Big Brother is wachting you, YouTube style:
Schwerer Schlag für unzählige YouTube User: Seit einigen Tagen hat das Unternehmen YouTube seine Copyright-Kontrollen von Inhalten massiv ausgeweitet. Mehrere hunderttausend, vielleicht sogar Millionen von Videos sind bzw. werden davon betroffen sein.
Enthält nämlich ein hochgeladenes Video Musik, dessen Copyright ‚die Musikindustrie‘ inne hat, dann erscheint das Video ohne Ton. Als Erläuterung befindet sich dann unterhalb des nun tonlosen Videos ein Hinweis darauf, dass die und die Plattenfirma als Rechteinhaber die Abspielung des Tons des betreffenden Videos gesperrt hat. Clickt man auf einen weiterführenden Link, dann werden auf dieser Seite alle User, die Videos hochladen, die copyrightgeschütztes Material (z.B. Musik) enthalten, in unverblümten Ton mit Schadensersatzforderungen bedroht. Im schlimmsten Fall bedeutet das in den USA dann sogar Knast (nämlich dann wenn man zu Schadensersatz verurteilt wird, aber nicht zahlen kann…).
Mit der eingesetzten Fingerprint-Technologie, deren umfassender Einsatz lange von der Industrie gefordert worden ist, wird in teilweise weniger als 1 Minute erkannt, ob die ‚Tonspur‘ eines Videos Copyright-geschütztes Material enthält, oder nicht. Betroffen sind zur Zeit vorwiegend Videos, die Musikinhalte verwenden an denen die Warner Music Group (WMG) die Rechte hält (Künstler unter anderem Madonna, Linkin Park, Mando Diao). Wie zu lesen ist, sind Verhandlungen über die Fortsetzung einer Partnerschaft zwischen Youtube und Warner Music gescheitert.
Besonders in der amerikanischen Youtube Userszene herrscht teilweise blankes Entsetzen, ob der neuen Politik von YouTube.
Gleichzeitig führt Youtube neue Werbeformen ein. Zahlreiche von Rechtinhabern hochgeladene Musikvideos werden mit einem auffälligen Werbelink zum iTunes-Musik-Store versehen, der durch Useraktion aber entfernbar ist.
Gezielt sind die neuen Maßnahmen von YouTube zunächst auf den US-amerikanischen Markt. Es ist aber natürlich davon auszugehen, dass in Kürze auch der europäische Markt von diesen Maßnahmen vollständig betroffen sein wird.
Folge der Maßnahmen ist im Endeffekt, dass die Musikindustrie vollständig die Kontrolle über die Inhalte von Youtube übernimmt, die Musik enthalten. Es ist weitgehend auszuschliessen, dass fortan der Erscheinungstermin von Musikvideos, besonders von bekannten Musikstars, dem jeweils aktuellen Interesse entsprechen wird, da die Industrie oft nicht besonders darauf aus ist zeitnah kostenlose Inhalte zur Verfügung zu stellen. Ein paar Geschmacksmanager der Industrie werden entscheiden wann und wo ein Video zu sehen sein wird und wenn die Industriemanager wollen, dass auf Youtube überhaupt kein Musikvideo mehr gezeigt werden soll, dann wird schlicht ‚der Stecker‘ gezogen.
Von der Musikindustrie sind diesbezüglich keinerlei Stellungnahmen zu lesen, doch kann man sicher sein, dass sich die Manager die Hände reiben werden. Ob aber die eine weitgehende Kontrollübernahme der Industrie bei Youtube im Bereich Musikvideos zu einem Wachstum des Musikabsatzes führen wird ist nicht erwiesen. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise werden die vermeintlich positiven Auswirkungen der Youtube-Inhaltskontrolle sicher deutlich überlagern.
Der Imagesschaden für YouTube dürfte auf jeden Fall aber beträchtlich sein. Die Industrie wird jedoch Youtube nicht mal eine einzige Krokodilsträne hinterherweinen.
