Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Plant die Musikindustrie radikalen ‚Angriff‘ auf Youtube?

Plant die Musikindustrie radikalen ‚Angriff‘ auf Youtube?
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Bei einem Treffen von Führern der großen Musikkonzerne in London aus Anlass der Veröffentlichung des IFPI Jahreslagenberichtes der globalen Musikwirtschaft ließen sich heute äusserst schrille und agressive Töne insbesondere der Vertreter von Sony Music und Universal Music vernehmen. Diese beiden Konzerne beherrschen zusammen mit Warner Music weit über 85% des kommerziellen Musikvertriebes in der Welt.
Hauptaugenmerk richteten die 3 Konzerne dabei auf Googles Youtube. Sie beklagten sich bitterlich darüber, dass die angeblich 900 Mio Youtubenutzer (Fakt ist, dass niemand genau weiss wieviele Internetnutzer je Land und weltweit gerechnet Youtube überhaupt nutzen) den Musikkonzernen durch Verbreitung von Musikvideos im Jahr 2015 lediglich 630 Mio US$ (ca 570 Mio €) an Einnahmen beschert haben. Das wäre viel zu wenig, wenn man das vergleichen würde mit dem was die 68 Mio Audio-Streaming Abo-Kunden der Musikindustrie an Einnahmen erbracht hätten. 2.000 Mio US$ Umsatz erzielte die Musikindustrie 2015 durch zahlende Audio-On-Demand Abonnenten, davon 275 Mio US$ in Deutschland.
Das sind komischerweise nur 2,45$ pro Monat je Abonnent. Seltsam!

Normalpreis solcherart Abos ist 10 US$ je Abonnent und Monat in den USA und sogar 11 US$ (umgerechnet) in der EU.
Wo bleiben eigentlich die anderen Milliarden, die durch Audio-Streaming umgesetzt werden? Die Lücke beläuft sich auf mindestens 2,5 MRD US$. Es könnten sogar 3,5 MRD US$ und mehr sein. Würde jeder Abo-Zahler 10 US$ im Monat bezahlen, ergäbe das bei 68 Mio Abonennementen einen Jahresumsatz von sogar 8,6 MRD US$. Die Lücke läge dann gar bei 6,6 MRD US$, die nicht bei der Musikindustrie landen. (Anmerkung: die allermeisten Audio-Streaming Abonnenten sind durch Zugabe z.B. beim Handykauf mit einem für sie zunächst annähernd kostenfreien Zugang versorgt worden, meist für die Dauer des Vertrages bzw für 2 Jahre. Was für diese Art von Verträgen an Umsatz erzielt wird, scheint nicht allzuviel zu sein, sonst müssten die Einnahmen der Musikindustrie aus den Abos ja höher sein…). Es wird demnach subventioniert ohne Ende, aber jammern…das haben wir gerne ^^
Gewinne macht jedenfalls kein einziges im Musikvertriebssegment Audio-Streaming aktives Unternehmen. Viele sind bereits in den Konkurs gegangen.

Anzumerken ist hier unbedingt, dass die Musikkonzerne zusammen offiziell zusammen einen Anteil von Nahe bei 20% am Unternehmen Spotify besitzen, dem Marktführer weltweit beim Audiostreaming. Schärfster Konkurrent von Spotify ist Youtube, als Marktführer beim Musikvideostreaming. Unbekannt ist, ob Musikkonzerne z.B. über panamesische Briefkastenfirmen, oder ähnlichen Konstrukten, einen vielleicht noch höheren Anteil an Spotify kontrollieren.

Welchen Umsatz bringt Musikvideostreaming bei Youtube?

Von den in der EU und Nordamerika zusammen schätzungsweise etwa 420 Mrd ausgelieferten Videostreams, die im jahr 2015 Musikinhalte hatten, leistete Youtube etwa 90%, macht round-a-bout 378 Milliarden Musikvideostreams. Datengrundlage: Laut offizieller Mitteilung der US Musikindustrie wurden im Jahr 2015 von den 310 Mio US Amerikanern insgesamt 173 MRD Musikvideos angesehen.

EU Staaten und Nordamerika zusammen dürften für rund 90% der Einnahmen der Musikindustrie aus dem Videostreaming der Musikindustrie bei Youtube verantwortlich sein. Macht 567 Mio US$.
Demzufolge würden 1000 Videostreams bei Youtube (durch Nutzer in Nordamerika, oder der EU) der Musikindustrie im Schnitt ziemlich genau 1,50 US$ an Umsatz bringen.
Verständlich, dass man ob dieser Zahlen unzufrieden ist?

Wie dem auch immer sei, den Musikkonzernen platzt so langsam anscheinend der Kragen. Sie wollen Youtube in eine gigantische Cash-Cow verwandelt sehen. Hauptzielrichtung muss daher eigentlich sein die gratis (d.h. werbefinanzierte) zur Verfügungstellung von Musikvideos bei Youtube zu beenden. Denn nur dadurch ließen sich ausserordentliche Einnahmesteigerungen möglicherweise verwirklichen.

