Musikdownloads 1.Halbjahr 2008: Rote Laterne für Deutschland

Wie die deutsche Musikindustrie meldet brachte das 1. Halbjahr 2008 zwar ein 30% Wachstum bei Einzeltrack-Musikdownloads und ein 50% Wachstum bei Album-Downloads, doch im Pro-Kopf Absatz von Musikdownloads der 5 führenden Industrienationen hat Deutschland mittlerweile die rote Laterne übernommen.

Vorne liegen mit Abstand die USA, gefolgt von Großbritannien und Japan. In den ersten 6 Monaten dieses Jahres ist überraschenderweise Frankreich an Deutschland vorbeigezogen und belegt jetzt den 4. Platz unter den Big Five.

In Deutschland erreichte der Stückzahl-Gesamtabsatz von Musikdownloads (Full Tracks) im 1.Halbjahr von uns geschätze 39-40 Mio.
Davon waren laut deutscher Musikindustrie 20,3 Mio einzelne Songs (+30,6% gegenüber 1. Halbjahr 2007), wovon 2 Mio Einzeltitel direkt auf MP3-fähige Handys geladen worden sind.
Hinzu kommen 2 Mio verkaufte Mehrtitel-Bundles (Alben + Mehrtitel Single-Bundles), die jeweils zwischen 2 und 40 Titel enthielten (+52,3%).
Der Umsatz stieg durch das Bundle-Wachstum und auch durch Preiserhöhungen auf 40,1 Mio €.
Das sind ca 0,48 Stück und 0,49€ pro Kopf der Bevölkerung.

In Frankreich erreichte der Stückzahlabsatz ca. 38 Mio Stück (+60% gegenüber dem 1. Halbjahr 2007), bei einem Umsatz von 37 Mio € (+115%). Einzeltitel wurden 22,0 Mio mal von französischen Konsumenten gekauft.

In Großbritannien sind allein im 1.Halbjahr 08 ca. 51 Mio Einzeltitel als Downloads (+25%) gekauft worden. Zusätzlich wurden etwa 1,5 Mio Album-Bundles in digitaler Form abgesetzt.

In Japan wurden im 1. Vierteljahr 2008 43,4 Mio Einzeltracks abgesetzt (davon 80% direkt aufs Handy) – Wachstum im Vergleich zum 1. Vierteljahr 2007: 140%.
Für das 1. Halbjahr 08 werden ca. 95 Mio bezahlte Downloads von Einzeltiteln erwartet.
Hinzu kommen 0,5 Mio Album-Bundles im 1. Quartal.

In den USA dürften mehr als 500 Mio bezahlte Einzeltracks geladen worden sein, sowie mindestens 30 Mio Album-Bundles.

Weltrangliste
‚Einzeltrack-Downloads pro Kopf der Bevölkerung‘, 1.Halbjahr 2008:

1. USA: 1,67
2. Großbritannien: 0,86
3. Japan: 0,74
4. Frankreich: 0,37
5. Deutschland: 0,24

Wie man sieht ein äusserst schlechtes Abschneiden der deutschen Musikindustrie. Auch Länder wie Dänemark, Norwegen, Schweden, Österreich, Australien, Südkorea, Taiwan und Schweiz liegen im Pro-Kopf Absatz deutlich vor Deutschland.

Worin liegt nun aber die offensichtliche Schwäche des deutschen Musik-Downloadmarktes begründet? Niedrige CD Preise halten die Konsumenten sicher nicht davon ab, vermehrt Downloads zu kaufen. Man braucht ja nur die Amazon-Preise zu vergleichen, um festzustellen, dass die CD Preise in Deutschland mit die höchsten überhaupt sind.
Festzustellen ist auch, dass die Ausstattung der Musikkonsumenten mit MP3 Handys und MP3 Playern in Deutschland nicht viel niedriger ist, als im internationalen Vergleich. Ebenso ist die Pirateriebekämpfung in Deutschland stark forciert worden und sicher auf keinem niedrigerem Niveau, als in Frankreich.
Kann es aber vielleicht sein, dass hohe Preise die Entwicklung des Marktes für Musikdownloads in Deutschland zunehmend behindern und den Kunden sauer aufstoßen?
Es wurden z.B. bei dem ein oder anderen deutschen Musikdienst schon MP3 Einzeltitel gesichtet, die für sagenhafte 2,19€ verkauft werden. Komisch nur, dass in den USA genau die gleichen Titel für nur 0,56€ (0,89 US-$) zu haben sind. Ein unerklärliches Missverhältnis.
Tatsache ist diesbezüglich aber auch, dass es durchaus deutsche Musikplattformen gibt, die besagte Songs teilweise sogar in besserer MP3 Qualität für nur 0,99€ verkaufen, allerdings seltsamerweise wenig Kunden haben, da schlicht kaum bekannt.

Quelle Deutschland: media-control / pressemitteilungen
Quelle Japan: RIAJ
Quelle Frankreich: Obsérvatoire de la musique / GfK
Quelle USA: RIAA – Fortschreibung
Quelle GB: IFPI – Fortschreibung / BPI