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verfasst von OLJO-Team

Prince ist tot. Ein Nachruf

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Jäh aus dem Leben gerissen wurde vor 3 Tagen der amerikanische Sänger, Songschreiber und Musikproduzent Prince. Er wurde 57 Jahre alt. Als Todesursache wird zur Zeit ‚Folge einer verschleppten Grippe‚ angegeben. Er soll angeblich in einem Fahrstuhl in seinem Anwesen im US Bundesstaat Minnesota tot zusammengebrochen sein.
Das ist eine sehr traurige Sache. Mit Prince hat die Musikszene ein sehr begabtes und kreatives Mitglied verloren.

Prince wurde 1958 als Prince Rogers Nelson in Minneapolis geboren. Sämtliche seiner Grosseltern stammen aus dem US Südstaat Louisiana. Sein Vater war Sänger, seine Mutter Jazz Pianistin. Das waren ausgesprochen günstige Vorraussetzungen für Prince. Schon als Jugendlicher begann er seine Musikkarriere.

Im Alter von 20 Jahren startete 1978 dann seine kommerzielle Karriere im Musikbusiness mit einem Vertrag bei einem Label des Musikkonzerns Warner Music (damals Warner Brothers). Sein erster Live Auftritt als kommerzieller Künstler fand im Januar 1979 in Minneapolis statt (als Mitglied der Band Prince).
Schon 1979 landete Prince mit seinem zweiten Album ‚Prince‘ einen Top 30 Album Hit in den USA (der später zu einem Millionenseller avancierte).
Der auf dem Album enthaltene Song ‚I Wanna Be Your Lover‚ war denn auch 1979 der erste Single Chart Hit von Prince, der es bis auf Platz 11 der Billboard Single Charts brachte und ebenfalls ein mehr als 1 Million mal in den USA verkaufter Tonträger wurde (Platin).

Das darauf folgende Album ‚Dirty Mind‚ (1980) war trotz ausnehmend guter Kritiken durch Musikjournalisten ein vergleichsweise kleiner kommerzieller Erfolg. Keine Single Auskopplung gelangte in die Billboard Top 100 Singles Charts.

Auch das vierte Album ‚Controversy‚ (1981) war mit Bestplatzierung Platz 21 in den USA Albumcharts zunächst nur mittel-erfolgreich (wenngleich im Jahr 1985 eine Platin Zertifizierung erfolgte).

Doch schon Ende 1982 folgte mit dem Album ‚1999‚ und vor allem mit der Single ‚Little Red Corvette‚ der große Durchbruch. Dieses Album wurde von 1983 bis 1985 jährlich 1 Millionen mal in den USA verkauft. (Platz 9 als Bestplatzierung in den USA Album Charts, Little Red Corvette Platz 6 in den Single Charts)

Zwei Jahre darauf begann dann endgültig die Weltkarriere von Prince. Als Mastermind der Band Prince & The Revolution wurde das im Jahr 1984 veröffentlichte Album ‚Purple Rain‚ zum Megaerfolg sowohl in den USA, als auch in Europa. Das Album war der Soundtrack zum gleichnamigen Musical-Kinofilm mit Prince in der Hauptrolle (Platz 11 der USA Jahres-Kinocharts des Jahres 1984). Allein 1984 wurde das Album mehr als 8 Millionen mal verkauft (knapp 9 Millionen). Von Anfang August 1984 bis Jahresende belegte Purple Rain 22 Wochen lang Platz 1 der Billboard Albumcharts. Weitere 2 Wochen lang war es Nummer 1 im Jahr 1985.
Es war nach Thriller von Michael Jackson das meistverkaufte Album des Jahres 1984 in den USA.
In Deutschland war das Album ebenfalls leidlich erfolgreich, wenngleich der Kinofilm bei uns erst 1985 in die Kinos kam und ein kompletter Flop war. Die Verkaufszahl erreichte in Deutschland im Jahr 1984 deutlich unter 250 TSD. Erst im Laufe des Jahres 1985 überstieg die Verkaufszahl 250 TSD (GOLD). Im Jahr 1993 wurde die Marke von 500 TSD (PLATIN) geknackt. Höchstposition war Rang 5 (1984).
Wie auch heute bei US Musikstars vielfach zu beobachten war Prince als Vertreter des US Musikbusiness in Deutschland nur ein vergleichsweise eher mittlerer Erfolg vergönnt.
Insgesamt erreichten die Purple Rain Verkäufe in Deutschland nur 4% des Wertes, der Werte, die in den USA erzielt werden konnten.

