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verfasst von OLJO-Team

Plattenfirmen überbieten sich: Adele und Helene im Platin Rausch

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Einen Zahlenwettkampf liefern sich derzeit die Plattenfirmen Universal Music (Label Polydor) und das unabhängige Label XL Recordings. Es geht dabei um die bei Polydor unter Vertrag stehende Schlagersängerin Helene Fischer mit ihrem Album ‚Weihnachten‚ und um die bei XL Recordings unter Vertrag stehende britische Sängerin Adele mit ihrem Album ‚25‚.

Ätsch, Erste mit Multi Platin!

Laut Mitteilung der deutschen Musikindustrie wurde das Album ’25‘ in Deutschland mittlerweile mehr als 400.000 mal verkauft (Doppel Platin). ‚Vergessen‚ wurde mitzuteilen in welchem konkreten Zeitraum diese 400.000 Alben denn verkauft worden sind. Die Doppel Platin Meldung für ’25‘ hat die Musikindustrie in ihrem Gold/Platin Monatsbulletin des Monats November gestern veröffentlicht.
Dort nicht eingetragen wurde eine doppel Platin Auszeichnung für das Album ‚Weihnachten‘. Der Eintrag steht seltsamerweise nur in der kürzlich wieder freigeschalteten Datenbank der Musikindustrie.
Die Plattenfirma XL Recordings hatte es offensichtlich extremst eilig ’25‘ zertifizieren zu lassen.
Info: Hierzu muss man wissen, dass Zertifizierungen grundsätzlich immer kostenpflichtig von der veröffentlichenden Plattenfirma bei der Musikindustrie-Dachorganisation zur Prüfung angemeldet werden müssen. In den allermeisten Fällen sind die Plattenfirmen bei weitem nicht so schnell dahinter her, wie aktuell XL Recordings bei ’25‘. Die scheinen auf ganz heissen Kohlen gesessen zu haben :-).

Reglement: Bei den Richtlinien zur Verleihung von Gold und Platin gilt folgende seltsame als wichtig einzustufende Sonderregelung, wir zitieren:
„Liegen zum Zeitpunkt der Verleihung nicht alle GEMA-Abrechnungen vor, oder sind im Rahmen vertraglicher GEMA-Regelungen nicht alle ausgelieferten Stückzahlen abgerechnet, werden die der GEMA gemeldeten Brutto-Auslieferungen abzüglich der vertraglichen Retourenpauschale herangezogen.“

Es kann somit auch dann ‚Gold‘ und ‚Platin‘ usw. verliehen werden, wenn ’nur‘ an den Handel ausgeliefert wurde (ohne dass Alben tatsächlich auch schon an Endkunden verkauft und im GEMA System offiziell verbucht worden sind). Diese Sonderregelung hat sich unter Umständen XL Recordings im Falle von ’25‘ zu Nutze gemacht. Noch eher dürfte diese Regelung auf das Album ‚Weihnachten‘ zutreffen.

Ohne Nutzung dieser Regelung wären unseres Erachtens für ’25‘ bis einschliesslich 30.11.15, dem angommenem Stichtag, keine 400 TSD offizielle Verkäufe ermittelbar gewesen. (Offiziell heisst vom GEMA System abgerechnet). Erst Recht nicht für ‚Weihnachten‘. (SIEHE UNSERE ERLÄUTERUNGEN AM ENDE DIESES ARTIKELS!)

Wie schnell das GEMA System Verkäufe abrechnet ist unbekannt. Da alles computerisiert ist, kann der Zeitraum von der Meldung des Terminals (Kasse) über den Verkauf eines Albums bis zur Verbuchung im GEMA System nicht groß sein. Länger als 24h kann das eigentlich nicht dauern.

Hat die Eile bei XL Recordings vielleicht einen Grund gehabt? Wollte man einer Universal Meldung bezüglich dem Fischer Album den Wind aus den Segeln nehmen?

