Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Verstärkte Musikvideo Sperrungen der GEMA bei Youtube: Hacker attackieren GEMA Website

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Wie wir feststellen können hat die deutsche Musikrechteverwertungsgesellschaft GEMA (und die mit ihr eng indirekt ‚zusammenarbeitende‘ Musikindustrie) die Sperrungen von Musikvideos bei Youtube (die in erster Linie gegen deutsche Nutzer von Youtube gerichetet sind) in den vergangenen Wochen nochmals merklich verstärkt. Im Schlepptau der GEMA scheinen auch die Verwertungsgesellschaften der Schweiz und Österreichs zu agieren.
Eine Vielzahl von gesperrten Musik Clips sind bei Youtube mit einem Sperrvermerk der GEMA versehen, obwohl unklar ist, welches Recht die GEMA hat, diese Videos zu sperren. Es handelt sich dabei um fast alle offiziellen Musikvideos italienischer und spanischer, aber auch schwedischer, niederländischer und französischer Musikstars. Betroffen von den Sperrungen sind meist Musikvideos der vier ‚großen‘ Plattenkonzerne (Tochterunternehmen bzw. nationalen Niederlassungen von Sony Music, Universal Music, EMI, Warner Music). Aber auch viele Videos größerer unabhängiger Plattenfirmen sind für Deutsche bei Youtube gesperrt. Zum Beispiel sind alle Musikvideos der größten unabhängigen ägyptischen Plattenfirma für Deutsche gesperrt (nur Gott weiss warum…)

 
Viele Musikvideos sind mit GEMA Vermerk gesperrt, obwohl nicht abzusehen ist, dass diese Lieder je in Deutschland als Tonträger veröffentlicht werden. Schwedischsprachige, oder niederländischsprachige Songs dürften ja wohl nur in den seltensten Fällen in Deutschland zum Kauf angeboten werden, geschweige denn auf größeres Interesse stoßen.
Ärgerlich sind die Sperrungen natürlich auch für ausländische Touristen, die sich in Deutschland aufhalten. Weltoffenheit (willkommen bei Freunden) sieht anders aus…

 
Wir meinen die GEMA bzw. die Musikindustrie beschädigen mit ihrem Sperrgebaren den musikkulturellen Austausch in Europa und verstärken so (gewollt, oder ungewollt?) indirekt den amerikanischen Einfluss.
Die meisten offiziellen Musikvideos aus dem Ausland gibt es nämlich auf deutschen Videoportalen überhaupt gar nicht zu sehen, sondern sind nur bei Youtube vorhanden. Ein Ausweichen ist in solchen Fällen nicht möglich.
Die Behauptung die Sperr-Maßnahmen der GEMA und der Musikindustrie wären nicht nur im Interesse der einheimischen, sondern auch der europäischen und anderer Musikschaffender, kann man als Märchen ins Reich der Fabeln verweisen.

Eine anhaltende Totalsperrung für Deutsche gibt es ausserdem noch immer für sämtlichen Videocontent, der über die im Besitz der Musikindustrie befindliche Plattform VEVO an Youtube ausgeliefert wird. Quasi alle US amerikanischen Musikstars, aber auch die meisten bekannteren Musikacts Englands, Australiens, Kanadas und Frankreichs bringen ihren Content ausschliesslich per VEVO Einbindung bei Youtube unter. Deutsche gucken da gnadenlos in die Röhre.
Wir kritisieren diese Form der gegen Deutsche gerichteten Kultur Zensur. Der Sperrwahn muss bald möglichst ein Ende haben.