Von 1985 bis 1992 folgten dann 8 Alben die jeweils mindestens Gold in den USA holten, 6 davon wurden Platin Hits mit jeweils mehr als 1 Mio Verkäufen. In Deutschland fanden 5 der 8 Alben jeweils mehr als 250 TSD Käufer. Im Verhältnis war Prince in Deutschland in diesen 7 Jahren deutlich erfolgreicher, als mit Purple Rain. 11,9 Mio mal wurden diese 8 Alben in den USA verkauft, rund 1,75 Mio mal in Deutschland, was einem Anteil von immerhin fast 15% entsprach. In diesen 7 Jahren gab es auch eine ganze Reihe von sich gut verkaufenden single Hits. Zudem hatte Prince auch mit Songs, die er für andere Künstler schrieb mitunter sehr großen kommerziellen Erfolg. Es waren inklusive dem Diamant glitzerdem Jahr 1984 die goldenen Jahre von Prince, die ihm ein dutzende Millionen Dollar großes Vermögen einbrachten.

Ab 1992 endete dann die ganz große Erfolgsträhne von Prince. Grund waren bis 1999 anhaltende Streitigkeiten mit seinem damaligen Label Warner Music. Prince hatte Verträge unterschrieben, die er bereits kurz nach Vertragsunterzeichnung im nachhinein als ungünstig und ungerecht bewertete. Aus Protest gegen diese aus seiner Sicht Knebelverträge änderte Prince 1993 skurilerweise seinen Künstlernamen in ein grafisches Symbol. Allgemein Verwendung fand der Ausdruck ‚The artist formerly known as Prince‘. Aussagen darüber warum er denn diesen Vertrag überhaupt unterschrieben hat sind keine bekannt. Geld genug für die besten Anwälte für Vertragsrecht hat Prince damals ganz sicher gehabt.

Bis 1999 wurden 6 Alben gemäß des Vertrages mit Warner Music (damals Warner Brothers) veröffentlicht, die allesamt aber nur Aufnahmen enthielten, die vor dem Jahr 1992 entstanden waren. Der kommerzielle Erfolg der Alben war mit maximal 4 Mio Verkäufen in den USA und einigen zehntausend Stück in Deutschland relativ überschaubar. Der Abstieg war demnach in Deutschland besonders ausgeprägt ausgefallen, was aber eher an fehlender Promotion seitens der Plattenfirma Warner lag.

Erst 2004 und 2006 folgten dann in den USA noch 2 leidlich erfolgreiche Alben (‚Musicology‘ mit 2,5 Mio Verkäufen, und ‚3121‘ mit ca 0,7 Mio Verkäufen). Mit geschätzt 150 TSD und 100 TSD Verkäufen waren diesen beiden Alben auch in Deutschland recht erfolgreich gelaufen.

Mit Beginn des digitalen Zeitalters jedoch schwand endgültig der Erfolg. Die letzten 7 Alben der viele Jahrzehnte überspannenden Karriere von Prince waren ab 2006 allesamt nur noch kleinere
kommerzielle Erfolge.
Unbekannt ist die Anzahl von Alben, die Prince über zeitweise bestehende Internetpräsenzen an Fans hat verkaufen bzw gegen eine Jahresgebühr / Monatsgebühr abgeben können. Angeblich hatte die
Prince Website NPG Music Club (im Betrieb von 2001 bis 2006) als Selbstvertriebsplattform 400.000 Mitglieder. Verifizierbar ist das jedoch nicht. Prince wird als Pioneer in der Internetvermarktung von Musik angesehen. Das ist ohne Zweifel der Fall. Bezweifelt werden kann, ob das der richtige Weg war.

Tatsächlich sind die ehemaligen Internetaktivitäten von Prince aus heutiger Sicht als mitunter ‚kurios‘ einzustufen. Dem ein oder anderen kam wohl auch der Gedanke, dass diese Websites einer Abzocke gleichkamen. Da wurde für 70 US$ Gebühr eine ‚lebenslange‘ Mitgliedschaft mit der Möglichkeit des Downloads von Veröffentlichungen von Prince geboten. Lebenslang bedeutete aber, dass die Website nach 12 Monaten geschlossen wurde und somit 70$ für das einzige dort zum Download bereitstehende Album berappt werden mussten (plus T-Shirt, wobei viele das T-Shirt aber nie erhielten und die Downloads oft ‚incomplete‘ abgebrochen wurden…).