Die Musikkonzern Universal nämlich hat gestern ebenfalls etwas zu Verkaufszahlen gemeldet. Man hat sich da nicht Lumpen lassen. Kurzerhand wird von Universal gemeldet, dass das Helene Fischer Album ‚Weihnachten‚ in Deutschland in nur 2 1/2 Wochen nach Veröffentlichung schon 500.000 mal verkauft worden ist. Es wird von 5fach Gold schwadroniert. Das Album erschien am 13. November. 2 1/2 Wochen ist der Zeitraum vom 13.11. bis 30.11.15.

Die Datenbank der Musikindustrie weisst ‚Weihnachten‘ mit Doppel Platin aus. Das heisst bis zu einem nicht bekannten Stichtag wurde 400.000 Einheiten des Albums ‚Weihnachten‘ verkauft.
Universal selbst meldet jedoch, dass bis zum 30.11.15 bereits 500.000 Alben verkauft worden sein. Das kann nicht der Wahrheit entsprechen.

XL Recordings hat ’25‘ flux angemeldet und bekam Doppel Platin (für einen allerdings ebenfalls unbekannten Ermittlungszeitraum. Wir nehmen an Stichtag ist der 30.11.15, das muss aber nicht der tatsächliche Stichtag sein). 5fach Gold für Helene gab es hingegen in der Novembermeldung der Musikindustrie nicht zu lesen (Doppel Platin steht allerdings in der Datenbank der Musikindustrie).

Aus dieser Gemengelage ergibt sich folgendes: Eine sehr schnell nach dem Erstveröffentlichungstermin erfolgte Gold, oder Platin Zertifizierung kann bedeuten, dass die ECHTE Verkaufszahl (also die Verkäufe an Endverbraucher die über das GEMA System offiziell gemeldet sind) unter Umständen deutlich unterhalb der Verleihungsgrenze liegt. Frühe Meldungen implizieren daher, dass auch mutmassliche Verkäufe, die erst in der Zukunft abgerechnet werden können, (und bei der Zertifizierung mit einem gewissen Abschlag (Retourenpauschale) versehen sind), in die Zertifizierungs-Ermittlung einbezogen sind.

Faktisch wird es so sein, dass weder Adele noch Helene Fischer zum Stichtag 30.11.15 jeweils mehr als 400.000 Alben offiziell an Endverbraucher verkauft haben. Für Adele haben wir bis zu diesem Zeitpunkt maximal 370-380 TSD als mögliche Verkaufszahl, für Helene Fischer allerhöchstens 285 TSD ermittelt (und zwar an Hand von Hochrechnungen fußend auf offiziellen Chartdaten).
Große Frage ist nun wann der Stichtag eigentlich war. Es kann auch angenommen werden, dass der Stichtag am Ende der Chartwoche war, die als letzte im November begann. Das wäre daher Donnerstag, der 03.12.15.
Wenn dem so wäre (was man nicht ausschliessen kann), dann hätte Adele tatsächlich ganz hauchdünne mehr als 400 TSD an Endverbraucher abgesetzt. Das Fischer Album jedoch wäre auch bei diesem Stichtag erst bei maximal 325 TSD angelangt.

Grundsätzlich verfahren Plattenfirmen sehr launisch was die Anmeldung zu Gold und Platin Zertifizierungen ihrer Veröffentlichungen angeht. Manchmal (ziemlich selten) geht es ihnen nicht schnell genug, oft warten sie ziemlich lange ab (mitunter Monate), und gelegentlich wird auch gar nicht angemeldet (vor allem wenn schonmal eine Erstmeldung zertifiziert wurde werden die Plattenfirmen ‚lahm‘. Verspätete Nachmeldungen (also Aufstockungen von Gold auf Platin von Platin auf Doppel Platin usw.) sind vergleichsweise oft der Fall.
Auch kann es vorkommen, dass eine erfolgte Zertifizierung von der Musikindustrie in den offiziellen GOLD/PLATIN Monatsmeldungen nicht aufgeführt ist. Das jedoch ist sehr selten der Fall. Komischerweise betrifft das nun ausgerechnet das Album ‚Weihnachten‘. Das wird wohl keine Absicht sein, dass das in der Monatsmeldung ‚vergessen‘ wurde…

Zusatzinfo:

Wie berechnet OLJO die Albumverkaufszahlen für Adele, Helene Fischer usw.?

