Kritik an MTV EMA 2010 Musik Awards: Europäer nur Randnotizen

Auch in diesem Jahr hat der einstmals erfolgreichste Musik TV Kanal MTV zu seiner großen Award Show geladen. Die als European Music Awards bezeichnete Show ist, anders als der hochtrabende Name suggeriert, mitnichten eine Leistungsshow etwa der europäischen Musikindustrie. Stattdessen erscheint dem Beobachter, als ob bei den EMAs europäische Acts höchstens als fast schon belächelte Fußnoten ein ärmliches Nebenschauspiel liefern dürfen. Mehr als 90% der Inhalte und Stars, die in der MTV EMA 2010 Show auftraten waren aus Amerika. Die gesamte Show, die diesmal am 07.11.10 in Madrid stattfand, ist im Grunde eine 1:1 Kopie der amerikanischen MTV Awards, selbst ein Großteil der auftretenden Stars sind deckungsgleich.

Marco who??
11 der 13 ‚Europaweiten‘ EMA 2010 Preise gingen an amerikanische Stars, 2 Preise bekamen europäische Acts. Besonders letztere reichen aber nur für ein Gähnen und Schmunzeln. Als ‚Best European Act‘ wurde der italienische Sänger Marco Mengoni ausgezeichnet, nur kennt den ausserhalb von Italien schlicht kein Mensch. MTV und Mengonis Plattenfirma sind nämlich intensivst darum besorgt, dass Musikvideos von Marco ausserhalb von Italien von möglichst niemandem gesehen werden können. Musikvideos der MTV Italien Website z.B. sind für deutsche Internetnutzer komplett gesperrt…
Mit der ‚Best World Stage Performance‘ wurde ausgerechnet die mit ihrem letzem Album arg böse gefloppte deutsche Band Tokio Hotel ausgezeichnet.
Wer bestimmt hat, wer überhaupt in den einzelnen Kategorien nominiert wurde, das ist uns jedenfalls, vollkommen unbekannt. Laut MTV sind die Sieger der Kategorien durch ominöse ‚Votings‘ ermittelt worden. Zahlen und Abstimmungsmodalitäten wurden allerdings keine bekannt gegeben.
Abräumerin des Abends war wenig verwunderlich Lady Gaga aus New York, die gleich 3 EMA Awards ihrer Preissammlung hinzufügen durfte. Lady Gaga blieb der EMA Show aber fern, da sie anderweitig beschäftigt war.

Die EMAs sind sachlich betrachtet nichts weiter, als eine ziemlich aufwändig inszenierte, marktschreierische Leistungsshow der amerikanischen Kommerz-Musikindustrie, die sich in der EMA Show, wie alle Jahre wieder, selbst feiert. Europaweite Erfolge europäischer Acts (man denke nur an Stromae) fanden auch in der diesjährigen MTV EMA Show keine Beachtung. Von Europäern lassen sich Amerikaner eben nur ungern die Butter vom Brot nehmen. Nicht zu vergessen ist, dass die TV Senderkette MTV im Besitz des US amerikanischen Medienkonglomerats Viacom ist. Die EMAs sind also nur ein weiteres Instrument, um zu versuchen die US Marktmacht auf dem europäischen Musikmarkt zu zementieren.
Mit Abstand einträglichster Export Markt der US Musikindustrie ist natürlich, wen wundert das schon, Deutschland. Besonders Deutschland (aber auch Europa als Ganzes) ist daher auch Ziel der neuerdings im Video Sperrwahn abdrehenden US Musikkonzerne. Ein paar Knöpfchendrücker in den Musik Konzernzentralen (Hand-in-Hand mit den Drückern der Verwertungsgesellschaften) bestimmen, wer wann was wo sehen und kaufen darf! Zu feiern gibt es für den europäischen Musikverbraucher daher rein gar nichts. Ganz zu schweigen von der Preiserhöhungswelle, die sich in diesem Jahr die Musikindustrie erlaubt hat sich zu Gönnen. Die EMA sind da nur noch matt glitzernde Sargnägel auf ein Business, dem die Verbraucherwünsche geradezu lästig sind…