Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Pro 7 Popstars Verträge: Unglaublich – Sieger müssen Video selbst bezahlen

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Abstruse Vertragseinzelheiten hat eine große deutsche Zeitung über die Castingshow Popstars Girls Forever des TV Senders Pro 7 bekannt gemacht. Vertraglich geregelt ist unter anderem, dass die späteren Popstars Sieger aus ihren Einnahmen 50% der Kosten von Musikvideos selber tragen müssen.
Unklar ist, ob die Siegerband, die bei Popstars gesucht wird, überhaupt an den Werbeeinnahmen, die ein späteres Musik Video generiert, beteiligt werden. Zur Info: Ein Videoview bei der Webseíte mtv.de erbringt, laut aktueller Preisliste der Webseite des Betreibers der mtv.de Webseiten, pro Besucher mindestens 10 bis 15 Cent Werbebruttoumsatz. Man darf vermuten, dass Myvideo, Clipfish, usw. pro Videoaufruf ähnliche Umsätze erzielen. Bei 100.000 Unique Views wären das immerhin 10.000 bis 15.000 Euro Werbeumsatz. Geschätzte 50% davon (vielleicht aber auch mehr – je nach Vertrag) gehen an das jeweilige Label eines Musikvideos. Die Produktionskosten selbst eines relativ aufwändigen Musikvideos belaufen sich heutzutage nur noch selten auf mehr als 10.000 Euro.
MyVideo ist übrigens im Besitz von Pro 7/Sat1. Der dort erzielte Werbeeinnahmenanteil von aufgerufenen Musikvideos landet vollständig in den Pro 7 Kassen…

In den Verträgen ist, gemäß den Angaben der Zeitung, auch geregelt, dass die Mädels sage und schreibe 25% der Herstellungskosten der Musik CDs (Album, Maxi) ebenfalls selber bezahlen müssen. Würden also Album und Maxi floppen, ständen die Mädels am Ende vielleicht sogar mit Schulden mindestens aber mit leeren Händen da!

An Einnahmen erzielt die spätere Siegergruppe 6% aus GEMA Gebühren, sowie nur je 10% Anteil aus Merchandising (Fanartikelverkauf) und Einnahmen aus eventuellen Werbeverträgen.
Info: Abspielgebühren müssen TV Sender, Webseiten und Radiostationen an die Monopol-Geldbesorgungsanstalt GEMA für jeden gezeigten bzw. gespielten Musiktitel überweisen (unbekannt ist, wie hoch die GEMA Abgaben je im Web gezeigtem Musikvideo sind, das hält die Gema wegen der ‚Verhandlungen‘ mit Youtube weiterhin geheim…). Die Einnahmen aus Radio und TV Abspielungen können so beträchtlich sein, dass sie die Einnahmen aus dem Musikverkauf sogar übersteigen.
Leider hat die Zeitung ‚vergessen‘ mitzuteilen, wie hoch der Anteil der Mädels an ebenjenen Einnahmen aus dem reinen Musikverkauf denn nun ist. (Für reine Sänger sind allgemein 5 bis 10% üblich, möglich wären aber auch ohne weiteres 0%).

Beispielrechnung: Die Popstars Gruppe würde 100.000 Einzeldownloads, 50.000 Maxi CDs und 50.000 Alben (CDs + Downloads) verkaufen (das wäre immerhin so in etwa das 5fache von dem, was die Vorjahressieger von Popstars, Some & Any, verkauft haben). Das ergäbe einen Nettoumsatz (Bruttoumsatz minus Mehrwertsteuer) von ca. 780.000 Euro. Davon gehen nochmals etwa 15% Vertiebskosten ab = 663.000 €. 5% von dieser Summe wären gerade mal 33.000 Euro. (Texter und Komponisten der Songs der Gruppe erhalten dabei immerhin um die ca. 70.000 Euro). Von diesen Einnahmen der Mädels müssen nun 25% der Produktionskosten der CDs berappt werden.
Man kann ohne weiteres davon Ausgehen, dass die Herstellungkosten einer CD etwa 10% des Nettopreises betragen. Der Kostenanteil der Mädels beliefe sich demnach auf saftige 17.000 Euro. Übrig blieben also läppische 16.000 Euro. Das wäre nicht wirklich viel, wenn man das durch alle Bandmitglieder teilen würde. Jedes der Mädchen muss dann auch noch einen 5.000 € Vorschuss zurückzahlen. Da bliebe also ein MINUS…

Nicht geklärt ist, ob die Popstars Girls Forever Siegertruppe auch Kosten für nicht verkaufte CDs tragen muss. Mitunter werden nämlich mehr CDs hergestellt, als hinterher tatsächlich verkauft werden. So würde ein erheblicher Anteil des Floprisikos einfach auf die Popstars Gruppe abgewälzt werden. Besser kann es für die Musikindustrie ja gar nicht laufen. Das nennt man Risikominimierung auf Kosten der Unbedarften. Selbstverständlich haben alle Girls die Verträge mit der Aussicht unterschrieben hinterher eben kein Flop zu werden…Unklar ist ausserdem, ob die Mädels vor dem Unterschreiben des Vertrages aussreichend Rechtsberatung erhalten haben. Sicher ist, dass alle Mädchen bei Popstars Girls Forever jetzt schon wie verrückt beten, dass sie nicht das bittere Flopschicksal der Popstars Vorjahressieger Some & Any ereilt!

Unser Fazit: Popstars Girls Forever müsste eigentlich unserer Meinung nach in Girls You Pay & Pray umbenannt werden.

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Dietmar
Dietmar
17. Oktober 2010 11:13

Hallo liebes Oljo-Team!

Das ist wirklich ne Frechheit das die Gewinner von Popstars ihre Videodrehs absofort selber bezahlen müssen, da fragt man sich warum man dann bei solch einer Castingshow überhaupt noch mit macht. Ist das nicht normaler Weise so das die zum Anfang Starthilfe gibt, aber das ist wirklich ne Ausbeutung für die Kandidaten die kaum Geld für das Video haben und das ist doch bestimmt nicht der Sinn der Sache oder sehe ich das in meinen Augen irgendwie falsch und was meint ihr denn liebes Oljo-Team so, aber nach meiner Meinung kann ich da nur den Kopf schütteln über sowas und sowas ist doch noch nie vor gekommen in all den ganzen Staffeln die auf Pro7 laufen und ich weiss nicht wo das noch im Endeffekt hinführen soll und ich wünsche euch allen hier noch einen schönen Sonntag noch und bleibt wie ihr seid.