Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Deutscher Musikmarkt 2011 mit stabilen Umsatz. Downloads legen zu. Einzeltracks immer teurer

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Eine Veröffentlichung der Dachorganisation der deutschen Musikindustrie gibt Einblick in den Geschäftsverlauf dieser Industrie im Bereich Tonträgerverkauf.

 
Album Markt:
Der Absatz von Alben erhöhte sich im Jahr 2011 um knapp 3% auf rund 110 Mio (2010: 107 Mio) davon waren etwa 14,7 Mio Album Downloads (+36%) und 95 Mio Album CDs (+/- null).
Der Durchschnittspreis je verkauftem CD Album sank 2011 leicht um 1% auf geschätzte 11,47 € (von 11,60 € 2010).
Der Durchschnittspreis je verkauftem Album Download lag 2011 bei etwa 7,90 € (-5,5% gegenüber 2010). 2010 waren es noch 8,35 € je Album Download.

 
Single Markt:
Der (nicht veröffentlichte) Absatz von Maxi CDs ging nach unseren Schätzungen von gut 3 Mio im Jahr 2010 auf um die 2 Mio Stück (2 bis 2,4 Mio) im Jahr 2011 zurück. Rund 0,3 bis 0,4 Mio Singles wurden 2011 als digitale Singlebundles verkauft (Schätzung).
Der Verkauf von a-la-carte (=Einzeltrack) Musik Downloads stieg im Jahr 2011 auf 79 Mio Stück. Das ist ein Wachstum von 24% gegenüber 2010, als rund 64 Mio Einzeltracks verkauft wurden.
Der Single Gesamtmarkt lag 2011 bei 81,4 Mio Stück.
Der von der Industrie verlangte Durchschnittspreis je Einzeldownload wuchs um bedenklich hohe 6% auf den neuen Höchstwert von 1,09 € (2010: 1,03 €). Den Einzeltitelkauf scheint die Industrie den wählerischen Konsumenten mit Preisinflation vergällen, oder regelrecht austrieben zu wollen. Nur ganz wenige Waren des ‚täglichen Bedarfs‘ zeigten 2011 eine höhere Preissteigerung als die Preissteigerungen für Einzeldownloads…

 
Insgesamt setzten deutsche Musikunternehmen im Jahr 2011 mit dem Verkauf von Tonträgern 1.443 Mio € um.
Das war 0,2% weniger als im Jahr 2010 (1.446 Mio €).
Der Anteil des digitalen Sektors am Gesamtumsatz der Musikindustrie wuchs 2011 auf 14,1% von zuvor 10,9%. Info: In den USA beträgt der vergleichbare Wert rund 40%.
Rund 227 Mio € setzte die deutsche Musikindustrie 2011 mit nicht genau aufgeschlüsselten Geschäftsbereichen um. 2010 waren es 207 Mio €.
Insgesamt blieb der Umsatz der deutschen Musikindustrie im Jahr 2011 mit einem minimalen Wachstum bei rund 1,67 MRD €.
Nach den USA und Japan blieb Deutschland also im Musikverkauf vor Großbritannien vom Umsatz her 2011 der drittwichtigste Musikmarkt der Welt.

 
Im Bereich des digitalen Marktes hängt Deutschland weiter sehr deutlich hinter den weit führenden Ländern USA, Südkorea, Japan, Taiwan, Kanada und Großbritannien zurück.
Der Pro Kopfabsatz von Einzeltrackdownloads lag im Jahr 2011 in Deutschland bei nur knapp 1 Stück. In Großbritannien erreicht der Pro-Kop Absatz 3,5 Stück, in den USA 3,7 Stück. Das Marktwachstum in Deutschland war jedoch erheblich größer als in England (+15%) und den USA (+7%).
Der Absatz von Albumdownloads ist in den USA pro Kopf etwa gut doppelt so hoch, wie in Deutschland.
Zum Vergleich: beim Pro Kopf Absatz von Album CDs erreicht Deutschland den Wert 1,2, die USA nur noch den Wert 0,6.

