser Zyniker sind und sie nur wollten, dass ein ‚ungeeigneter‘ Song Weihnachts Nummer 1 wird. Unerfreulich für viele war auch, dass sowohl Rage Against The Machine, als auch X Factor Sieger Joe McElderry mit X Factor Guru Simon Cowell indirekt bzw direkt in Verbindung gebracht werden können. Beide Acts sind nämlich, wie Simon Cowell auch, bei Sony Music unter Vertrag. Der kommerzielle Gewinn, den Sony Music aus dem Rekord Chart Battle erzielte, wurde auch sehr oft kritisch betrachtet. Es handelt sich hierbei immerhin um mehrere hundert tausend Euro…

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Die neue Macht von Facebook, Twitter und co.: Wie Rage against the Machine | Berufebilder by Simone Janson
6. August 2012 23:31

[…] Einnahmen gespendet werden und RATM in England ein Gratiskonzert geben wird, sind mittlerweile auch kritische Stimmen (und noch mehr kritische Stimmen) zu hören: Denn einerseits wäre der Sieg ohne die etablierten […]

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Die neue Macht von Facebook, Twitter und co.: Wie Rage against the Machine | Berufebilder by Simone Janson
24. Juni 2012 10:09

[…] Einnahmen gespendet werden und RATM in England ein Gratiskonzert geben wird, sind mittlerweile auch kritische Stimmen (und noch mehr kritische Stimmen) zu hören: Denn einerseits wäre der Sieg ohne die […]

Guy Incognito
Guy Incognito
22. Dezember 2009 02:05

Wie, nicht stichhaltig? Genau so steht es doch dort. Klar ist das irgendwie unlogisch, wenn eine 2Track mehr wert ist als eine Maxi, aber das liegt an den vergleichsweise hohen Preisen für 2Tracks (wobei ich 2,99 gerade noch angemessen finde).

Bei CDs ist der Händlerabgabepreis auf jeden Fall höher als 15-20% des Endpreises. Bei einer Maxi-CD dürfte er zwischen 4,00-4,50€ liegen, wenn ich mich richtig erinnere (habe da Erfahrung, die aber schon was zurückliegt).

Wie gesagt, die Single-Charts sind praktisch gesehen kaum umsatzbasiert, da das ganze durch diese Faktoren runtergerechnet wird. Trotzdem wäre es natürlich viel einfacher, einfach wieder zur Stückzahl-Zählung zurückzukehren, dann hätte man all diese Probleme nicht.

Guy Incognito
Guy Incognito
21. Dezember 2009 22:11

Ich finde das gar nicht so schwer verständlich. Vielleicht, weil ich aus meinem Studium komplizierte Formulierungen gewohnt bin. 😀 Das ganze läuft so: Jeder Verkaufsvorgang eines Titels wird registriert. Dann wird geschaut, in welchem Format das stattgefunden hat. Sagen wir, es war eine Maxi-CD (=Verkaufseinheit). Dann wird der Verkaufspreis davon (=Verkaufswert) (ich nehme der Einfachheit halber mal den Endpreis, denn die eigentlich relevanten Händlerabgabepreise kennen wir ja nicht) in Höhe von – sagen wir – 5,99 notiert. Dieser wird dann durch den Standardfaktor (=durchschnittliche Trackanzahl) für eine Maxi-CD geteilt (egal, wie viele Tracks tatsächlich darauf enthalten sind), also durch 4,2. Das ergibt einen Wert von 1,43. Dieser Wert fließt dann in die Chartberechnung ein. Ein Download-Einzeltrack wird durch 1 „geteilt“, also der tatsächliche Verkaufswert übernommen. Und bei einer 2-Track ergibt sich bei einem Faktor von 2,3 ein Wert von 1,30 (bei einem Preis von 2,99) bzw. 1,73 (bei einem Preis von 3,99), der dann in die Charts einfließt. Ich halte es für durchaus möglich, dass Sarah Kreuz einen Anteil von rund 80% CD-Verkäufe und nur 20% Downloads hatte. Es gibt eben manche Künstler, bei denen sich CDs immer noch überproportional gut verkaufen. Gerade bei Castingstars ist das häufig so (Ausnahme:… Weiterlesen »

Guy Incognito
Guy Incognito
21. Dezember 2009 20:27

Ach bitte, das hab ich euch doch schonmal gezeigt…:

http://www.musikindustrie.de/uploads/media/Systembeschreibung2.8.pdf
Seite 18/19.

Wenn das nicht offiziell ist, was dann? Zeugt auch nicht von besonders guter Recherche eurerseits, wenn ihr nichtmal die offiziellen Chartregeln gelesen habt. 😉

Einzig 2-Track-Singles in der höheren Preiskategorie (die werden ja je nach Plattenfirma für 2,99 oder 3,99 verkauft) haben demnach einen leichten Vorteil. Vielleicht war das ja auch bei Sarah Kreuz ausschlaggebend. Trotzdem muss sie wohl mehrere 1000 CD-Singles verkauft haben.

Guy Incognito
Guy Incognito
21. Dezember 2009 14:11

„Nach der in Deutschland geltenden Chartberechnungsmethodik, wären nicht Rage Against The Machine sondern Joe McElderry auf Rang 1 notiert…

In England gilt jedoch, anders als in Deutschland, dass die Chartpositionen rein nach dem Stückzahlenverkauf (und nicht wie in Deutschland Verkaufszahl mulitpliziert mit dem Preis) ermittelt werden.“

Zum wiederholten mal: Es wird bei uns nicht einfach mit dem Verkaufspreis multipliziert. Bei den Singles zählt gerade nicht der reine Umsatz.
Eine Maxi-CD zum Preis von 5,99€ wird mit ca. 1,40€ in die Charts einberechnet. Ein Download für 1,49€ mit 1,49€. Grundsätzlich werden die Formate relativ gleich behandelt, letztendlich entscheidet halt, wie teuer sie verkauft werden (und zwar nicht an die Kunden sondern an die Händler).

Dennoch glaube ich, dass eine solche Aktion bei uns nicht funktionieren würde, weil Media Control da sicher einschreiten würde.