Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Musikmarkt Schweden + Norwegen: Kein Wachstum, CD Format am Ende?

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Laut Daten der schwedischen und norwegischen Musikindustrie ist in beiden Ländern der Musik CD Markt im Jahr 2014 mehr, oder weniger zusammengebrochen. In Schweden gingen im Jahr 2014 die Umsätze, die mit dem Verkauf von Musik CDs erzielt wurden, verglichen mit den Werten des Jahres 2013, um ca. 35 % zurück. In Norwegen soll der Rückgang sogar 42% betragen haben. In Deutschland hingegen stieg der mit dem Verkauf von Musik CDs erzielte Umsatz um 1%. In Norwegen erreichte der Umsatz mit Album CDs im jahr 2014 nur noch 8 Mio € (ca 1,5 Mio Stück). Vinyl Alben kommen auf einen Umsatz von 1,7 Mio € (ca. 200.000 Stück). In Schweden wurden 2014 nur noch 3,9 Mio CD Alben und Vinyl Alben verkauft (2013 waren es noch 6 Mio…).

Musik CD Markt bricht zusammen, Streaming marktbeherrschend:

Der in den beiden nordischen Ländern zu beobachtende Marktzusammenbruch für das einstmals ertragreiche Format ‚CD‘ kann derzeit nicht durch Umsatzsteigerungen anderer Formate ausgeglichen werden. In beiden Märkten ging der Gesamtumsatz der Musikindustrie insgesamt um jeweils 1 % zurück. Überraschend gering fiel nämlich in beiden Ländern die Steigerungen der Umsätze im mittlerweile dominierenden Sektor des On-Demand Musikstreamings aus. Sowohl in Schweden, als auch in Norwegen konnte der Umsatz nur um etwas über 10% gesteigert werden. Das ist mit Abstand die niedrigste Wachstumsrate in diesem Sektor, seitdem der Sektor ‚Streaming‘ in den beiden Ländern gesondert statistisch erfasst wird.
Jeweils mittlerweile knapp 80% aller Umsätze erzielt die schwedische und norwegische Musikindustrie mit ‚dem Streaming‘.
In Norwegen soll die Zahl der Premium Abonnenten in Jahresfrist um 100.000 gestiegen sein. Geringer war das Abonnenten-Wachstum dort noch nie. Nennenswertes Wachstum durch Steigerung der Abonnentenzahlen ist in beiden Märkten anscheinend kaum noch machbar. Preiserhöhungen für Streamingdienste im Bereich ‚da machen wir jetzt mal so langsam richtig Kasse‚ sind in gar nicht allzuferner Zukunft unbedingt zu erwarten. Das beinhaltet auch die Abschaffung von Gratis-Streaming.
Die Industrie will ja Wachstum haben, nicht Stillstand.
Denn: trotz 80% Marktanteil von Streaming ist der Umsatz der Musikindustrie in Schweden und Norwegen immer noch nur halb so hoch (inflationsbereinigt sogar nur 40% so hoch), wie in den goldenen Zeiten Ende der 90er Jahre. Umsatzwachstum wird daher in Zukunft immer stärker nur noch durch Preiserhöhungen machbar sein. Die Verteilung der Einnahmen ist heute auch eine andere als ‚früher‘. Der Anteil der einheimischen Produktionen am Gesamtmusikumsatz ist in den freien Fall übergegangen. In Deutschland z.b. machen einheimische Produktionen 70% des Album CD Umsatzes aus. Sie erzielen aber weniger als 20% des Umsatzes, der mit dem Streaming von Songs erwirtschaftet wird. Werden also ‚keine Album CDs mehr verkauft‘, betrifft das besonders einheimische Produktionen. Das Geld, das durch Album CD Verkauf nicht erwirtschaftet werden kann, kommt durch Streaming eben bei den meisten einheimischen Künstlern nicht rein. Da muss man sich fragen für wen eigentlich ‚Streaming‘ die Rettung sein soll…Megastars und Evergreens machen Kasse. Für die ‚Kleinen‘ bleibt nen Taschengeld. So entledigt man sich der Konkurrenz.

