Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Telekom will Musicload loswerden! Wird der Shop gar geschlossen?

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Geht Musicload unter?
Mehrere deutsche Medien haben berichtet, dass der milliardenschwere Großkonzern Deutsche Telekom die meisten seiner angeblich defizitären Downloaddienste ‚loswerden‘ will. Es wird sogar von Schließung gesprochen.
Unter den Diensten, die die Deutsche Telekom ‚vom Acker‘ haben will gehört auch der bekannte Musikdownload Shop Musicload. Der Anbieter Musicload, der kleinste unter den 3 großen deutschen Musikdownloadshops steht schon seit Längerem unter Druck und auch unter ‚das kann nicht mehr lange gutgehen‚-Beobachtung unsererseits.
Hauptprobleme bei Musicload, die wir ausgemacht haben: die Unfähigkeit zur Innovation, Kompetenzmangel der Führung von Musicload, eine abenteuerliche Preispolitik und ein ausgeprägter Unwillen mit ‚Drittenzusammenarbeiten zu wollen.

Spitze des Problems ist aber die unerklärliche Preispolitik von Musicload insbesondere beim Verkauf von Einzeltiteln, die wohl um die 50% des Umsatzes von Musicload ausmachen und Neukunden bringen könnten. Hauptfrage ist, warum die Deutsche Telekom meinte bei Musicload besonders für Einzeldownloads erheblich höhere Preise verlangen zu können, als die Konkurrenz-Dienste von Apple (iTunes) und Amazon MP3. Das hat, uns jedenfalls, noch nie eingeleuchtet, da Musicload ja gar keinen entsprechenden Mehrwert bietet. Die Preise hätten im Grunde bei Musicload eigentlich nämlich sogar niedriger sein müssen, als bei den Konkurrenten. Das hat die Deutsche Telekom aber anders gesehen.
Stattdessen pumpt die Telekom nun Geld in die Subventionierung von Spotify Abos. Würd uns natürlich interessieren wieviel Geld die Telekom da den Schweden und der Musikindustrie (inklusive Justin Bieber) pro Monat so reinbläst…

Unsere Frage ist, warum Musicload überhaupt Verlust macht.

Allzu personalaufwändig ist dieser Dienst ja beileibe nicht. Das fä#llt u.a. daran auf, wenn man sich mal anschaut, was da so an Inhalten auf der Musicload Webseite geboten wird. Mehr als eine simple Datenbank-Präsentation ist dieser Shop ja nicht. Hier fällt auf, dass die Datenbank Anbindungen schlecht gepflegt sind und die Darstellung des Ganzen lieblos und nicht mehr zeitgemäß erscheint (uns zumindest). Seit geschlagenen 3 Jahren hat sich da nichts wesentliches mehr getan.
Die Kosten des Betriebes können eigentlich nicht hoch sein. Gut: selbst nur 20 Beschäftigte kosten im Jahr rund ca 0,75 Mio € an Gehalt und Sozialleistungen. Mehr als 20 Leute in Vollzeit werden bei Musicload sicherlich nicht beschäftigt sein (eher weniger, vielelicht sogar nur 10…). Laut Pressemeldung arbeiten bei allen von der ‚Abstoßung‘ betroffenen Telekom Downloaddiensten insgesamt nur 50 Personen (wobei unklar ist, wieviele davon überhaupt in Vollzeit arbeiten).
Mehr als 20 werden es also bei Musicload keinesfalls sein.
Wie da überhaupt Verluste entstehen können, das ist uns schleierhaft. Eine gesonderte Gewinn-Verlust-Rechnung für Musicload weist die Deutsche Telekom nicht aus. Allgemein wird aber davon ausgegangen, dass Downloadshops etwa 20% des erzielten Bruttoumsatzes als Einnahme einbehalten. Hinzu kommen Werbeinnahmen, die die Musicload Webseite erwirtschaftet. Wir schätzen die Vertriebseinnahmen von Musicload im Jahr 2013 auf knapp 2 Mio €. Hinzu kommen Werbeinnahmen, die etwa 0,2 Mio € ausmachen könnten. Für Musicload teuer zu stehen kamen 2013 Niedrigpreisaktionen, die wohl vornehmlich aus der eigenen Tasche bezahlt werden mussten. Wie stark Preisaktionen die Einnahmeseite belastet haben ist nicht zu schätzen, sie dürften aber einen nicht unwesentlichen gewinnmindernden Effekt gehabt haben.
Verwaltungskosten werden also mit maximal 0,7 Mio € zu Buche geschlagen haben. Allerdings ist uns unklar, was die ca 20 Musicload-Mitarbeiter denn den ganz Tag machen bzw. gemacht haben.
Unklar ist auch, wie teuer der Betrieb der Musicload Webseite von der technischen Seite her ist (Traffickosten). Was stellte die Deutsche Telekom denn da ihrer Tochter Musicload so in Rechnung? Wir meinen selbst 100.000€ Traffickosten wären schon abenteuerlich hoch. Nach unserer Rechnung müssten 2013 bei Musicliad eigentlich mehr als 1 Mio € an Bruttogewinn übriggeblieben sein. Aber: im Laufe des Jahres brach der Traffic bei Musicload um fast 50% ein. Für 2014 sind daher die Aussichten auf einen Gewinn schon deutlich nebliger. (Info: Wir haben übrigens in unseren Downloadcharts kontinuierlich eine entsprechende Abwertung der Bedeutung von Musicload eingerechnet)…

