Musik-Business
verfasst von OLJO-Team

Musikmarkt USA: CD Absatz im freien Fall? Digital jetzt auch in der Krise?

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Wie Quartalszahlen der Warner Music Group (WMG), dem drittgrößten Musikkonzern auf dem US Musikmarkt, vermuten lassen ist der Sinkflug im Bereich der Verkaufszahlen von Album CDs in den USA anscheinend unaufhaltsam. Im dritten Quartal (Juli – September 2010) sank der Warner Music Group Umsatz mit Tonträgern ausserhalb des digitalen Bereichs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den USA von 206 Mio US$ auf nur noch 159 Mio US$. Im digitalen Bereich konnte überraschend keine Umsatzsteigerung erzielt werden. Im dritten Quartal 2010 verkaufte Warner Music in den USA digitale Musikdateien im Wert von 104 Mio US-$, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren ebenfalls 104 Mio US-$ Umsatz mit Musikdownloads, digitalen Videos und Klingeltönen erzielt worden. Zieht man die bei Einzeldownloads erfolgten Preiserhöhungen ab (im Schnitt ca + 20%), kann vermutet werden, dass sich nach Stückzahlen betrachtet ein nicht unerheblicher Rückgang der Verkaufsvorgänge im digitalen Bereich ereignet da (besonders bei Klingeltonverkäufen).
Warner Music kommt im dritten Quartal 2010 beim weltweiten Tonträgerverkauf auf einen Gewinn von 7 Mio US$, im Vorjahr waren es noch 49 Mio US$.
 
Die Umsatzzahlen des Nicht-digitalen Bereichs (CDs + Vinyl LPs) bedeuten, dass der Album CD Absatz bei Warner Music im zweiten Quartal um saftige 22,8 % zurückgegangen ist. Man kann da ohne weiteres von einem schweren Einbruch sprechen. Auch der Stückzahlenabsatz ist sicher um mehr als 20% eingebrochen.
Nicht unwahrscheinlich ist, dass auch Universal Music, Sony Music und EMI, die 3 anderen großen Player auf dem amerikanischen Musikmarkt, im Album CD Verkauf erhebliche Rückgänge zu verkraften haben. Allein mit einem schwachbrüstigen Repertoire von Warner sind die Rückgänge wohl nicht zu erklären. Das spezifische Repertoire hat aber quartalsweise wohl schon einen gewissen negativen, oder gegebenenfalls positiven Einfluss.
 
Für den US Album CD Gesamtmarkt gehen wir daher im dritten Quartal 2010 von einem Umsatzrückgang in US$ von 15% aus. Auch der Stückzahlenabsatz dürfte weitgehend ähnlich hohe Rückgänge erlebt haben.
 
Preiserhöhungen: US Verbraucher reagieren mit ausgeprägter Kaufzurückhaltung bei Einzeldownloads!
Der US Gesamtmarkt für digitale Musik soll laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen im Jahr 2010 in den USA im Wert nur um spärliche 5% wachsen, und das bei weiter ordentlich wachsenden Album Download Verkäufen. Der Einzeltrack Absatz nach Stückzahlen dürfte daher 2010 insgesamt stagnieren, oder ist sogar am Absinken. Darauf könnten zumindest die Warner Zahlen zum digitalen Umsatz hinweisen. Bei Warner Music müsste der Einzeltrackabsatz nach Stückzahlen im zweiten Quartal um mindestens 5% unter den Vorjahreszahlen liegen, womöglich aber gar bei minus 10% (wenn man ein als sicher geltendes Albumdownloadwachstum annimmt und den deutlichen Rückgang des Klingeltongeschäftes mit einbezieht).
Quasi einzige Ursache für die enttäuschenden Verkaufszahlen bei Einzeldownloads (ohne Klingeltöne) ist die saftige Preisanhebung von etwa durchschnittlich 20% (bei sehr vielen Titeln + 30%, nur wenige wurden im Preis um 30% gesenkt), die sich die US Musikkonzerne in Amerika (und bekanntlich noch ausgeprägter in Deutschland) 2010 für Einzeltracks erlaubt haben.
Ärgerlich an den Preiserhöhungen ist, dass diese nicht etwa mit Leistungsverbesserungen einhergehen. Die Preise wurden halt einfach mal so angehoben, schlicht und einfach um mehr Gewinn zu erzielen. So richtig scheint das Manöver ‚Preis höher = Umsatz höher‘ aber nicht zu klappen. Zu viele US Musikkäufer können sich mit einem Preis von 1,29 US-$ pro Einzeldownload noch nicht anfreunden, oder sind sogar stinksauer darüber. Viele verringern daher offensichtlich die Zahl ihrer Musik Einkäufe in den Download Shops. Nicht zu vergessen ist, dass die US Musikindustrie die Preise in einer Phase der Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit in Amerika angehoben hat und kein einziges Wort der Begründung über die Preiserhöhungen verloren hat…
 
