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verfasst von OLJO-Team

Neues Buch über Castingshows: Die trostlose Wahrheit

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Das Buch Sex, Drugs & Castingshows macht derzeit in der deutschen Medienlandschaft durchaus etwas Furore. Mit Platz 227 in den Amazon Deutschland Buch Charts erzielt dieses Buch, das einen interessanten Blick hinter die glanzvolle Kulisse der deutschen TV Casting Shows gewährt, einen kleinen Achtungserfolg. Das Buch bietet einen entlarvenden Blick auf die enttäuschten Erwartungen und Hoffnungen von Castingshow Siegern.
Gemeinsam geschrieben haben das Buch Martin Kesici und Markus Grimm.

Martin Kesici war 2003 Sieger der Castingshow Star Search des TV Senders Sat1.
Markus Grimm war mit der Band Nu Pagadi Sieger der 2004er Staffel der Castingshow Popstars beim TV Sender Pro7.
Kesici erreichte mit seiner Debütsingle Angel Of Berlin Platz 1 der deutschen Single Charts (Gold) und mit dem Debütalbum Em Kay Platz 1 der Albumcharts in Deutschland (Gold). Die Band Nu Pagadi erreichte mit ihrer ersten Single Sweetest Poison und dem Debütalbum Your Dark Side ebenfalls jeweils kurzfristig Platz 1 in Deutschland. Gold konnten Nu Pagadi in Deutschland jedoch nicht erreichen.

In Sex, Drugs & Castingshows schreiben Kesici und Grimm freimütig über das ihrer Ansicht nach ziemlich verlogene Medien- und Musikgeschäft von TV Castingshows in Deutschland. Sicher eine errnstzunehmende Warnung an alle zukünftigen Teilnehmer solcher TV Shows. Insbesondere die unheilvolle Verquickung von TV Sendern und Presse stellen Grimm und Kesici schonungslos zur Schau. Es zeigt sich wie knüppelhart und teilweise gemein das Geschäft abläuft. Ein Haifischbecken ist Nichts dagegen.

Etwas verwunderlich ist jedoch, dass Kesici und Grimm anscheinend tatsächlich geglaubt haben durch ihren Sieg in ihren Castingshows eine nachhaltige Showkarriere im schwer umkämpften Feld des Musikgeschäfts starten zu können. Die Geschichte zeigt, dass dies ganz besonders in Deutschland nur in den allerseltensten Fällen überhaupt gelungen ist. Der Glaube daran, ein Musik Superstar zu sein, nur weil man eine TV Castingshow gewonnen hat und mal Platz 1 der Charts belegt hat, ist ein totaler Irrglaube. Das haben die beiden sicher wohl auch irgendwann erkennen müssen, nämlich dann als sie plötzlich nicht mehr vom Blitzlichtgewitter geblendet waren.

Man ist nur ein Star auf Zeit nach Gnade der TV Sender und Medien…und wehe dem, der ‚Leichen im Keller‘ hat. Die werden gnadenlos an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Das weiss man natürlich aber auch schon, BEVOR man sich entschliesst beim Medienzirkus ‚Castingshow‘ mitzumachen. Es handelt sich eben nicht um einen Kindergeburtstag, sondern um knallhart kalkuliertes Geschäft und das Geschäft endet meist schon nach spätestens 1 Jahr. Dann ist Schluss mit lustig und Hart IV klingelt womöglich wenig später an der Tür des Ex-Castingsiegers. Die Plattenfirma schaut dann auf die Verkaufszahlen und sagt AUFNIMMERWIEDERSEHEN.

Leider haben die beiden in ihrem Buch ‚vergessen‘ explizit nachzuweisen wieviel sie denn nun mit ihrem, wenn auch kurzfristigen Popstardasein in Heller und Pfennig verdient haben. Für ein ‚vergelts Gott‘ haben es Kesici und Grimm ganz sicher nicht gemacht. Deutlich mehr als 1500 Euro netto pro Monat werden es sicher einige Monate lang gewesen sein. Besonders Kesici wird trotz ‚Knebelverträgen‘ mit Single und Album Gold + Liveauftritten nicht so ganz schlecht verdient haben. Klar ist, und das steht so auch im Buch, dass alle möglichen Leute reichlich Geld abkassieren und die Casting-Sieger selber eigentlich meist nur dumm in die Röhre gucken und gar nicht mal wissen, wieviel überhaupt von den anderen Beteiligten eingesackt wurde. Fadenscheinige Verträge beteiligen die Castigshow Sieger meist eh nur unzureichend bis gar nicht am kommerziellen Ertrag was Auftritte und Musikverkauf betrifft. Auch das ist natürlich nichts Neues und auch nicht verwunderlich. Unterschreibe nie eine Vertrag ohne vorherige unabhängige anwaltliche Beratung!

Trotzalledem ist Sex Drugs & Castingshow keine Generalabrechnung mit der Grundidee, die dem Castingshow Konzept zu Grunde liegt. Es ist eben eine, wenn auch wenig erfolgversprechende Möglichkeit von vielen, Fuß zu fassen im Musikgeschäft, das zeigen auch Grimm und Kesici in ihrem Buch auf. Das eine nachhaltige Karriere nicht gelingt, muss man am Ende als individuelles Schicksal akzeptieren. Die Hoffnungen sind riesig, die Wahrheit ist ernüchternd. Doch jedes Jahr wird es neue Sänger und Sängerinnen geben, die es auf dem Weg einer Teilnahme an einer Castingshow versuchen.

Eins ist auf Grund der seit Jahren anhaltenden Krise der Musikindustrie klar: Schwerer als heute war es noch nie als Newcomer einen Fuß in die Tür des deutschen Musikgeschäfts zu bekommen. Die deutsche Musikindustrie hat ihre Talentsuchausgaben radikal zusammengestrichen. Da erweist sich für viele eine TV Castingshow als letzte verbliebene Möglichkeit bekannt zu werden.

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