Entscheidend hierfür ist die offizielle in den Medien verbreitete Information, dass Adeles ’25‘ in der Erstveröffentlichungswoche 263 TSD mal verkauft worden ist.
Anhand der veröffentlichten Chartdaten können so weitgehende Rückschlüsse über die Verkaufszahlen anderer Chartwochen und sämtlicher platzierter Alben ermittelt werden.
Wichtig ist festzuhalten, dass Adele die 263 TSD in einer Woche erreicht hat in dem das Weihnachts-und Wintergeschäft bereits mittel-stark angelaufen war.

In der Woche in der Adele 263 TSD Stück verkauft hat wurde Platz 100 genau 1600 mal verkauft. Platz 50 bis 21 im Schnitt 3800 mal, Platz 20 bis 10 im Schnitt 6600 mal.
Diese Chartwoche stellt eine derjenigen Wochen dar, in denen, wie erwähnt, die Verkaufszahlen u.a. der Top 20 wg Weihnachtsgeschäft bereits merklich über dem Jahresschnitt liegt. Laut Statistiken der Musikindustrie erhöhen sich bis Weihnachten die Verkaufszahlen der Top 100 je Woche im Mittel um 15%.
Im Schnitt liegt in den 4 Weihnachtsgeschäftswochen (23 Nov bis 24 Dez) der gesamte Album Absatz um ca. 170% über dem einer Durchschnittswoche, der Absatz der Album Top 20 liegt sogar annähernd + 220% über dem Jahreswochenmittel der Top 20 WOCHEN-Sales.

Für die Folgewoche (erste volle Weihnachtsgeschäftswoche 27.11 bis 03.12.14) kommen wir daher auf diese Werte:
Adele – ’25‘: 143 TSD
Helene Fischer – ‚Weihnachten‘: 128 TSD
Alligatoah – ‚Musik Ist Keine Lösung‘: 50 TSD (fast 50% davon sind Vorbestellungen)
Der Anstieg der Verkaufszahlen der Top 100 der Woche 27.11 bis 03.12.14 gegenüber der Vorwoche schätzen wir auf 25%. (anziehendes Weihnachtsgeschäft MINUS Wegfall Sondereffekt Adele Vorbestellungen)
In der aktuell noch laufenden Chartwoche werden die Verkaufszahlen der Top 100 um weitere ca 15% steigen.

Für Helene Fischer ergibt sich in unserer Datenanalyse in der Erstveröffentlichungswoche (13.11.15 bis 19.11.15) des Albums ‚Weihnachten‘ eine Verkaufszahl von 127 TSD. Diese Chartwoche war noch wenig beeinflusst vom Weihnachtsgeschäft (Top 100 ca +20% über dem Jahresdurchschnitt).

Kulmuliert 13.11.15 bis zum 03.12.15:

’25‘: 406 TSD (Doppel Platin kann demnach erst an einem Dezembertag erreicht worden sein, am wahrscheinlichsten am 03.12.15)
‚Weihnachten‘: 322,5 TSD (wird Ende dieser Woche bis Anfang nächster Chartwoche Doppel Platin erreicht haben, ca am 12.12.15)
‚Purpose‘: 60 TSD (inklusive Streaming könnte es in den nächsten Wochen irgendwann mal GOLD geben)
‚Muttersprache‘: 40,5 TSD

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41 Comments
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Deutschi
Deutschi
15. Dezember 2015 14:54

25 jetzt mit 5x Platin in Deutschland (1 Mio. St.). Damit ist er Erfolg was die Stückzahl angeht, ziemlich eindeutig zugunsten von Adele.

