Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Deutsche Musikindustrie 2007: Jammerniveau hoch, Absatz überraschend stabil

Werbung
Diesen Artikel teilen per:

Im Jahr 2007 konnte die deutsche Musikindustrie im internationalen Vergleich recht zufrieden sein. Der Stückzahl-Absatz von physikalischen Album CDs ging nur um ca. 2% auf 149 Mio Einheiten zurück, durch Preiserhöhungen (u.a. durch Amazon) erzielten die Plattenverkäufer sogar ein leichtes Erlösplus. In Amerika, Großbritannien, Kanada und Frankreich hingegen gingen Verkäufe und Umsatz im Album CD-Bereich jeweils zum Teil sogar deutlich zurück.
Einzig die gewinnträchtige Single CD als Umsatzträger fällt im deutschen Musikmarkt immer mehr aus, da der Kunde die preisgünstigere Konkurrenz des bezahlten Downloads vorzieht. Immerhin jedoch noch etwa 9 Mio Single CDs wurden verkauft. Deutschland ist damit, trotz des Rückgangs, mittlerweile der größte Single CD Markt der Welt. Mehr als 500.000 Single CDs konnte allein DJ Ötzi mit seinem ‚Ein Stern, der Deinen Namen Trägt‘ verkaufen, DSDS-Sieger Mark Medlock konnte mit ‚Now Or Never‘ ebenfalls knapp 500.000 Singles und mit ‚You Can Get It‘ etwa 200.000 Single CDs verkaufen.

Digitale Downloads weiter im Aufwind
Im Bereich der digitalen Downloads ist die deutsche Musikindustrie im internationalen Vergleich nur unterdurchschnittlich erfolgreich. Der Absatz stieg im Jahr 2007 auf 35 Mio verkaufte Einzeltitel-Downloads, eine Steigerung von 38% im Vergleich zu 2006, ein unerwartet schwaches Ergebnis. Da hatte sich die Industrie sicher mehr erwartet.
Pro 1000 Einwohner wurden 2007 in Deutschland 427 Downloads verkauft, in Großbritannien liegt dieser Wert bei 1258 (+50% gegenüber 2006) und in den USA gar bei 2833 Downloads (+45% gegenüber 2006).

Erneut schwach im digitalen Sektor schnitten bezahlte Klingeltondownloads ab. Deren Zeit dürfte so langsam vorbei sein. Stückzahl und auch Umsatz gingen deutlich zurück. Bei vielen der neuen Handys können bekannterweise Musikdownloads als Klingelton eingesetzt werden, so dass ein zusätzlicher Klingeltonkauf vom Handybesitzer nicht mehr vorgenommen wird.

Überdurchschnittlich hingegen entwickelte sich der Absatz von digitalen Alben, der um etwa 60% zunahm. Auch hier lag das erreichte Wachstum dennoch deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Mit ca 2 Mio verkauften digitalen Alben ist ihr Anteil an den gesamten Albumverkäufen in Deutschland verschwindend gering (in den USA liegt der Anteil bereits bei 10%).

alle Daten 2007 in der Übersicht
grafische Veranschaulichung der Musikmarkt-Entwicklung 2007
CD Album Verkäufe: 149 Mio Stück (Anteil am Gesamtumsatz in Euro: 81%) [-2% gegenüber 2006]
CD Single Verkäufe: 9 Mio Stück (Umsatzanteil: 3%) [-40%]
Digitale Downloads: 49 Mio Stück (Umsatzanteil: 4%) [+32%]
9% Umsatzanteil erreichten, laut Angaben der Musikindustrie, Musikvideos (DVDs)
weitere 3% verteilen sich auf anderen Formate (u.a. Vinyl Album und Vinyl Maxi Single)
Gesamtumsatz: 1.650 Mio € [-3,2% gegenüber 2006]
Meistverkaufte Single (CD+Downloads) war im Jahr 2007 ‚Ein Stern Der Deinen Namen Trägt‘ von DJ Ötzi mit 610.000 verkauften Einheiten.
Meistverkauftes Album war ‚Loose‘ von Nelly Furtado (Absatzzahl nicht veröffentlicht, Schätzung: 1,25 Mio)

Wie wird es im deutschen Musikmarkt 2008 laufen?
Die Industrie hofft schon für 2008 auf eine ‚Trendwende‘, d.h. Erlöswachstum. Dieses Wachstum dürfte aber wohl nur eintreten, wenn der Album CD Markt wächst d.h. interessantes Repertoire veröffentlicht wird. Vielleicht könnte es 2008 aber auch zu einem bösen Erwachen kommen.
Im Downloadbereich dürfte sich die Entwicklung ähnlich 2007 fortsetzen, ein beschleunigtes Wachstum ist aber wahrscheinlich nur durch Preissenkungen möglich. Gemessen am verfügbaren Haushaltseinkommen sind Musikdownloads in Deutschland nämlich sogar teurer als in Großbritannien und gar ca. 50% teurer als in den USA.

zugrundeliegende Quellen dieses Berichts sind Presseveröffentlichungen der deutschen Musikindustrie auf musikindustrie.de, sowie der internationalen Musikindustrie auf ifpi.org.

An Diskussion teilnehmen? Verfasse einen Kommentar!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments