Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

HMV, größter Musikhändler Europas ist faktisch pleite. 4300 Jobs im UK & IRL gefährdet

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Wie von uns schon vor einigen Tagen gemutmaßt, steht HMV, die einstmals größte Musik-Einzelhandelskette Europas, seit heute im Insolvenzverfahren. Die Firma ist offensichtlich bankrott.

 
239 Ladengeschäfte und 4300 Beschäftigte stehen zur Disposition. Mehrere hundert Millionen Euro Schulden ausgerechnet bei einer in der Finanzkrise 2009 verstaatlichten britischen Bank hat HMV noch abzulösen.
Genickbruch und wichtiger Grund für das nun eingeleitete Insolvenzverfahren war laut HMV vor allem das schwach ausgefallene Weihnachtsgeschäft mit Musik CDs, DVDs und Games, den 3 Hauptumsatzbringern der HMV Kette. Die Briten und Iren verschenkten von diesen Produkten zu Weihnachten nicht mehr so viel, wie sie es früher taten. Dazu kommt, dass allgemein die Nachfrage nach physischen Tonträgern, sowie DVDs und Games durch die digitale Konkurrenz heutzutage deutlich niedriger ausfällt, als noch vor wenigen Jahren. Auch die Konkurrenz von Online Händlern, die Einzelhändlern in vielen Branchen zunehmend in Bedrängnis bringen, wird sicher eine Mitursache für das Untergehen von HMV spielen. Hohe Mieten bzw. Leasinggebühren für Ladengeschäfte, die nicht an sinkende Umsätze anpassbar waren, sind dann noch der letzte Sargnagel. Der Aktienkurs von HMV war denn auch seit Ende 2009 um 99% gesunken.

 
Der Untergang von HMV zeigt deutlich, wie sehr sich der Musikmarkt auch in England im Umbruch befindet.
Managementfehler?
Allerdings muss man auch sagen, dass HMV die Zeichen der Zeit nie erkannt hat. Erst viel zu spät stieg man in den Online- und digitalen Vertrieb ein. Da waren ‚die Plätze an der Sonne‚ aber schon längst von anderen belegt.
iTunes UK und Amazon UK werden nach dem Ausscheiden von HMV den größten Teil des britischen Musikmarktes, was die Endverbraucherversorgung mit Tonträgern betrifft, zumindest mittelfristig beherrschen.

 
Hauptproblem u.a. des britischen Musikmarktes ist nun eine unheilvolle Konzentration sowohl auf Angebots- als auch auf der Vertriebsseite. Normalerweise müssten bei solchen Konzentrationserscheinungen die Wettbewerbsbehörden hellhörig werden, dann es bedarf ja nur noch der Absprache zwischen ganz wenigen Markt-Beteiligten, um z.B. Preise willkürlich festlegen zu können.
Es fällt auch auf, dass die von der Musikindustrie gerne behauptete gesamtwirtschaftliche Relevanz der Musikwirtschaft nicht etwa, wie behauptet zunimmt, sondern rapide abnimmt. Die 4300 Jobs bei HMV sind fast halb soviel, wie alle großen britischen Musiklabels in Großbritannien und Irland zusammen beschäftigen (bei den UK Labels sind aber Entlassungen an der Tagesordnung). Von den 4300 HMV Stellen werden wohl nur die wenigsten in anderer Form übrigbleiben, wenn sich denn überhaupt ein Käufer für das marode HMV finden lässt.
Illegal Kopierern kann man die HMV Pleite nicht in die Schuhe schieben, denn der Niedergang von HMV setzte im Grunde ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ein, als in England von der Musikindustrie ausgesprochen scharfe und übrigens auch erfolgreiche Maßnahmen zu Verringerung der illegalen Up & Download Aktivitäten ergriffen wurden.
Eines ist allerdings trotz allem klar: mit dem Vertrieb von Musik, lässt sich auch heute auch im krisengeschüttelten Großbritannien ‚ein Haufen Geld‘ verdienen, nur halt nicht mehr so wirklich im klassischen Einzelhandel.

