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Exklusiv: Wieviel GEMA Tantiemen bringen Abspielungen im Radio?

Exklusiv: Wieviel GEMA Tantiemen bringen Abspielungen im Radio?
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Radio – Die Cashcow!
Ein Exklusivbericht!
So viel GEMA Tantiemen bringt das Abspielen eines 3minütigen Songs!

Bei der Höhe der in etwa anfallenden Tantiemen ist es von entscheidender Bedeutung bei welchem Sender ein Song gespielt wird. Grundsätzlich gilt: wer im Programm eines öffentlich-rechtlichen Senders gespielt wird hat potentiell höhere Tantiemen zu erwarten, als bei Abspielungen bei von Privaten betriebenen Radiosendern.

Radio Tantiemen 2017

Die gesamte Summe an Tantiemen, die der Radioverbreitung zugeteilt wurde, belief sich im Jahr 2017 laut GEMA auf 120 Mio €. Hauptposten stellen dabei der GEMA Anteil an den Werbe-Einnahmen der Sender, sowie der GEMA Anteil an den Rundfunkgebühren für Hörfunk dar. Neben diesen beiden Posten gesellen sich der zur Verteilung anstehenden Gesamtsumme dann u.a. noch nicht unerhebliche Anteile aus der Leermedienabgabe, sowie weitere kleiner Posten. Im Preis eines Handys z.B. ist eine Leermedienabgabe enthalten, die zu großen Teilen der GEMA zufliesst. Ein gewisser Teil der so erzielten GEMA-Einnahmen verteilt die GEMA auf das Nutzungsmedium Radio (andere Teile gehen an ‚das Fernsehen‘ und andere Nutzungsformen).
Insgesamt teilte die GEMA 2017 also 120 Mio € ihrer Einnahmen dem Medium Radio zu. 25% davon wird nicht ausgeschüttet, sondern behält die GEMA entweder ein (Kosten), oder werden sozialen Zwecken zugeführt. Zur Verteilung gekommen sind 2017 demzufolge 90 Mio €. Diese Summe wird vordergründig nach tatsächlicher Nutzung, aber unter Anwendung von sehr ins Gewicht fallenden Auf- und Abschlägen unter den berechtigten GEMA-Mitgliedern aufgeteilt. Je nach Sender ergeben sich stark unterschiedlich hohe Vergütungsansprüche je Songabspielung.

Kurz gesagt: ‚wird Dein Song im öffentlich-rechtlichen Radio gespielt‘: Bombe, Privatradio ‚Kleinvieh macht auch Mist‘, oder so ähnlich.

Was Pop-Radiostationen betrifft ist der Sender EinsLive (WDR) sozusagen die Tantiemen Cash-Cow!
Laut unseren Berechnungen gemäß den Vorgaben aus ‚GEMA Information zu den Verteilungen im Hörfunk‘ (einsehbar auf gema.de) ermittelten wir für Abspielungen bei EinsLive 74€ pro 3min Song-Abspielung an Gema Tantiemen als Brutto-Verteilungssumme (abzüglich GEMA Kosten und Sozialbeitrag).

Eine 3min Song-Abspielung beim Sender ‚Bayern 3‘ schlägt mit rund 57€ zu Buche.

Nur 4,48€ Verteilungssumme hingegen kommt für eine 3min-Song-Abspielung beim Berliner Sender ‚Kiss FM‘ (Berlin) zusammen.

weitere Beispiele:
Radio NRW (Mantelprogramm): 59 € pro 3minütigem Song
BigFM Der Neue Beat (Ba-Wü): 14€
Antenne Bayern: 34€
NJoy (NDR): 37€
FFN: 26 €
Radio Regenbogen: 22 €
MDR Jump: 23€
RBB Fritz: 25€
SWR3: 35€
Antenne Niedersachsen: 20€
Jam FM (Berlin): 5 €
You FM: 23€

Wie kommen die unterschiedlichen Tantiemen-Werte zustande?

Besonders wichtige Kriterien, die die Tantiemenhöhe beeinflussen sind Einordnungen der Sender seitens der GEMA. Zur Anwendung kommt zum Beispiel ein sogenannter Kulturfaktor der u.a. hoch ausfällt, wenn ein Sender viel deutschsprachiges Repertoire, viel Nischenrepertoire abseits der Charts und/oder viel Repertoire von Nachwuchskünstlern im Programm hat. Insgesamt 10 faktorrelevante Bewertungen werden von einem GEMA Panel vorgenommen.