Interessant ist, dass Prince nie einen Account bei Facebook eröffnet hat und bei Youtube nie einen Kanal einrichtete, sondern stattdessen ziemlich biestig die alten Zeiten verteidigen wollte. Prince als Internetpionier zu bezeichnen, der wusste wie man mit diesem neuen Medium als Musikstar umzugehen habe, kann man aus heutiger Sicht klar verneinen. Alles ging schief, was auch angepackt wurde. Keine seiner Aktivitäten im Internet hat die Zeiten überdauert. Alles offline. Einen Internetpionier, den es im Internet im Grunde nicht gibt kommt uns seltsam vor. Es ist interessant: es gibt kein Musikvideo von Prince in den allgemein bekannten Kanälen zu sehen. Das ist ja im Grunde eher traurig, als pionierhaft. Natürlich ist es so, dass jeder, der die Rechte an einem Musikprodukt hat, voll und Ganz selber bestimmt, wer es sehen und hören darf und wer nicht. Prince wollte es nicht dass es die Leute hören und sehen und so ist es geschehen. Bei heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist Prince daher weitgehend in Vergessenheit geraten.

Noch 2014 wollte Prince 22 seiner Fans zu je 1 Mio US$ Schadensersatz verklagen, weil sie illegal live Mitschnitte (minderer Qualität) eines seiner Konzerte als Bootlegs geshared hatten (so die Vermutung). Das angestrengte Verfahren ließ Prince wahrscheinlich nach ausgesprochen unfreundlichen Reaktionen seiner verbliebenen Fans einen Monat später ohne Begründung einstellen.

Trotz seiner inkonsistenten Internetaktivitäten muss man Prince natürlich konstatieren, dass er einer der ganz großen Musikschaffenden Amerikas war. Sein Output an Musikkompositionen und Songtexten ist und wird für immer legendär bleiben. Dass in den letzten 20 Jahren dabei relativ wenig Hits ‚rausgesprungen‘ sind ist nicht weiter tragisch. Der siebenfache Grammy-Musikpreisgewinner wird als einer der herausragenden Stars der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Erinnerung bleiben. 44 Mio Alben und in etwa 12 Mio Singles konnte Prince im Laufe seiner Karriere in den USA verkaufen. In Europa waren es schätzungsweise 15 Mio Alben und 4 Mio Singles (davon insges. um die 10 Mio allein in England). Kanada und Australien steuerten zusammen um die 5 Mio Tonträger hinzu. Weltweit liegen die nachprüfbaren Verkaufszahlen bei 80 Mio Tonträgern. 93% dieser Verkäufe enthält Musik, die Prince vor dem Jahr 1992 geschrieben hat.

Die künstlerische Schaffungstiefe von Prince muss man als aussergewöhnliche Lebensleistung auch und gerade im Hinblick auf den künstlerischen Anspruch anerkennen.
R.I.P Prince!

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3 Comments
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Erik
Erik
24. April 2016 21:32

https://www.youtube.com/watch?v=KkOxeKA2WNE gestern hat Brude seine Show mit dieser wunderschönen Version eröffnethttps://www.youtube.com/watch?v=KkOxeKA2WNE

Erik
Erik
24. April 2016 14:09

Prince war ja so prägend weil er ein anderes Männerbild entwarf. Prince war schwarz aber spielte mit den Geschlechtern. Er war kein grosser Mann, spielte weder den Hip Hop Player noch den aufgepumpten schwarzen Bodybuilder. Er liebte Frauen aber spielte auch mit dem gleichen Geschlecht. Er sang hoch wie die Bee Geest. Viele schwarze Künstler wie zb Weekend oder jüngst Beyonce profitierten von dieser Entwicklung. Beyonce neues Album das heute erschien ist voller Reminiszenzen an Prince – nur noch ne Ladung weniger kommerziell und eine Darstellung der Situation der schwarzen Bevölkerung im heutigen Amerika unter Einbeziehung der Vergangenheit. Prince macht es heute möglich das Leute wie Kendrick Lamar, Beyonce und Rihanna mit ihren neuen Alben eine Stufe weg vom Kommerz treten und vom Cover über die Vermarktung die unkommerziellen Texte und Beats ihr Ding durchziehen.

Und eben diese kreative Männerbild das am Ende bei Prince weder schwarz noch weiss war und ein ganz anderes Black Movement bedeutete. Daher wollte er auch kein Slave für Warner sein. Schwarze waren das schon lange genug in Amerika. Sie verkamen zu Unterhaltungsmarionetten die überwiegend weissen Amerikaner – sie hatten zu entertainen. Es gebe kein Formation von Beyonce ohne solche Menschen.