 
Das äusserst ärgerliche an den derzeitigen Verhältnissen ist, dass sich die Verwertungsgesellschaften der USA, Englands, Frankreichs, der Niederlande, Spanien und Italiens mit Youtube auf ein Vergütungsmodell einigen konnten, die deutsche GEMA an einer Lizenz-Einigung jedoch selbst nach einem nun mehr als 2 Jahre währenden Streits keinerlei Interesse zeigt.
Welche Sonderrechte nimmt sich eigentlich die GEMA heraus?
So weit wir das wissen verlangt die GEMA das 7 bis 35fache der Lizensierungsvergütungen von Youtube, die die amerikanischen und englischen Verwertungsgesellschaften von Youtube bezahlt bekommen. Eine logische Begründung kann und will die GEMA für die im Vergleich mit dem Ausland völlig überzogene Geldforderung keine echte geben.
Die GEMA behauptet jedoch, sie eben eine besonders ’starke‘ Verwertungsgesellschaft und könne sich daher auch mehrfach höhere Vergütungsforderungen erlauben, als ihre (im logischen Umkehrschluss) ’schwächlich aufgestellten‘ Schwesterorganisationen im Ausland. King im Geschäft ist die GEMA, ohne Punkt und Komma. Die ‚anderen‘ sind nur mickrige Loser. Keiner hat der GEMA die Stirn zu bieten, denn was die GEMA sagt und will ist automatisch quasi Gesetz, oder wie?

 
Die Behauptung der GEMA sie würde die Interessen der deutschen Musikautoren schützen, indem man im Vergleich abstrus überzogene Forderungen stellt, kann man getrost als weiteres Märchen abtun. Weit über die Hälfte der Lizensierungseinnahmen, die aus einer Youtube Verwertung dann freigeschalteter Videos stammen würde, ginge sowieso an ausländische Musikautoren. Viele Verwertungsrechte von Musikstücken sind eh gar nicht im Besitz der Autoren, sondern im Besitz der Musikkonzerne…
Die GEMA ist also die letzte standhafte Verwertungsgesellschaft der Welt. Sie steht aber eigentlich ziemlich isoliert da.
‚Alle‘ anderen konnten sich mit Youtube relativ schnell einigen, nur die GEMA nicht! Irgendetwas passt da unserer Meinung nach vorne und hinten nicht.
Wir meinen die GEMA schadet den deutschen Musikschaffenden, aber im Grunde auch dem unabhängigem deutschen Entertainment Business (zu dem auch oljo.de gehört).

 
Tacheles: Wir vermuten die GEMA Forderungen an Youtube sind absichtlich überhöht, um eine Einigung unmöglich zu machen. So sollen womöglich in Deutschland basierte (oder im Besitz deutscher Medienunternehmen befindliche) Videoportale vor der mächtigen Youtube Konkurrenz ‚geschützt‘ werden. Bei Youtube kann die Musikindustrie nämlich nicht so hohe Einnahmen erzielen, wie in der aufgesplitterten Videoportalszene in Deutschland. In Deutschland kann die Industrie die einzelnen Portale lässig gegeneinander ausspielen. Wäre Youtube mit Vollcontent auf dem Markt könnten diese Portale wahrscheinlich alle mehr, oder weniger ‚dicht‘ machen. Dabei darf man nicht aus den Augen verlieren, dass deutsche Videoportale mit Musikvideos auf Grund der hohen Lizensierungsgebühren und Ertragsabführungen an die Musikindustrie gar nicht soviel Gewinn einfahren, wenn nicht sogar teilweise Verlust mit Musikcontent machen. Der Videodienst Sevenload hatte sogar kürzlich, nach der Übernahme durch den Burda Konzern, sein Musikvideoangebot wegen Unwirtschaftlichkeit weitgehend zusammengestrichen.

 
Die Aufgabe der GEMA ist nicht die Marktsteuerung. Die Aufgabe der GEMA ist angemessene Vergütungen für Musikautoren und Copyrightinhaber einzufahren. Als vom deutschen Staat mit einem Monopol ausgestatte Organisation hat die GEMA jedoch auch eine Verpflichtung gegenüber den deutschen Bürgern.
Was aber angemessen ist, das bestimmt die GEMA nicht alleine, auch wenn die GEMA Oberen das anders sehen. Die GEMA muss da schon auch einen Blick auf das international Übliche haben, sonst macht man sich einfach unglaubwürdig. Den Realitäten muss man gerade im Zeitalter des ‚World Wide Web‘ Tribut zollen.