Im Bereich Musik-Streaming besonders zu beachten ist neben den reinen Nutzerzahlen vor allem auch die effektive Nutzungszeit je Nutzer. Mehr Abonnenten bzw. mehr Nutzer heisst nicht mehr unbedingt auch eine tatsächliche Steigerung der Zahl der ausgelieferten Streams. Hier ergeben sich schwere Konkurrenzstellungen zu anderen Medien, vor allem auch mit den zunehmend populär werdenden Video-On-Demand Diensten. Grund-Problem ist: wer einen Film, oder eine Serie online schaut, kann nicht gleichzeitig Musik streamen. Weitere Konkurrenz um die Freizeit potentieller, oder tatsächlicher Kunden gibt es zudem u.a. zum Beispiel durch Online-Game Dienste und durch Mediatheken von Fernsehsendern. Ob Audio-Streaming wirklich der Baum ist, der goldene Früchte für die Musikindustrie trägt, wird man erst in mehreren Jahren sehen.
Offiziell aber ist es bereits so!: durch die Einbeziehung von Streamingwerten in die Erfolgsberechnung eines Songs hagelt es geradezu Gold und Platin!
Die Zahl von Gold und Platinverleihungen ist in Schweden und Norwegen in ungeahnte Höhen inflationiert worden.
In den aktuellen schwedischen Top 100 Single Charts erreicht die Zahl aller Platinauszeichnungen den abstrusen Wert von 118. 43 der 100 platzierten Titel haben mindestens 1-fach Platin auf dem Buckel. Im Grunde also erhält so gut wie jeder Titel, der in die schwedischen Single Top 100 gelangt am Ende dann mindestens ‚Platin‘. Quatsch mit Soße ist das natürlich.

Marktbeherrschung durch eine einzige Firma:
Das Unternehmen Spotify hat in Schweden und Norwegen mittlerweile annähernd ein Musikmarkt-Monopol erreicht. Rund 60% des Musikmarktes in Schweden und Norwegen beherrscht allein Spotify. Die ‚offiziellen‘ Single Charts von Schweden und Norwegen sind daher eine fast deckungsgleiche Kopie der Liste der meistgespielten Titel bei Spotify.
20% von Spotify gehört übrigens direkt den drei großen Musikkonzernen Universal, Sony und Warner. Hauptinvestor bei Spotify soll mit 540 Mio US$ das US Investmenthaus Goldman Sachs sein. Es gibt gewisse, allerdings natürlich unbestätigte Gerüchte, dass Spotify ‚verkauft werden soll‚. Preis: 10 Mrd US$. (Quelle). Mehrere Prozent von Spotify sollen dem Vernehmen nach dem US Popstar Justin Bieber gehören. 1% Anteil an Spotify entsprächen bei einem Verkauf etwa 100 Mio US$. Musik braucht der dann keine mehr machen. Geld zählen und dabei vor sich hin singen reicht.

Musik Download Markt im Niedergang?

Im Bereich des Verkaufs von Musikdownloads gab es in Schweden und Norwegen sowohl bei Albumdownloads, als auch bei Songdownloads jeweils einen Rückgang von rund 10%. In Schweden wurden rund 3,5 Mio Song-Downloads verkauft, in Norwegen geschätzt ca 4 Mio Stück. In Norwegen erreicht der Pro Kopf Absatz von Songdownloads trotz der Streamingdominanz immer noch den gleichen Wert, wie in Deutschland. In Schweden ist dieser Wert schon immer deutlich niedriger gewesen, als in Deutschland und Norwegen.
Der Rückgang fällt zwar deutlich geringer aus, als erwartet, ist aber kontinuierlich abwärts gerichtet.

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Peter
Peter
9. Februar 2015 10:56

Zum Thema Streaming sollte man sich auch das Statement von Prince bei der Grammy-Verleihung ansehen.
Erwähnt z.B. unter “ US-Musikpreis: And the Grammy goes to… Georgsmarienhütte“ in Spiegel-online.

David
David
9. Februar 2015 00:42

Toller Beitrag über die Musik-Industrie in den beiden skandinavischen Ländern.
Könntet ihr bitte auch die Quellen liefern?

In letzter Zeit tue ich mir hier sehr schwer damit, dass fast nie Quellen angegeben werden, denn auch die eigenen Berechnungen müssen ja auf irgendwelche Informationen beruhen.

Habe eure Website bei meiner letzten Hausarbeit an der Uni theoretisch gut gebrauche können, nur ist die Reliabilität und Validität der Infos nur sehr schwer nachzuweisen…. das ist durchaus schade!