‚EinsLive‘ kommt z.B. auf einen Kulturfaktor von 3,9
‚Kiss FM‘ wird mit bescheidenen 2,0 eingestuft.
‚Fritz‘ erreicht den Spitzenwert aller Popsender mit sehr hohen 4,75.

Zusätzlich werden die Sender nach einem sogenannten Senderkoeffizienten eingestuft. Dieser richtet sich nach Sendeminuten, die Musik enthalten im Verhältnis zum GEMA Anteil an den tatsächlichen Nettoeinnahmen der Sender (diese bestehen bei privaten Sendern vorwiegend aus Werbe-Einnahmen. Bei öffentlich-rechtlichen Sendern werden zusätzlich die GEZ-Einnahmen als Bemessungsgrundlage herangezogen). Grundsätzlich erhält die GEMA 7,5% der Einnahmen eines Senders (bei 100% Musiknutzung, bei zb 75% Anteil von Musik am Programm ermäßigen sich die 7,5% entsprechend auf 5,625%) hinzu kommt dann noch der Hörfunk Anteil der Rundfunk-Gebühren als Tantiemen was beides zusammen genommen dann besagten Koeffizienten herzaubert.
Zu beachten ist, dass sowohl private, als auch öffentlich-rechtliche Sender auf mitunter einen hohen Senderkoeffizienten kommen. Im Grunde kann man den Senderkoeffizienten auch als typische GEMA-Sprachprodukt für ‚Reichweite‚ ansehen.

Info zum Thema Tantiemen / Senderkoeffizienten: Gema Infoblatt Tantiemen / Vergütungsberechnung 2017

Auf Grund der guten Kulturfaktor-Werte ist es für Songrechteinhaber und darstellende/n Künstler eher mit höheren Einnahmen verbunden, wenn ihre Songs im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gespielt werden. Tantiemenzahlungen ordentlicher Höhe fallen aber auch bei den großen privaten Sendern an (Antenne Bayern, Radio NRW Mantelprogramm, Antenne Niedersachsen). Bei den kleinen Sendern (Lokalsender + Webradios) fällt zwar pro Abspielung eine deutlich geringere Summe an, die vergleichsweise große Anzahl der Sender führt dann aber auch zu erheblichen Einnahmen (falls ein Song bei vielen Lokal-Sendern öfters gespielt wird)

Hits der höchsten Rotation (meist sind 4 bis 5 Titel in der A-Rotation eines Senders) kommen bei fast allen Sendern im Schnitt auf 25 (20 bis 35) Abspielungen je Woche. Nur ganz wenige Sender (zb Kiss FM) haben ein stark auf wenige Titel konzentriertes Programm. Wir haben bei Kiss FM schon Spitzenwerte von 70 je Song und Woche beobachtet.

Wird also z.b. ein Song sowohl bei EinsLive, NJoy, Antenne Niedersachsen, Bayern 3, Radio NRW, SWR 3, als auch Antenne Bayern jeweils 20mal in der A-Rotation gespielt, führt das am Ende zu 6320 € an GEMA Tantiemen. Pi mal Daumen bekommt/bekommen der/die Komponisten/Texter bzw Rechteinhaber davon etwa 75% also durchschnittlich rund 4.750€ am Ende auf’s Konto (das schwankt aber je nach GEMA Mitgliedsstatus zw ca. 4 TSD € und ca. 6 TSD €). Für besagte 6320€ müssten etwa 49.000 Downloads verkauft werden, oder ca. 3,5 Mio Premium Audiostreams (durch zahlende Abonennten) abgespielt werden, um ähnlich hohe Tantiemenbeträge zu verursachen.