 
Aha Infos:
Nur 4% der Deutschen sorgen übrigens für fast 40% des gesamten Musikumsatzes (im Schnitt pro Kopf 200€!!). Der 96%ige Rest der Deutschen gab 2011 pro Kopf nur 12,70€ im ganzen Jahr für Tonträger aus.
Lediglich 48% der 20-29jährigen Deutschen hat sich im vergangenen Jahr einen Tonträger gekauft. Selbst also in diesem besonders kaufbereit geltenden Bevölkerungssegment kaufte die Mehrheit demnach im Jahr 2011 keinen einzigen Tonträger.

 
Die größten Vertriebskanäle für die deutsche Musikindustrie 2011:
(eigene Schätzungen!)
um 25% MediaMarkt/Saturn Gruppe (physisch + digital)
um 15% Amazon (physisch online + digital)
um 6%-8% Apple/iTunes (digital)
um 1,5%-2,5% Musicload (digital)
z.T deutliches Marktanteils-Wachstum verzeichnen konnten Amazon und iTunes. Musicload, sowie vor allem MediaMarkt/Saturn haben an Marktanteilen verloren.
Insgesamt wurden 2011 in Deutschland 191,7 Mio Stück Tonträger verkauft. 2010 waren es nur 173,7 Mio Stück. Das Wachstum nach Stückzahlen betrug demnach 10,4%.

 
Zu guter Letzt:
Für die Talentgewinnung und Promotion von unter Vertrag stehenden Künstlern (sogenannte Artist und Repertoire Ausgaben = Marketing- und Promotionskosten) verwendeten deutsche Musikunternehmen eigenen Angabe zu Folge 13% ihrer Umsätze. Das wären 217 Mio €. Die Zahl der Neuveröffentlichungen von Alben und Singles auf dem deutschen Markt sank trotz dieser hohen Ausgaben um 4,5% auf 23000. Das ist ein im historischen Bereich hoher Rückgang.

 
Zusammenfassung:
– 2011 kein Umsatzwachstum, aber Stückzahlenwachstum.
– Deutschland bleibt dem Umsatz nach drittgrösster Musikmarkt der Welt
– CD Format in Deutschland doppelt so beliebt, wie in den USA
– saftige Preiserhöhungen bei Song Downloads
– Preisabschläge bei Album Downloads
– Amazon & iTunes ‚Gewinner‘ / Musicload, MediaMarkt/Saturn-Gruppe ‚Verlierer‘.
– Gewinnmargen der deutschen Musikunternehmen bleiben wie immer ungenannt

 
Daten, die in diesem Artikel zitiert werden können auf musikindustrie.de eingesehen werden

 

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19 Comments
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ffm20zaheri
ffm20zaheri
27. April 2012 19:29

viva verliert in dieser hinsicht immer mehr an bedeutung

heute läuft noch kaum musik auf viva

mtv ist ja jetzt pay tv und nicht alle haben mtv.
früher in den 90ern war es so, was auf viva gespielt wurde, wurde zu grosser sicherheit auch ein hit,

Erik
Erik
26. April 2012 12:52

Ein Berliner Sender hat damals Israel gepusht… dadurch kam der Songs in die Charts. Ein anderes Beispiel Gotye… von Eins Live ins Rennen gebracht in D, anders z.b. die unsäglichen Sunrise Avenue, deren Fairytale wurde damals von SWR 3 gepusht ohne Ende. So machen auch Radio Sender Hits… Gossip wurde vielen erst durch ihre Live Performance bei den Echos bekannt. Der Song wurde damals auch sehr häufig bei VIVA und MTV gespielt… da gab es da noch Musik

ffm20zaheri
ffm20zaheri
25. April 2012 17:16

es ist mir auch wahrlich ein rätsel wieso heavy cross hierzulande so ein hit werden konnte.
Ich errinere mich aber daran, dass der song ein paar mal auf mtv gespielt wurde und als hintergrundmusik zur werbung für irgendeine vox sendung diente, aber das waren bestimmt nicht die gründe für den hit