In diesem Zusammenhang scheinen Musikkonzerne Google zu unterstellen viel zu wenig der Werbeeinnahmen, die die Musikvideoverbreitung bei Youtube dem Konzern Google erbringt an die Copyrightholder (meist die Musikkonzerne) zu überweisen. Gut, die Konzerne wissen, was sie per 1000 Videostreams bei vevo.com verdienen und rechnen das bei Youtube dann entsprechend hoch. Unbekannt jedoch ist, wie hoch tatsächlich Googles Einnahmen bei Youtube wirklich sind. Das hält Google in eiserner Konsequenz geheim.
Google behauptet 50% der Werbeeinnahmen an die Copyrightholder auszuschütten. Dementsprechend lägen unter Bezugnahmen auf die oben erwähnten 567 Mio US$ Einnahmen der Musikindustrie die Gesamteinnahmen aus dem Videostreaming bei Youtube allein durch Nutzer aus Nordamerika und Europa bei schätzungsweise 1.134 Mio US$. Google würde demnach also 567 Mio$ an Musikvideos der Musikkonzerne verdienen. Zu beachten ist hierbei aber der Sonderfall der VEVO Musikvideos. Weitere Erläuterungen im folgenden Teil unseres Artikels:

Analysten der US Bank Morgan-Stanley behaupten, Youtube hätte im Jahr 2015 insgesamt 6.600 Mio US$ Umsatz gemacht.
Offiziell machte Google im Jahr 2015 74,5 MRD US$ Umsatz. 14,9 MRd US$ haben davon Google Websites erbracht (darunter wohl auch Youtube).
Ein Anteil von 8,9% am Gesamtumsatz (6,6 MRD US$) durch Youtube kann ohne weiteres als realistischer Wert angesehen werden.
Ende 2012! hatte Youtube offiziell bekannt gegeben, dass 4 Milliarden Videos am Tag von Youtubenutzern angesehen werden (also Musikvideos + natürlich all die anderen Videos). Unsere Schätzung ist, dass es im Jahr 2015 an die 12,5 MRD pro Tag weltweit waren. Das wären 4.500 Milliarden Views insgesamt im Jahr 2015. Umgerechnet je Tausend Views bei 6600 Mio US$ Umsatz wären das 1,47$ Umsatz je 1000 Views. Bei circa 2,5 US$ je 1000 liegt dabei der Umsatz mit Musikvideos generiert durch Youtube-User in Nordamerika und Europa (EU).

Yotube & VEVO!?

Wie immer kommt der Gag zum Schluss: der weit überwiegende Teil aller bei Youtube gestreamten Musikvideos entstammt der Kooperation von Youtube mit der den Musikonzernen Universal und Sony gehörenden Videoplattform VEVO. VEVO hat mit Youtube einen ganz speziellen Vertrag. Alle Werbeinnahmen, die bei Youtube gestreamte VEVO Musikvideos erbringen kassiert nämlich VEVO direkt selbst und damit die Musikindustrie abzüglich nur einer relativ geringen Gebühr, die Youtube in Rechnung stellt.
Eine Steigerung der Einnahmen der VEVO Musikvideos bei Youtube ist daher praktisch nicht möglich, ausser eben die Werbepreise würden steigen. Das Gegenteil jedoch ist der Fall. Die Preise fallen je 1000 Views. Das ist zwar ärgerlich, aber durch Google gar nicht zu beeinflussen.
Google für die Lage am Werbemarkt verantwortlich zu machen kann man als unprofessionell bewerten.

Musikindustrie und Gesetztesmacher, was läuft da?

Weiterer Jammerpunkt der Musikindustrie ist, dass es zu oft und zu lange von unauthorisierten Personen hochgeladene originäre Musikvideos der Musikindustrie bei Youtube gibt. Nur auf Youtube findet man Derartiges tatsächlich so selten, dass das kaum ins Gewicht fallen kann…deswegen zu Jammern erscheint eher lächerlich, als dass man es ernstnehmen müsste. Gejammert wird wahrscheinlich nur, um Leute zu beeinflussen, die von der Materie keine Ahnung haben, aber als Abgeordnete, bzw. Regierungsbeamte Gesetzte verfassen und verabschieden können.

Jedoch ist es, wie gesagt so, dass der weitaus überwiegende Teil der bei Youtube gestreamten Musikvideos von VEVO bereitgestellt werden.

Klar ist, dass Youtube der Hauptkonkurrent der Audio-Streamingdienste ist. In den USA hat Youtube einen Anteil von rund 50% an allen im Internet gestreamten Musikinhalten. Das wollen sich die Musikkonzerne natürlich am liebsten vergolden lassen, oder Youtube durch irgendwelche Tricks vom Markt drängen.
Neue Gesetze in ihrem Sinne käme den Musikkonzerne gerade Recht!

Mal sehen mit welchen Ideen die Leute von den Musikkonzernen in der nächsten Zeit um die Ecke kommen. In den USA versuchen sie auch mit Hilfe einiger bei ihnen unter Vertrag stehender Künstler
bereits Druck auf die Gesetztesmacher auszuüben. In Europa gilt Ähnliches, denn die EU wird wahrscheinlich noch vor der diesjährigen Sommerpause eine womöglich von der Musikindustrie vorformulierte Direktive verabschieden. Die EU zielt dabei mit einer ‚Digital Single Market Strategy‘ auf eine zeitgemäße Aktualisierung der in der EU geltenden rechtlichen Verhältnisse.
Die EU Kommission beklagt dabei jedoch, wir zitieren: „dass die Musikindustrie sehr extreme Ansichten hinsichtlich einer Neufassung/Aktualisierung der Urheberrechte vertritt und diese nur schwer in eine gerechte Balance hinsichtlich der Erwartungen der von Gesetzesänderungen betroffenen europäischen Internetnutzer zu bringen ist“.

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