Kulturfaktor? GEMA Urteil ‚Sender mit abwechslungslosem Inhalt‘:

Die laut GEMA ’schlechtesten‘ überregionalen terrestrischen UKW Pop-Sender, d.h. die UKW Sender mit aktueller Musik als Kernrepertoire mit den niedrigsten GEMA-Kulturfaktoren (ohne kleine lokale Sender) waren 2017:

‚Berliner Rundfunk‘ 91.4: 1,0.
‚Radio Seefunk‘ (seit Sep. 2018: ‚Das Neue Radio Seefunk‘): 1,0.
‚Alsterradio‘ (wurde 2018 geschlossen, Frequenzen wurden von ‚Rock Antenne‘ übernommen): 1,2.
‚Die Neue 107.7‘: 1,2.
‚R.SA‘: 1,2.
‚Antenne Bayern‘: 1,4.
‚Ostseewelle‘: 1,45.
‚BB Radio‘: 1,45.

‚Schlechtester‘ öffentlich-rechtlicher Popsender ist ‚SWR3‘ mit 2,80. ‚MDR Jump‘: 2,90. ‚Bayern 3‘ als Drittletzter: 3,05.
Werte zwischen 2,50 und 3,00 muss man aber als ‚klar befriedigend‘ einstufen. Die anderen öffentlich-rechtlichen Pop-Sender bieten jedoch, laut GEMA, ‚etwas bessere Programminhalte‘ an.

Die laut GEMA Einschätzung 10 besten Pop Sender Deutschlands
(ÖR) = öffentlich-rechtlich, (PR) = privater Rundfunk, werbefinanziert:

Fritz (ÖR): 4,75
Radioeins (ÖR): 4,05
EinsLive (ÖR) 3,9
NJOY (ÖR): 3,70
Antenne Brandenburg (PR): 3,55 (bester Privatsender)
NDR 2 (ÖR): 3,50
Das Ding (ÖR): 3,50
WDR 2 (ÖR): 3,50
Unser Ding (ÖR): 3,20
Delta Radio (PR): 3,15

Kommentar: Kulturfaktor gemäß GEMA bedeutet anscheinend, dass auch arg schnarchige Sender wundersamerweise gut abschneiden können. Info: Werte für 2017. Für 2018 ist von nicht sonderlich abweichenden Werten auszugehen.

Fast alle privaten Sender unterschreiten den Kulturfaktor 2,50, über die Hälfte kommt auf einen Wert unterhalb von 2,00. Unerwartet viele kommen über die Einstufung ‚kulturell mangelhaft‘ (d.h. der von der GEMA errechnete Kulturfaktor des Senders unterschreitet 1,50) nicht hinaus. Allerdings ist es so, dass gar nicht mal selten selbst Sender mit einem Kulturfaktor von weniger als 1,50 lokal bzw regional die Marktführerschaft inne haben.

Deutlich höher sind übrigens die Einnahmen, die die GEMA von den Fernsehsendern einsammelt bzw der Fernsehverbreitung von Musik verdankt. 150 Mio € wurden von der GEMA durch Musiknutzung im Medium Fernsehen im Jahr 2017 erwirtschaftet (u.a. durch Werbespots, die Musikstücke enthalten). Im Bereich Fernsehen läuft die Verteilung der eingesammelten Gelder praktisch genauso, wie im Bereich Hörfunk. Der Musikinhalt der Fernsehprogramme anteilig an den gesamten Sendestunden erreichte 2017 beim ZDF 25%, bei der ARD 34% und im Schnitt der kommerziellen Sender 31%. Besonders ertragreich sind daher Musikinhalte bei der ARD abgespielt, obwohl die ARD eine niedrigere Zuschauerreichweite hat, als z.B. das ZDF.

Die Tantiemenabrechnung für das Jahr 2018 findet Anfang Juli 2019 statt.

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Michael Kunzmann
Michael Kunzmann
4. Oktober 2021 15:16

Wie schauts denn mit GVL vergütungen aus, könnt ihr dazu was sagen ? Wenn ich eine Coverversion ins Radio bekomme bin ich ja nicht der Urheber sondern nur der Interpret. Wie verhält es sich denn dann damit ?

Yolanda
Yolanda
6. Oktober 2020 10:09

also werden private Sender aus mir unverständlichen Günden bevorzugt. Subvention der komerziellen Sender die bildungsferne Schichten bedient. Damit lohnt es sich für die nicht etwas mehr Sprachinhalt zu senden.

Frido
Frido
3. Juni 2020 13:27

Antenne Brandenburg gehört zum rbb und ist öffentlich rechtlich