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verfasst von OLJO-Team

Musikvideo Portal Vevo startet heute: Zwangswerbung + Musikvideos = Zukunft?

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Der neue Vevo Online Musik Video Dienst wird laut offizieller Mitteilung der beteiligten Unternehmen heute, am 8. Dezember, gestartet.

Der Start wird mit einer Kick-off Party in den Skylight Studios in New York (Tribeca) mit Führungskräften und Werbepartnern gefeiert.

Vevo, ein Joint Venture zwischen der Universal Music Group und Sony Music Entertainment, ist eine von YouTube(tm) technisch unterstützte Website, die, so wird gemeldet alle Musik Videos und andere Video-Schätze der beteiligten Musikkonzerne in angeblich hoher Qualität zeigen wird. Noch keine offiziellen Angaben liegen darüber vor, ob die anderen beiden großen Musikkonzerne dem Vevo Joint Venture beitreten werden. Wie es heisst ist EMI so gut wie mit im Boot, Warner Music Group zögert noch. Eine ganze Reihe unabhängiger US amerikanischer Musik Labels (Independents) sollen ihre Bereitschaft erklärt haben Videomaterial gegen Gewinnbeteiligung zur Verfügung stellen zu wollen.

Rio Caraeff, ehemals Exekutiv Vize Präsident der Abteilung ‚eLabs‘ der Universal Music Group ist Geschäftsführer des neuen Unternehmens Vevo. Er und sein Team haben es geschafft in den vergangenen Monaten erste bedeutende Investitions-und Werbepartner für ihr Vevo Projekt zu gewinnen. Vevo konnte die Abu Dhabi Media Company als wichtigsten Investor an Land ziehen. Berichtet wird, dass sich die Abu Dhabi Media Company (ADMC) mit 300 Millionen Dollar am Vevo Joint Venture beteiligen wird. Der 100%ige Staatskonzern ADMC betreibt eine Reihe von Fernsehkanälen, Radiostationen, Internetseiten und Printmedien, vor allem im arabischen Raum. Eigentümer des Unternehmens ist der Staat Abu Dhabi. Gründer von ADMC ist Scheich Khalifa bin Zayed al Nahyan, Staatspräsident der Vereinigten Arabischen Emirate und gleichzeitig Emir und Premierminister des Emirats Abu Dhabi.
Als erster bedeutender Werbepartner wurde von Vevo Offiziellen das US Unternehmen AT & T (Telefon und Internetprovider) genannt.

Nach unbestätigten Meldungen ist Vevo zunächst ausschliesslich für den US Markt konzipiert. Es wird vermutet, dass ähnlich wie beim US online TV Portal Hulu, ausländische, d.h. sich nicht in den USA befindliche Besucher der Website Vevo anstatt Videos, die beliebte Meldung ‚und Tschüss..‘, oder Ähnliches zu sehen bekommen. Vevo hat sich diesbezüglich höchst bedeckt gehalten. Man muss aber einen Ausschluß vor allem der europäischen Besucher vermuten, da nicht bekannt ist, dass europäische Rechteverwertungsgesellschaften (GEMA und Konsorten) im Vorfeld Verträge über Vergütungen mit Vevo abgeschlossen haben. Auch von europäischen Werbepartner ist noch keine Rede.
Sollten europäische Besucher nicht ausgesperrt werden, dürfte Vevo rasch zu einer großen Gefahr für in Europa beheimatete Musik Video Webseiten werden, die in letzter Zeit regional begrenzt erheblich von dem Vergütungsstreit zwischen Youtube auf der einen und Gema (Deutschland) und PRS (Großbritannien) auf der anderen Seite profitiert haben.

Von wegen Musikrevolution…
Ziel von Vevo scheint es zu sein, den Musikvideo Markt zunächst in den USA, wahrscheinlich dann aber auch weltweit vollkommen zu zentralisieren. Ein solches Verbreitungsmonopol, ausgerechnet auch noch in der ‚innovativen‘ Hand der Musikindustrie, ist natürlich keine gute Sache. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft…
Haken an der Sache ist, dass Konkurrenz die Werbeeinnahmen schmälert. Die Musikindustrie will aber mittels technischer Unterstützung durch Youtube bzw Google ihr Musikvideoarchiv endlich zu einer Art exklusiven Gelddruckmaschine machen. So sollen die besonders in den USA beständig sinkenden Umsätze aus Album Verkäufen zumindest teilweise durch Werbeeinnahmen ausgeglichen werden.
Mit Dollarzeichen in den Augen taumeln also die von sich selbst begeisterten Vevo Macher durch die Gegend. Eine solche geldverdien Mentalität dürfte aber wohl fatale Folgen für das Angebot von Vevo haben. Die Besucher der Website, die ein Musik Video sehen wollen, werden sicherlich mit Zwangswerbung aller möglichen Art bombardiert werden. Ist das wirklich ein auf Dauer tragfähiges Konzept?
Die von Vevo behauptete Musik Revolution ist das natürlich ganz und gar nicht. Zwangswerbung ist sicherlich keine Revolution, sondern ein Rückschritt. Vevo wird mehr ein ‚mal sehen wieviel dämliche Werbung wir den Leuten zumuten können‘ Projekt werden. Mindestens 15 Sekunden, vielleicht aber auch bis zu 30 Sekunden lang werden wohl die bereits von MTV und anderen Musikvideowebseiten bekannten nicht unterbrechbaren Werbespots vor dem Beginn eines Musikvideos bei Vevo dauern. Besonders erfolgreichen laufen aber die bisherigen zwangswerbe Musikvideowebseiten nicht, vor allem auch deshalb, da es die Musikvideos woanders eben ohne Zwangswerbung zu sehen gibt. Höchstes Ziel von Vevo und damit der Musikindustrie wird daher sein, die unauthorisierte Verbreitung von Musikvideos bis auf’s Blut zu bekämpfen.

Musikindustrie im Bett mit Google:
Wichtig in der oben erwähnten Bekämpfung von Vevo Konkurrenzwebseiten wird Google sein. Dadurch, dass Google Websuchen auf Vevo Inhalte weiterleiten wird (eine Suche nach einem Musikvideo wirft bei Google als erstes Ergebnis ein Vevo Video aus) soll wohl der Erfolg von Vevo sichergestellt werden.
Die anscheinend geplante totale Konzentration der Bereitstellung von offiziellen Musikvideos durch die unheilvolle Allianz der Musikkonzerne mit Youtube (und damit direkt mit dem Google Konzern) muss man daher höchst kritisch sehen. Normalerweise sind ja Angebotsmonopole eigentlich wettbewerbsrechtlich gar nicht erlaubt, da sollten die EU Wettbewerbskommissare mal ein Auge drauf haben. Monopole haben zusätzlich die Eigenart die Kundeninteressen aus den Augen zu verlieren.

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1 Kommentar
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devil's advocate
devil's advocate
9. Dezember 2009 00:47

Abu Dhabi beschränkt seine Geschäftsinteressen nicht auf USA. Europa ist näher.

Staatskapitalismus mit proxy, Rochadenspiel.

Der Haken ist aber, dass sie dann die Werbepreise erhöhen werden, und die Werbekunden schäumen.