 
GEMA – Youtube Streit zieht Kreise
Wie die Online Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel berichtet führt der kritikwürdige Anti-Youtubekurs der GEMA (bzw. der Musikindustrie) nun auch in Hackerkreisen zu ‚Reaktionen‘. Wie es heisst war heute zeitweise die Website der GEMA lahmgelegt. In einer Videobotschaft hatte die Hackervereinigung ‚Anonymous‚ die GEMA dafür kritisiert, dass es zwischen der GEMA und Youtube auch nach Jahren keinerlei Annäherung im Lizensierungsstreit gibt. Ob ‚Anonymous‘ hinter der heutigen Attacke gegen die Website der GEMA steckte ist nicht nachweisbar.
In dem Spiegel Artikel werden des weiteren kritische Äusserungen der Chefs der deutschen Niederlassungen der Musikkonzerne Universal Music und Sony Music erwähnt. Die Chefs von Universal Deutschland und Sony Music hatten die GEMA für ihre starre Haltung im Lizensierungsstreit mit Youtube (bzw dem Youtube Mutterunternehmen Google) scharf kritisiert. Millionen Euros an Lizensierungseinnahmen würden laut den ‚Chefs‘ wegen der Blockadehaltung der GEMA deutschen Musikschaffenden durch die Lappen gehen. Die GEMA ist laut ihren Statuten verpflichtet für Musikautoren (bzw für Plattenfirmen, die das Copyright an einem Musikstück besitzen) eine ‚angemessene‘ Vergütung für die Musikvorführung zu erzielen.
Das Komische an der Sache ist, dass ja bestimmte deutsche Plattenfirmen bei Youtube offensichtlich lizensierte Inhalte anbieten. Hier ist insbesondere das große und auch international auf erhebliche Resonanz stossende Angebot des unabhängigen deutschen Musiklabels Kontor zu nennen. Man fragt sich da natürlich unwillkürlich, warum u.a. die Inhalte des Labels Kontor bei Youtube von Deutschen aufgerufen werden können, die Inhalte der großen Musikkonzerne aber bei Youtube fast durch die Bank gesperrt sind. So ganz passt das nicht zusammen. Vergibt die GEMA nun Lizenzen, oder nicht? Es ist nicht anzunehmen, dass Kontor bei Youtube mit Verlust arbeitet.
Was Kontor recht ist müsste doch Universal & Co eigentlich billig sein… Aus diesem Blickwinkel kann man die Kritik der Chefs von Universal und Sony nicht verstehen. Universal und Sony sitzen, was Sperrungen offizieller Musikvideos angeht, im gleichen Boot, wie die GEMA. Wer im Glashaus sitzt sollte möglichst nicht mit Steinen werfen, oder?

 
Erläuternder Beitrag zum Thema. Fakten Fakten Fakten:

 
Informationen über die GEMA. Wer kassiert eigentlich die von der GEMA eingesammelten Vergütungen?

 
Laut eigenem Geschäftsbericht hat die GEMA im Jahr 2010 299,9 Mio € an die gut 63.000 deutschen (und in Deutschland lebenden ausländischen) Gema Mitglieder ausgeschüttet (im Jahr 2009 waren es noch 334 Mio €). Der Rückgang beträgt genau 10%. Ein sehr hoher negativer Wert!