Erik
Erik
14. Dezember 2015 00:44

Und schon sehr bizarr das aufgrund der DVD und Blu Ray von Helene das eigentlich nach wie vor bestverkaufte Album des Jahres aufgrund des Umsatzes auf Platz 2 rumkurvt. Adele 25

Erik
Erik
11. Dezember 2015 14:01

Bei aller liebe ich mag kollegah – zu Musik gehört Provokation einfach dazu – und dafür liebe ich Leute wie ihn. Ertrage diese Weihnachtbäckerei Musik nicht. Ein Freund von mir kennt die Onkelz – super nette Leute und auch Freiwild sind gut zum abrocken. Die Gruppe die oljo so lobt zur Zeit mit dem komischen Namen ist ja nix anderes als Sportfreunde stiller nur das der Sänger diese Gruppe singen kann und tiefe Stimme hat.

Da unheilig 50++ abspricht läuft seine Musik natürlich besser im
Einzelhandel.

Wenig überraschend ist Adele meln Lieblingsalbum
2015 dicht gefolgt von Coldplay (Meisterwerk) und cee lo Green sowie Justin Bieber. Schlechtestes Album des Jahres für mich Sarah Connor – nur 3 Songs gefallen mir. Für mich daher rausgeschmissenes Geld. Ebenfalls nicht so dolle Helene mit Weihnachten – 8 gute Versionen 10 ganz ok der Rest pathetisch oder an das Orginal nicht heranreichend.

Super deutsche Alben: Mark Forster – Bourani und balbina und Laing.

Salem
Salem
11. Dezember 2015 13:44

Und in der Datenbank steht bis jetzt immer noch nur 1fach Platin: „Sarah Connor: 5-fach Gold für „Muttersprache“
Longplayer ist das erfolgreichste Album des Jahres bei iTunes“ Quelle: http://www.presseportal.de/pm/58621/3200346

Naja, schnell noch die Meldung raus hauen bevor es dann zum Jahresende doch vielleicht anders ausschaut. 😉

Salem
Salem
11. Dezember 2015 12:25

Tja, da haben sich wohl einige ziemlich verschätzt bzw. evtl. die Verkäufe im Einzelhandel unterschätzt: „Weihnachten“ auch nach Stückzahlen deutlich auf Platz 1! „25“ auf #2 hat davon 83.0%, #3 Coldplay mit 61.5%, schon ziemlich abgeschlagen auf #4 mit 15.2% „Muttersprache“, #10 (Enya) hat nur mehr 7.5%.

chris
chris
11. Dezember 2015 07:38

UNheilig, der ja schon letztes Jahr seine Karriere beendet hat, „man soll gehen wenn es am schönsten ist“ kann wohl doch nicht so ganz vom Ruhm-Rausch lassen, und haut ja nun die gefühlt 25te Platte seit „Karriereende“ raus, die aber in iTunes am ersten Tag nur auf der 7 steht, von daher, ist der wohl schon mal raus, aus dem Rennen um die Wochen Nummer 1

chris
chris
11. Dezember 2015 07:35

kollegah in den neuseeländischen itunes in den top200??
na macht wohl gerad die marzahner gesamtschule ne klassenfahrt nach auckland 😀

aber gibt ja hier tatsächlich user die eine nummer 1 von helene schlimmer finden als eine nummer 1 eines künstlers, der radikal islamische texte ins deutsche übersetzt hat, gegen homos wettert und das töten von polizisten propagiert

chris
chris
11. Dezember 2015 07:24

bin gespannt wie sich Unheilig, Kollegah und die „neue“( Sprich Best Of) von den Böhsen Onkelz gegen Helenchen und Adelchen stemmen können
Vermute dass Böhse Onkelz Verkaufstechnisch (da vermutlich hauptsächlich CDs abgesetzt werden, da die Onkelz Fans eher älter, eher „Sammler“ und hartgesottene Unterstützer sind) eine Überraschung werden könnten (beim Umsatz)
Aber denke bei so einer harten Konkurrenz kann es selbst dann nicht zum Platz 1 reichen…
es wird dennoch spannend!