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Erik
Erik
27. Januar 2013 12:11

Hier ein Artikelauszug vom Buchreport dazu: „Das Sanierungsunternehmen Hilco, zu dem bereits HMV Canada gehört hat, hat die Schulden von HMV gegenüber den Bankhäusern Lloyds und der Royal Bank of Scotland übernommen. Damit scheint der Weg für den für seine harten Sanierungskurse bekannten „Aufräumer“ frei, die Kontrolle über den größten britischen Anbieter für Unterhaltungsmedien zu übernehmen. Zwar habe Hilco damit nicht das Unternehmen gekauft, halte faktisch aber die Fäden in der Hand, heißt es bei der BBC. Die Schulden von HMV liegen bei rund 176 Mio Pfund. Wie berichtet, hat sich HMV in der vergangenen Woche zahlungsunfähig gemeldet. Mehr als 4300 Jobs in 239 Filialen in Großbritannien und Irland sind gefährdet. Als Gründe für die Notlage wird die Digitalisierung der Musik- und Filmbranche angeführt – immer mehr Kunden kaufen Alben und Filme online. Der Versuch von HMV, das Angebot durch Veranstaltungen und Unterhaltungselektronik zu ergänzen, sei fehlgeschlagen. Mit dem Verkauf der größten britischen Buchhandelskette Waterstones 2011 an den Russen Alexander Mamut hatte sich HMV nur kurzzeitig Luft verschafft. In der Buchbranche weckt der Name bittere Erinnerungen an die Pleite der Buchkette Borders. Hier war die Hilco-Tochter Valco Capital Partners 2009 eingestiegen, hatte kurze Zeit mit eisernem Besen gekehrt, das Sortiment… Weiterlesen »

Erik
Erik
27. Januar 2013 12:08

Übernommen wurde HMV jetzt ja von ner Heuschreckenfirma die nur Geld mit denen verdienen will. Nach der Übernahme von fopp durch HMV blieb in London ja nur noch ein Laden Nähe Soho übrig, der Rest musste verschwinden.

Monty
Monty
27. Januar 2013 11:02

Hi Erik. Fopp gehört auch der HMV-Gruppe an. Wenn die die Fopp Läden nicht clever an einen Interessenten abstoßen werden diese Läden auch mit untergehen. Aber im Moment überlegen ja die drei großen Plattenfirmen HMV zu retten – indem sie die Preise der Alben runterschrauben wollen. Ob das klappt ist aber mehr als fraglich. Denn so mutig, dass die Plattenfirmen HMV gänzlich übernehmen, sind sie dann doch nicht.

oli
oli
22. Januar 2013 12:51

X Factor-Queen Leona Lewis peilt mit ihrem 3. Album „Glassheart“ die deutschen TOP 10 der Albumcharts an. Das ist ihr mit ihrem Vorgänger „Echo“ nicht gelungen!

Erik
Erik
21. Januar 2013 08:41

Nun es gibt fopp aber da gibts auch nur noch einen einzigen Laden in Covent Garden, der HMV in Covent Garden hat schon vor Jahren zugemacht. Einst gab es ja auch an der Tottenham Court den Virgin gegenüber der Court U Bahn, ging pleite, dafüür kam dann Zavi aber auch der verschwand dann vor ein paar Jahren. Am Oxford Circus gibts auch noch Vinyl und ein (paar) CD Singles bei HMV. Es ändert sich halt alles.

MongoNo5
MongoNo5
18. Januar 2013 13:59

In der Oxford Street gibt’s meines Wissens nur noch den einen HMV (der näher an Tottenham Court Road), als ich Mitte Dez 2012 da war, war der andere weg (wird aber auch ne Menge umgebaut momentan). Geht mir da wie Andy_HH, und ich war recht geschockt, als ich da letzten Monat da war, Singles gibt es im HMV gar nicht mehr, die Vinyl Ecke auch weg, am Piccadilly jetzt ein Klamottenladen, dramatischer Unterschied zu der Zeit, als ich da 2003-2010 alle paar Monate drüben war. Gibt’s eigentlich Alternativen in Central London, hatte nicht groß Zeit zu suchen.

Erik
Erik
16. Januar 2013 22:10

Dj ist der der Andy aus HH, gut zu wissen. Einen Musikgeschmack hat er ja der Meister.

Erik
Erik
16. Januar 2013 17:53

Ich fand es schoen am picadilly zu Leben- luxus ar es nett. Wg MIT ex Freund aber echt toll im sommer