Übrigens: In Deutschland laufen die Geschäfte für Warner Music erheblich besser. Die Bedeutung des deutschen Musikmarktes für die Warner Music Group dürfte prozentual an den Gesamterlösen den höchsten jemals erreichten Stand innehaben. Ganz ähnlich sieht es wahrscheinlich auch bei den anderen 3 ‚großen‘ Musikkonzernen aus.

Quelle: Geschäftsbericht der Warner Music Group zum Quartal III (Juli-Sept 2010), einzusehen auf der Webseite wmg.com.

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Erik Alexander
Erik Alexander
1. Dezember 2010 23:09

Rihanna mit drei Songs in den UK TOP 10 der nächsten Woche. Damit ist sie tatsächlich die erfolgreichste Künstlerin 2010. (neben Gaga)
Ob Gaga mit Born this way die 15 Millionen von Fame toppen wird wird man im nächsten Jahr feststellen.

oli
oli
1. Dezember 2010 21:47

Danke, liebes Oljo-Team für die interessante News, ich werde da auf jeden Fall dran bleiben und schaun welchen song er wieder raushaut.

oli
oli
1. Dezember 2010 20:40

Eilmeldung aus UK:
Ex- Pussycat Nicole SCHERZINGER stürmt mit „POISON“ Platz 1 von UK ITUNES!
Der Song wurde von HITproduzent und GAGA-Produzent Redone produziert, auch bei X Factor trat sie auf!

oli
oli
1. Dezember 2010 20:32

Susan Boyle hat über 850.000 Platten in den USA von „The Gift“ verkauft und erreicht somit nächste Woche (in der 4. Woche) bereits Platin (1 Million)!
Taylor Swift könnte nächste Woche sogar 2fach Platin (2 Million von ihrem Album) erreichen!

oli
oli
1. Dezember 2010 20:26

US-Charts aktuell:
P!NK stürmt mit „Raise Your Glass“ auf die 1 und bekommt Platin (über 1 Million verkauft)!
Katy Perry steigt mit „Firework“ auf die 2, belegt aber in den Digital Songs Platz 1! Super Bilanz für Katy 2010 in den USA. Platz 1 für ihr Album „Teenage Dream“, Single „Teenage Dream“ und Single „California Gurls“, jetzt Platz 2 mit „Firework“. Schafft sie 2010 ihre 4. Nummer 1 in den Staaten?
Rihanna weiterhin mit 2 Hits in den TOP 5, ihr Album „Loud“ verkaufte sich bislang knapp 350.000 mal und steuert auf Gold zu!

Erik Alexander
Erik Alexander
30. November 2010 15:08

Nun teilweise finde ich viele Downloads einfach überteuert. Bei den Cds gibt es gottseidank immer mehr aufwendige Verpackungen, Bonus DVDs um den markt dann doch wieder etwas anzukurbeln.

Israel leider noch immer Nummer 1 in Deutschland. Schade! Empire nur auf der 2.