 
Zwei Drittel der Ausschüttungen an die GEMA Mitglieder (199,2 Mio €) erhielten die lediglich etwa 3.400 ordentlichen Mitglieder (darunter 506 Musikverlage, u.a. Verlage die im Besitz von Universal, Sony,Warner und EMI sind). Wie hoch der Anteil der Verlage an den 199,2 Mio € ist, das hält die GEMA geschickterweise natürlich geheim (er dürfte aber 25 – 35% betragen). Zu den ordentlichen Mitgliedern zählen u.a. Musikschaffende wie Dieter Bohlen und Stefan Raab.
Der Löwenateil der insgesamt 300 Mio € geht an die etwa 2000 bis 2500 Songs die es pro Jahr in die Top 100 der Charts (Sales, Airplay) bringen.
Neben dem Tonträgerverkauf (Singles, Alben, DVDs, Downloads, Klingeltöne usw) spielt ein seltsamer Verteilungsschlüssel, der sich nach der Intensität der Radio- und Fernsehabspielungen und den Zuhörerzahlen richtet und der diejenigen Titel, die oft gespielt werden besonders bevorzugt, bei der Verteilung der 300 Mio € eine Rolle.
Wer nicht im Radio, oder Fernsehen gespielt wird, verdient demnach ‚Nichts‘ bzw eben dann nur den GEMA Anteil beim Tonträgerverkauf. Eine Abspielung z.B beim größten deutschen Radiosender Einslive kann durchaus (so unsere fundierte Schätzung) 150 € wert sein. Tophits bringen es auf bis zu 2.000 Abspielungen pro Woche bundesweit. 75.000 € (oder mehr) können so effektiv für einen Nummer 1 Hit je Woche in der Kasse landen.

 
Die 54.000 nicht stimmberechtigten ‚ausserordentlichen‘ GEMA Mitglieder (‚die kleinen Fische‘) erhielten pro Nase im Schnitt ca 1200€ an jährlicher Ausschüttungsbeteiligung (entspricht ca 100€ monatlich). Davon ab geht eine 25€ hohe Jahresmitgliedsgebühr, eventuell anfallende Einkommenssteuer und natürlich der Arbeitsaufwand (Formulare ausfüllen), um überhaupt an den GEMA Ausschüttungen beteiligt zu werden. Der allergrößte Teil der bei der GEMA angemeldeten Musikschaffenden in Deutschland erzielt demnach mit ihrem Anteil an den GEMA Ausschüttungen kaum wirkliche Einnahmen und hat bei der GEMA absolut Null zu sagen. Die Ausschüttungen an die 54.000 ausserordentlichen Mitglieder gingen 2010 gegenüber 2009 um sage und schreibe 25% zurück.

 
Die Gesamtausschüttungssumme der GEMA belief sich im Jahr 2010 auf 735 Mio €.
Da die GEMA Mitglieder 299,9 Mio € der Gesamtausschüttungssumme erhalten haben und 60 Mio an andere deutsche Verwertungsgesellschaften gehen, muss der Rest an Berechtigte im Ausland abgeflossen sein. Das waren 2010 immerhin 375,1 Mio € (51,0% der Gesamtausschüttung). Das Wachstum der Geldüberweisungen an das Ausland gegenüber dem Vorjahr betrug satte 16%.
Nur 49% der GEMA Ausschüttungen verbleiben demnach bei deutschen Musikschaffenden und Musikverlagen, 51% erhalten Ausländer überwiesen, für die die GEMA stellvertretend die Vergütungen einsammelt.

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Peek
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21. Juni 2011 14:57

Es gibt da ja eine Sängerin -Name fällt mir im Moment nicht ein- musste für ihre eigenen Kompositionen kräftig GEMA zahlen und sah in der Jahresabrechnung davon nur einen verschwindent geringen Teil wieder.

Hat auch die GEMA verklagt, leider verloren allerdings haben die Richter der GEMA doch einiges ins Stammbuch geschrieben, vor allem hinsichtlich der Offenlegung und Nachvollziehbarkeit.

GEMA agiert wie ein Geheimbund, eine Handvoll Mitglieder kassiert der Rest wird mit Almosen abgespeist. Darum gehört die GEMA in der Form abgeschafft. Es kann nicht sein, dass Rechteinhaber A (Premiummitglied=Absahner)besser bedient wird als Rechteinhaber B.
Gibt m.E. nur ein Kriterium – Anzahl der Aufführugen bzw.Abspielungen.

Ah, jetzt hab ich auch den Namen wieder: Barbara Clear.

GP