ffm20zaheri
ffm20zaheri
24. April 2012 15:01

heavy cross ist eine tolle nummer und das album music for men hatte auch ein paar knaller drauf, aber ich frage mich trotzdem wieso der erfolg in deutschland, frankreich und schweiz ? Kann aber auch daran liegen, dass heavy cross ähnlich wie I DONT FEEL LIKE DANCING in den usa nieeee gespielt wurde, in den mainstream radiosendungen und sogar in den alternative rock radios total ignoriert, i dont feel like dancing und heyvy cross erreichten # 102 und # 107 respektive in den usa, die singles verkauften sich nicht so schlecht aber wegen radioignoranz totalflops,
in den usa egal ob in nevada, nebraska, texas oder in den midwests, überall wird country, hip hop ,soul und mainstream rock gespielt, das ist so unfair,

Andy_HH
Andy_HH
24. April 2012 14:21

Hi Dean, also mir ging die Omnipräsenz von Beth Ditto im deutschen TV zur Heavy Cross Hochzeit ganz schön auf die Nerven. Ich erinnere nur an diesen furchtbaren Auftritt als Wettkandidatin bei Wetten Dass.
Kurz vorher hatte unsereins noch in schummrigen Kellerclubs zu „Standing in the way of control“ oder zur „Careless whispers“ Coverversion abgefeiert und plötzlich sitzt die Dicke bei Tommy aufm Sofa. Das war schon ganz schöner Ausverkauf. Aber nun ja, schaun wir mal wie das neue Album wird; da werden sie sicherlich ne ganze Menge hierzulande absetzen…

Andy_HH
Andy_HH
24. April 2012 10:03

Also ich glaub, bei Gossip hat das „Scissor Sisters Syndrom“ zugeschlagen. Will sagen, die wurden zu schnell vom Szene-Liebling zum Mainstream-Act. Im Underground ist ihnen dadurch die Basis/Credibility weggebrochen und für den Mainstream sind diese schrägen Schwulen und Lesben auf Dauer doch ein wenig zu over the top.
Ich find die neue Gossip zwar ganz in Ordnung, aber es ist halt bei weitem kein Ohrwurm wie Heavy Cross. Außerdem gibt es bis jetzt noch keinerlei Club-Remixe was bei ner Dance-Nummer für die Promotion eigentlich essentiell wäre.
Bin ja mal gespannt, ob Calvin Harris die Scissor Sisters nochmal in die Charts bekommt. Persönlich finde ich deren neue Single grauenvoll (aber das fand ich eigentlich alles, was nach dem ersten Album kam).

Erik
Erik
23. April 2012 17:54

Nun Gossip wird im Radio gespielt aber wie so vieles kommt es nicht so an, ich könnte jetzt auch sagen: Warum ist FUN oder Frau Japsennicht in den TOP 5? Alex Clare z.b. hatte zwar diesen Spot, das interessante ist aber das die Leute das Album alle so klasse finden. Mir gefiel auch Gypsy & The Cat mit „Time to wander“ sehr gut aber Top 20 wurde das nicht in Deutschland. Der Spot lief hundertfach, aber die CD und die Single wurden nicht gerade aus den Regalen gerissen. Ähnlich ging es auch den Neon Raiders mit ihrem Vodafone Song. Call me maybe hat ganz tolle Cheesy Lyrics und ist deshalb auch in den UK so ein Riesenhit. Die deutschen verstehen das nicht so ganz und da reicht es dann eventuell nicht für Top 10. (Song hatte ich vor 2 Monaten bereits heruntergeladen)
Oft sind die Geschmäcker auch verschieden: what´s my name von Rihanna war Nummer 1 in UK und USA gehörte in D aber zu den wenigen Singles von ihr die nicht in die Top 10 gingen….

ffm20zaheri
ffm20zaheri
23. April 2012 16:06

wenn wir schon bei deutschem Musikmarkt und Umsatz sind,

was ist eigentlich mit der neuen Gossip Single ?
Nach dem Megahit HEAVY CROSS 4xPLATIN in deutschland und 600,000 mal verkauft, aber global gesehen eher ein flop.
nach 3 sehr erfolglosen nachfolgesingles, die nicht mal die top 20 erreichten, nun die neue single . aber wieso wird diese nicht im tv und im radio gespielt ?