Ein Schliessung von Musicload erfolgt laut Telekom spätestens Mitte 2014 allerdings nur, wenn derzeit laufende Gespräche mit ‚an der Übernahme von Musicload interressierten Firmen‘ ergebnislos verlaufen sollten.
Die Deutsche Telekom setzt statt auf Musicload verstärkt auf die Datenkrake Spotify, die sich zu einem erheblichen Teil im Besitz der Musikindustrie (und von Justin Bieber) befindet. Dort arbeiten noch weniger Leute, als bei Musicload. Es sollen bei Spotify für den deutschen Markt sogar weniger als 10 Personen arbeiten.

Unser Fazit:
Unfähigkeit und Dreistigkeit gepaart mit einer geänderten Unternehmensstrategie führten in das sich nun ankündigende Musicload Desaster. Keine gute Zukunft haben wir für Musicload seit mindestens 2 Jahren, eher sogar schon seit 3 Jahren vorhergesehen. Mit dem 1,49€ Preis haben sie schon vor Längerem begonnen ihr eigenes Grab auszuheben.
Man sieht hier auch, wie wichtig der Telekom treue Bestandskunden sind. Die interessieren ausser als Geldbringer beim Weiterverkauf da absolut keinen. Dennoch dürften gerade diese Bestandskunden für ‚Dritte‘ ein interessantes Potential darstellen. Das will sich die Telekom versilbern lassen wollen. Kann aber auch sein, dass bei einem von der Telekomführung als zu niedrig eingeschätztem Angebot diese Bestandskunden ‚das Klo runtergespült werden‘.

Der ‚Fall Musicload‘ ist übrigens keine Ausnahme im Musikdownload-Business. In England hat im vergangenen Jahr u.a. der HMV Downloadshop für immer seine Pforten geschlossen. In Frankreich war es im letzten Jahr der vom Unternehmen FNAC (FNAC ist in Frankriech so etwas ähnliches wie MediaMarkt). In den USA hat der Einzelhandelsriese Walmart schon im vorvorigen Jahr seinen Musik-Downloadshop für immer geschlossen. In Deutschland womöglich bald auch ‚Opfer‘ werden die Downloadshops des Einzelhandelsgigangten Metro. Es handelt sich dabei um die Downloadshops von MediaMarkt und Saturn. Wäre nicht verwunderlich, wenn die bei Metro auf der Abschussliste ständen.

Was kommt als Nächstes?
Im übrigen sehen wir sagen wir mal ‚mit unguten Gefühlen in die Zukunft‘. Wir erkennen im werbefinanzierten Gratis-Musikideobereich eine neue Angriffsfläche der 3 großen Musikkonzerne. Wir gehen davon aus, dass die Musikkonzerne Musikvideos nicht mehr lange gratis ‚bei anderen‘ zur Ansicht anbieten werden. Man hört sogar, dass Youtube in einen Abodienst umgewandelt werden soll. Die Musikindustrie wird garantiert nichts unversucht lassen, die Leute in die oft von der Musikindustrie ja selbst betriebenen teuren Abodienste zu zwingen. Die Industrie schaltet damit nebenbei gleich auch den ‚Zwischenhandel‘ aus.
Wer glaubt, dass die Preise der Abodienste bei 10€ bis 13€ bleiben werden, der wird sich eher früher, als später die Augen reiben. Irgendwann wird abkassiert, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!

Was wir weiter kritisieren ist der nicht mehr nachvollziehbare Preisunterschied zwischen den Preisen für Kaufdownloads und denen von ‚gestreamten‘ Inhalten. Kaufdownlaods sind eindeutig vollkommen überteuert. Das natürlich mit voller Absicht. Absprachen zwischen Universal, Sony und Warner gibt es da ja keine ‚lol‘.

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